Aus dem alten Affaltracher Sportplatz wird ein Erlebnisraum Natur
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Das brachliegendes Gelände im Wander- und Erholungsgebiet Affaltrach wird ökologisch aufgewertet. Eine Ruhezone für Tiere und Pflanzen wird geschaffen sowie eine Begegnungsstätte für die Bevölkerung. Die Bürgerstiftung Obersulm plant eine Grillstelle samt Schutzhütte.
Klimaschutzmanager Stefan Fuchs, Thomas Schwarz und Alexander Bartelmann vom Bauamt (von links) auf dem alten Sportplatz Greut, der zu einem naturnahen Erlebnisraum für Mensch und Tier werden soll.
Foto: Sabine Friedrich
Die Tore stehen noch, aber Netze gibt es keine mehr. Dennoch wird der alte Sportplatz Greut außerhalb von Affaltrach noch heute gerne genutzt, von Teams und Abteilungen der Sportfreunde Affaltrach und des FC Obersulm, wie Sportfreunde-Mitglied Michael Schwemmer weiß. Auch Kindergärten kommen gerne zu ihren Natur- und Waldtagen auf das Areal gegenüber dem Trainingsgelände des Hundesportvereins, ebenso Schulklassen. Örtliche Wengerter veranstalten hier alljährlich ein Weinfest. Nun plant die Gemeinde, ihr rund 5500 Quadratmeter großes Gelände ökologisch aufzuwerten. Das hat der Gemeinderat bei drei Gegenstimme und zwei Enthaltungen mehrheitlich beschlossen. Die Bürgerstiftung Obersulm (BSO) möchte eine Schutzhütte und einen Grillplatz als Begegnungsstätte bauen.
„Wir geben der Natur wieder den Freiraum“, sagt Thomas Schwarz, bei der Gemeinde für die Grünflächen, die Sport- und Spielplatzunterhaltung zuständig. Jetzt sei der alte Sportplatz eine brachliegende Fläche, die intensiv genutzt werde, sprich wie alle anderen Sportplätze in der Gemeinde regelmäßig gemäht wird. Diese intensive Nutzung schränke die Artenvielfalt ein.
Trockenmauern, Sandarium, Blumen- und Kräuterwiese
Das soll sich nun ändern. Klimaschutzmanager Stefan Fuchs erläutert die naturnahe Umgestaltung. Trockenmauern für Insekten und Eidechsen sieht die Planung vor, dazu eine Retensionsfläche, die Niederschlag auffängt, der dann langsam versickern kann. Auch die Dachentwässerung der Schutzhütte werde an diese Wasserrückhaltung angeschlossen. Eine Feuchtzone wird Lebensraum für Amphibien bieten. Sand-, Trocken- und Totholzzonen sorgen für eine breite Diversität. Dazu kommen eine Blumen- und Kräuterwiese, Magerrasen-Freiflächen und ein Biotop. Zahlreiche Sträucher und Bäume, klimaresistente und heimische, werden gepflanzt. Mit der Renaturierung gehört die Hitzeinsel an heißen Sommertagen der Vergangenheit an.
Das Gelände soll erlebbar sein, sagt Fuchs. Sitzgruppen werden platziert, auf gemähten Wegen kann flaniert werden. Es bleibt ein kleines Rasenspielfeld für sportliche und Freizeitaktivitäten. „Eine schöne Sache für Mensch und Natur“, meint der Klimaschutzmanager. Und eine weitere Attraktion im Wander- und Erholungsgebiet mit Obsterlebnis-, Wein- und Walderlebnispfad am Zeilberg.
Parkplätze sind im Affaltracher Greut bereits vorhanden
Parkplätze sind bereits vorhanden, rund zehn Autos können auf den Rasengittersteinen abgestellt werden. Ob es Toiletten braucht, werde man sehen, so Thomas Schwarz. Er verweist auf die Kirschenallee, das Zigeneuerfohrle und den Ruheforst, wo mobile Toiletten aufgestellt sind.
Grünen-Gemeinderat und Bürgerstiftungs-Mitglied Helmut Hornung musste den Stiftungs-Vorsitzenden Wolfgang Finkbeiner nicht überreden, dass die Institution sich beim Projekt Greut ebenfalls mit einbringt. „Ich sehe das als Mehrwert für die Bevölkerung“, sagt Finkbeiner. Und als Ausgleich, wenn der Sportplatz in Affaltrach und der alte Sportplatz in Willsbach anderen Nutzungen weichen müssen. Eine Arbeitsgruppe Greut hat sich bereits gebildet.
Bürgerstiftung Obersulm hofft auf Förderung
Architekt Philipp Ruppert plant den Grillplatz und die Schutzhütte als zentralen Aufenthaltsort auf dem Gelände. Dieser kann allerdings nur realisiert werden, wenn es aus dem EU-Leader-Förderprogramm Geld gibt. Den Antrag hat Alexander Bartelmann vom Obersulmer Bauamt mit der BSO gestellt. 70 Prozent der 100.000 Euro Kosten erhofft sich die Stiftung.
Der Zuschuss für die Gemeinde ist zugesagt. Aus dem Aktionsprogramm „Natürlicher Klimaschutz“ des Bundes bekommt sie eine 90-prozentige Förderung. Die Gesamtkosten belaufen sich auf knapp 113.000 Euro. Die naturnahe Begegnungsstätte Greut ist das vierte Projekt der Gemeinde in diesem Programm neben dem Wald-Klimapfad, den Baumalleen, der schonenden Mähtechnik und dem Pflegekonzept Grünflächen.
Bis in die 1980er Jahre, so hat Sportvereins-Mitglied Michael Schwemmer recherchiert, wurde der Sportplatz im Greut manchmal für Jugendspiele genutzt, im Sommer häufiger auch als Trainingsplatz. Etwa bis in die 2010er Jahre fand dort jedes Jahr ein AH-Kleinfeldturnier statt, bis vor wenigen Jahren auch die Vatertags-Hocketse und die Bewirtung am 1. Mai.
Wann der Sportplatz im Greut gebaut wurde, darüber gibt die Obersulmer Chronik Auskunft: Mitglieder des Affaltracher Turn- und Sportvereins, Vorgänger der Sportfreunde, errichteten in Eigenleistung in der Zeit der Wirtschaftskrise der Weimarer Republik das Sportgelände. Es gab übrigens ein zweite Spielfeld, das des 1928 gegründeten Sportclubs Affaltrach, das neben dem des Lokalrivalen lag, wie es in „Obersulm – sechs Dörfer, eine Gemeinde“ weiter heißt.
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