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Fünf Jahre Corona
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Die Pandemie als Turbobeschleuniger für die Digitalisierung an Schulen 

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Es war ein Sprung ins kalte Wasser, als im März 2020 quasi von heute auf morgen die Schulen dichtgemacht wurden und Kinder wie Lehrer ins Homeschooling wechselten. Wie blicken Schulen nach fünf Jahren auf diese Zeit? Fünf Beispiele aus der Region.


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Es ist im März, an einem Freitag, der 13., als sich die Bundesländer – nach einem Treffen der Kultusministerkonferenz am Vortrag – entscheiden, die Schulen erstmal dicht zu machen. Eric Sohnle, Rektor der Michael-Beheim-Schule in Obersulm-Sülzbach, erinnert sich: „Der Start war auch bei uns, wie wahrscheinlich überall, ein bisschen holprig.“  Der Schulleiter der Obersulmer Grund- und Gemeinschaftsschule sagt: „Es war wie ein Sprung ins kalte Wasser.“

Seine Schule war wie einige andere mit Microsoft-Produkten ausgestattet – womit sie zu Beginn im Vorteil gegenüber den Einrichtungen war, die auf die vom Land favorisierte Lernplattform Moodle vertraut hatten. „Video-Schalten waren relativ schnell und gut umsetzbar.“ Relativ zügig sei zumindest in der Gemeinschaftsschule ein grober Unterricht nach Stundenplan möglich gewesen. In der Grundschule war es etwas schwieriger, auch weil einige Kinder in ihren Familien kein Endgerät hatten. Da es schnell gehen musste, wurde unbürokratisch geholfen: „Lehrer haben zum Beispiel ihre alten Geräte verliehen.“

Während der Pandemie wurden digitale Berührungsängste abgebaut

Der milliardenschwere Fördertopf „Digitalpakt Schule“ wurde in der Corona-Zeit aufgestockt. Etliche Schulen haben davon profitiert. Überhaupt musste vielerorts schnell nachgerüstet werden – sowohl finanziell als auch in den Köpfen. Mancher Lehrer habe wohl eher „aus der Not heraus Berührungsängste abgebaut“, erinnert sich Eric Sohnle lächelnd – und dann doch zügig Videokonferenzen etwas abgewinnen können.


Und heute? Das digitale Klassenbuch gehört an der Obersulmer Schule zum normalen Alltag, genauso wie digitale Tafeln oder Monitore und iPad-Koffer, also ganze Klassensätze an Tablets, die im Unterricht eingesetzt werden. „Das alles wäre ohne Corona schleppender gegangen“, ist Rektor Sohnle sicher.

So sieht das auch Melanie Kübler, Rektorin der Grundschule Eberstadt. „Ich glaube, dass die Digitalisierung sehr viel länger gedauert hätte.“ Mit Hilfe des Digitalpaktes seien 30 Tablets und elektronische Tafeln in allen Klassenzimmern angeschafft worden. „Die Tablets sind aus dem Unterricht nicht mehr wegzudenken und als Ergänzung sehr gut nutzbar.“ Nur sind sie inzwischen fast fünf Jahre alt – also eigentlich schon wieder veraltet. Manche Schule wartet deshalb auf die nächste Förderoffensive Digitalpakt 2.0.

