Der „Bunte Hund“ will in Brackenheim bekannter werden
Das neu gegründetes Netzwerk für Vielfalt und Demokratie lädt am 14. September zum Austausch bei einer Picknickrunde am Rathaus ein. Dort will man Mitstreiter finden.

Wenige Tage nach den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen sitzt Felix Glaesser auf einer Terrasse in Brackenheim und sagt, dass ihm die Ergebnisse Angst machen. Angst, weil die AfD in Thüringen die meisten Stimmen bekommen hat und in Sachsen knapp hinter der CDU liegt – „eine rechtsnationale Partei!“, sagt der Jugendreferent mit Nachdruck. Auch dass bei der diesjährigen Jugendkonferenz in Brackenheim beim Thema Integration grundlegende Fakten vermittelt werden mussten, zeigt, wie wichtig Demokratiebildung ist.
Neben Felix Glaesser sitzt Gudrun Mohacsi, der Brackenheimerin geht es um ihre Heimatstadt: Sie wünscht sich ein lebendigeres Brackenheim, ein zentrales Begegnungszentrum, ein stärkeres gesellschaftliches Miteinander. Brackenheim, das sei mehr als Heuss und Wein, ist Mohacsi überzeugt, in einer Stadt dieser Größe könne man „noch etwas bewirken“. Zum Gespräch serviert Andreas Bachmann Kaffee, auch ihm fehlt eine Begegnungsstätte in der Stadt.
Der "Bunte Hund" will Anstöße geben
Es sind unterschiedliche Gründe, weshalb sich die Drei im neu gegründeten Netzwerk „Bunter Hund“ für Vielfalt und Demokratie in Brackenheim engagieren. „Bunter Hund“ will „Anstöße geben für mehr und neue Begegnungsräume und Möglichkeiten zum Austausch der unterschiedlichsten Gruppen“, erklärt Gudrun Mohacsi, unabhängig von bestehenden politischen und religiösen Strukturen.
Noch am Abend findet ein Treffen statt, es geht um den Feinschliff der Veranstaltung am 14. September. Bei der „Bunte Hunde Picknickrunde“ von 10 bis 12 Uhr auf dem Rathausvorplatz sucht das Netzwerk Mitstreiter, will größer und vielfältiger werden – und von den Brackenheimern erfahren, was sie sich für ihre Stadt wünschen.
Anfänge im Februar bei Demo "Brackenheim bleibt bunt"
„Wir wollen Menschen anziehen, die Werte wie Vielfalt teilen und sich für Demokratie einsetzen wollen“, sagt Mohacsi. Anderen Meinungen wollen sich die Initiatoren nicht verschließen.
Die Anfänge von „Bunter Hund“ gehen in den Februar zurück, zu „Brackenheim bleibt bunt“. Bei der Versammlung gegen Rechtsextremismus und für Demokratie herrschte großes Gemeinschaftsgefühl, und es gab „berührende Reden“, erinnert sich Andreas Bachmann zurück. Eine Rednerin damals ist Gudrun Mohacsis Tochter Yasemin Burkhardt. Sie hat die Veranstaltung angeschoben und wird im Anschluss gefragt, ob sie bei der Kommunalwahl im Juni als Stadträtin antreten will. Burkhardt wird für die Grünen gewählt.
Außer ihr kandidieren weitere junge Menschen, doch es ziehen weniger in das Gremium ein als erhofft. Auf die Euphorie sei Ernüchterung gefolgt, sagt Gudrun Mohacsi. „So kam die Idee auf, etwas Gemeinschaftliches zu beginnen.“ Anfangs grübelte man über die Ziele, es sollte nicht nur gegen Rechtsruck und um Demokratie gehen, sondern es sollten Wünsche und Ideen für Veränderungen vor Ort einfließen. „Uns vereint, dass wir gern in Brackenheim wohnen und uns wünschen, dass die Stadt noch offener wird“, sagt Gudrun Mohacsi., Der „Bunte Hund“ gebe ihr das Gefühl, dass etwas Neues anbricht.
Alle Brackenheimer Familien ansprechen
Sie lebt schon länger in Brackenheim, kennt viele Menschen vor Ort, aber da gebe es noch die vielen junge Familien in den Wohngebieten, die ihrerseits Möglichkeiten für spontane, soziale Kontakte suchten, sich mehr Familienarbeit wünschten, sagt Mohacsi. Auch sie habe schon lange „das Bedürfnis, andere Brackenheimer kennenzulernen.“
Mohacsi legt den Flyer für den „Bunten Hund“ auf den Tisch, bald soll es auch Aufkleber geben. Die Idee für Name und Logo kamen ihr spontan an einem Morgen. Als Vorbild dient die Bracke, der Jagdhund des Stadtwappens, dem Mohacsi ein farbenfrohes, lebendigeres Aussehen verpasst hat. Dabei spielt das Netzwerk nicht nur mit dem Bild – sondern auch mit dem sprichwörtlichen „bunten Hund“, der überall bekannt ist.
Kooperation mit Heilbronner Demokratiezentrum
Zehn Aktive bilden den Kern des Netzwerks, sie sind in Brackenheim vernetzt und haben einen Bezug zur lokalen Politik und der Kommune. Über Felix Glaesser kommt außerdem der Kontakt zu Josephine Rauner-Schläger zustande. Die Bildungsreferentin beim Stadt- und Kreisjugendring Heilbronn (SKJR) engagiert sich stark in Brackenheim. Dadurch kooperiert „Bunter Hund“ mit dem Demokratiezentrum Heilbronn.