Bienen in Gefahr: Asiatische Hornisse breitet sich im Raum Heilbronn aus
Sie tötet ganze Bienenvölker und scheint in der Region Heilbronn kaum zu stoppen zu sein: Imker und Behörden versuchen händeringend, die Asiatische Hornisse einzudämmen.
Mit dem Laubfall erspähte David Eberbach aus dem Wüstenroter Ortsteil Neulautern einen Ballen mit gut 50 Zentimeter Umfang in der Krone eines Laubbaums. Der Imker ahnte sofort, was es sein könnte und meldete seine Fund auf der Plattform des Landesumweltamtes: das Nest eines Volks der Asiatischen Hornisse. Die eingewanderte Spezies ernährt sich unter anderem von Honigbienen. In Wüstenrot sei bei einem Kollegen ein ganzes Jungvolk von der vespa velutina, so der lateinische Name des Schädlings, vernichtet worden, berichtet der Imker.
Immer häufiger werden Einzeltiere und Nester entdeckt. Das zeigt auch eine Fundortkarte auf der Webseite der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg. Von Frankreich aus kommend verbreitet sich die Art seit 2014 nach Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz, und zwar rasant. Inzwischen sind der Raum Rhein-Neckar und auch der Landkreis Heilbronn stark betroffen. Wurden im gesamten Vorjahr 607 Nester in Baden-Württemberg registriert, so sind es in diesem Jahr jetzt schon 1095, und jeden Tag werden weitere entdeckt.
Wo es im Heilbronner Land besonders viele Nester der Asiatischen Hornisse gibt
Eine Konzentration von Nestern der Asiatischen Hornisse gibt es nach Beobachtung des Brackenheimer Hornissenfachberaters Patrick Schooler im Zabergäu, wo schon viele Bienenvölker aufgrund der invasiven Art verlorengegangen seien. Schooler ist Velutina-Beauftragter im Landesverband württembergischer Imker.
Erst am Mittwoch dieser Woche hat er ein Nest im Güglinger Ortsteil Eibensbach gefunden, zwei Tage davor eines in Weinsberg. Gemeinsam mit seiner Frau Cornelia hat er schon Dutzende Nester mit Hilfe von Hubsteigern und Lanzen entfernt. Das Ehepaar hält auch Vorträge zur Velutina, etwa in Imkervereinen der Region.
Was macht die Asiatische Hornisse mit den Bienen und wie gefährlich ist sie für den Menschen? Darauf hat der Leiter der insektenkundlichen Abteilung im Staatlichen Naturkundemuseum Karlsruhe, Dr. Manfred Verhaagh, eine Antwort. Der Stich einer Asiatischen Hornisse sei in etwa so gefährlich, wie der Stich einer einheimischen Hornisse, nur schmerzhafter. Dies liege an deren Stachel, der länger ist, als der der einheimischen Spezies. Wie bei der heimischen Hornisse auch, könne ein Stich unter Umständen allergische Reaktionen bis hin zum Anaphylaktischen Schock auslösen.
Elf Kilo Bienenfleisch frisst ein Volk der invasiven Art pro Jahr
Für die Bienen führt ein Zusammentreffen dagegen meist direkt zum Tod. "Die Asiatische Hornisse beißt Kopf, Hinterteil und Flügel ab. Dann frisst sie aus dem Mittelteil der Honigbiene das Muskelgewebe, trägt es in das Nest und füttert damit die Larven", so der Experte. Ein Volk der Asiatischen Hornisse verspeist laut einer Studie pro Jahr 97.000 Beutestücke, was einer Fleischmasse von elf Kilogramm entspreche, so der Karlsruher Insektenforscher.
Noch sind die wirtschaftlichen Schäden bei den Imkern überschaubar, doch das werde sich ändern, ist Andreas Braun überzeugt. Das Vorstandsmitglied im Bezirksimkerverein Weinsberg appelliert an die Behörden, entdeckte Nester schnellstmöglich entfernen zu lassen. "Die müssten jetzt runtergenommen werden, bevor die Königinnen ausfliegen." Jede befruchtete Königin könne potenziell eine neues Volk gründen, was die Ausbreitung der invasiven Art enorm beschleunigen könnte, befürchtet der Imker. Spätestens im kommenden Jahr wird uns das Problem intensiver beschäftigen."
Warum Asiatische Hornissen-Nester jetzt ganz schnell entfernt werden müssen
Eine schnelle Entnahme fordert auch David Eberbach. Seitdem er das hoch im Baum hängende Nest ordnungsgemäß gemeldet hat, ist noch nichts passiert. Dafür zuständig ist die Landesanstalt für Bienenkunde an der Uni Hohenheim. Die Anstalt beauftragt fachkundige Personen oder Unternehmen mit der Entnahme der Nester. "Wahrscheinlich sind die angesichts der vielen Sichtungen gerade überlastet", vermutet der Imker. Die Landesanstalt war am Freitag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Die Landesanstalt für Umwelt bittet Bürger, den Fund einzelner Tiere oder Nester auf der eigenen Meldeplattform mitzuteilen (Stichworte: Asiatische Hornisse, Meldeplattform, Württemberg). Wichtig ist, ein möglichst detailliertes Foto hinzuzufügen, um Verwechslungen mit anderen Arten, wie der heimischen Hornisse, vorzubeugen.


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