Schulleiterin: Digitale Medien sind im Schulalltag allgegenwärtig

In gewisser Weise sei Corona für alle Schulen gut gewesen, sagt Edeltraud Smolka, die das Friedrich-von-Alberti-Gymnasium (FvAG) in Bad Friedrichshall leitet. „Wir haben heute eine Ausrüstung und Ausstattung, die es vorher so nicht gab.“ Daran hätten nicht nur Bund und Land, sondern als Schulträgerin auch die Stadt Bad Friedrichshall großen Anteil. Inzwischen sei jeder Raum unter anderem mit einem Monitor, mit einer Dokumentenkamera und einem Mini-PC ausgestattet. Auch am FvAG sind Tablet-Koffer gezielt im Einsatz. Die Plattform Moodle werde weiterhin gepflegt. „Lehrer können zum Beispiel Arbeitsblätter hochladen.“ Ab der zehnten Klasse kann jeder Schüler über ein Tablet verfügen. „Entweder man nutzt sein eigenes oder leiht sich eines von der Schule.“  Die Plattform IServ erleichtert die Kommunikation mit den Eltern. Edeltraud Smolka ist sicher: „Die Pandemie hat der Digitalisierung einen Schub gegeben.“ Digitale Medien seien im Schulalltag allgegenwärtig.

Zu Beginn der Pandemie war Edeltraud Smolka noch Chefin einer deutschen Schule in Mexiko. „Dort ging alles viel schneller. Ich konnte Zoom noch nicht mal schreiben, da hatte ich es schon.“ Der Datenschutz sei in Mittelamerika eben nicht so streng wie hierzulande. 

Auch Edeltraud Smolka weiß, dass sich manche Lehrer anfangs mit der Digitalisierung während der Pandemie  schwertaten. „Moodle war zwar eingerichtet, aber nicht alle konnten damit umgehen.“ Die Kollegen seien schnell geschult worden. Wenn morgen ein neuer Lockdown käme, dann sei Online-Unterricht kein Problem, sagt die Oberstudiendirektorin. In Einzelfällen werde er immer noch praktiziert,  „sehr fleißig sogar“: Dann, wenn Lehrer aus Krankheitsgründen nicht in der Schule sein können, sich aber trotzdem in der Lage sehen, zu unterrichten.

Kommunen erkannten, wie wichtig eine gute Ausstattung ist

„Wir hatten bereits viele digitale Strukturen“, sagt Matthias Dix, Konrektor der Heinrich-von-Kleist-Realschule in Heilbronn. Durch Corona seien es mehr geworden. iPads und Whiteboards habe es vorher nicht gegeben. Die Pandemie habe dafür gesorgt, dass Gas gegeben wurde. Der stellvertretende Rektor ist sicher: „Viele Kommunen haben als Schulträger während der Pandemie gemerkt, wie wichtig eine gute Ausstattung ist.“ Dix schaut zurück auf den ersten Lockdown an seiner Schule. Dank einer gut funktionierenden Plattform „hatten wir binnen einer Woche Online-Unterricht auf die Beine gestellt“.

„Auch wenn es keiner will: Wir könnten problemlos wieder ins Homeschooling wechseln“, sagt Frank Schuhmacher vom Hohenlohe-Gymnasium in Öhringen. „Die Ressourcen sind da.“ Die lange Abwesenheit von Lehrern und Schülern während der Pandemie habe speziell seiner Schule einen Schub verschafft: Die Bauarbeiten auf dem Schulgelände gingen schneller vonstatten. Auch wenn man zunächst Hemmschwellen abbauen musste: Schuhmacher ist sicher, dass die Pandemie die Bereitschaft von Lehrern, Eltern und Kindern erhöht hat, im Schulleben digitaler zu werden. 

2019, noch vor Ausbruch der Pandemie, trat der Digitalpakt Schule in Kraft. Der Bund stellte fünf Milliarden Euro zur Verfügung, um die Digitalisierung an allgemeinbildenden Schulen zu fördern. 2020, im Zuge von Corona, wurde die Fördersumme um 1,5 Milliarden Euro erhöht. Zusätzlich erbrachten die Länder im Förderprogramm einen Eigenanteil. Der Digitalpakt Schule lief 2024 aus. Mit dem Nachfolgeprogramm Digitalpakt 2.0 soll die digitale Infrastruktur weiter ausgebaut und der Unterricht in Bezug auf Digitalisierung weiterentwickelt werden. Bis 2030 sollen fünf Milliarden Euro bereitgestellt werden, die jeweils zur Hälfte vom Bund und von den Ländern getragen werden. 

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