Pure Lebensfreude in der Partnerstadt
Verein Amicale Béziers aus Heilbronn mischt in Beziérs bei der Féria mit schwäbischen Spezialitäten kräftig mit und fördert die deutsch-französische Freundschaft

Die Stimmung bei Thomas Biskup? "Einerseits froh, dass wir mit der Arbeit durch sind. Andererseits müssen wir jetzt bis zur nächsten Feria wieder 370 Tage warten. Für mich ist das ein ganz wichtiges Event." Die Féria de Béziers, das ist das größte Sommerfest im Umland, tausende Besucher feiern von Mittwoch bis Sonntag, tanzen und singen im Familienverbund bis nachts um 2 Uhr in den Straßen "bis der Strom ausgeht". Bands, DJs, Illuminationen, Folkloredarbietungen oder Flamenco sorgen bis weit in die Nacht hinein für Stimmung.
"Das ist Frankreich, das ist Sommerfeeling", sagt Biskup. Mit dabei, zum 28. Mal, die Heilbronner Amicale Béziers mit 15 Mitstreitern, Amicale bedeutet auf Deutsch Verein. Auch der Begriff "Freundschaftlichkeit", steckt in dem Wort, und treue Freunde, das sind sie inzwischen natürlich schon längst geworden, die Heilbronner und die Südfranzosen.
Riesling und deutsche Würste kamen super an
Thomas Biskup etwa hat ein "Maultaschen-Resteessen" bei im Verein engagierten Freunden zum Mitmachen animiert. Vorsitzender Oliver Brux hat schon als 15-Jähriger beim Schüleraustausch Feuer gefangen. 1995 hat der frankophile Produktmanager in der Halbleiterindustrie Amicale Béziers gegründet. Und deshalb hieß, es, auch in diesem Sommer: Den Transporter mit 1300 Würsten, 120 Kilogramm Maultaschen bepacken, dazu 35 Flaschen Riesling und 1000 Liter Bier, mit Bus und Autos mitten in der Nacht in Heilbronn zu starten, um am vergangenen Dienstag gegen 12 Uhr vor Ort zu sein. Dann galt es, den Stand aufzubauen.
"Schon ein Kraftakt", sagt Hannes Finkbeiner, auch er war mit von der Partie. In der täglichen Fünf-Stunden-Schicht hat er gelernt, dass Maultaschen im Süden Ravioli sind, dass Germanenwürste super ankommen, wie er das mit dem Pfand erklärt und gleich "pas carte" zu rufen, wenn die Gäste mit dem Handy bezahlen wollten. "Nächstes Jahr planen wir, auch ein Kartenbezahlsystem zu haben", sagt Oliver Brux.

Würste, Riesling, alles ging weg wie warme Semmeln. Eine riesen Gaudi und eine gute Gelegenheit, ins Gespräch zu kommen und Kontakte zu knüpfen. "Über Völkerverständigung sollte man nicht nur reden, sondern sie auch praktizieren", sagt Finkbeiner.
Jeder ist willkommen, egal wie gut er französisch kann
Alle drei Schichten hat der von Frankreich Begeisterte abwechselnd durchgemacht, von 12 bis 17 Uhr, von 17 bis 22 Uhr oder von 22 bis 2 Uhr. Besonders die letzten beiden seien "anspruchsvoll" bis "heftig" gewesen, wenn die Menschen aus der Arena vom während der Feria täglich stattfindenden Stierkampf zurückgekommen seien. "Dann war alles rappelvoll." Bierzapfen, Brot schneiden, grillen, im Außenbereich Bestellungen aufnehmen: Egal, wie rudimentär oder ausgefeilt die Französischkenntnisse sind, jeder ist und war eine willkommene Hilfe. Auffällig fand er, dass gerade auch Teenager bis tief in die Nacht unterwegs waren, dass alle so friedlich feierten, was er auf die große Polizei- und Militärpräsenz zurückführt.
Jetzt, nach fünf Tagen Einsatz, viel Tanz und wenig Schlaf, Paddelausflügen auf der Orb oder an den Strand, vielen gemeinsamen Essen, auch mit der befreundeten Trachtengruppe, ist das Team übermüdet aber glücklich. "Nach der Féria ist vor der Féria", das Credo der eingefleischten Fans, hat Oliver Brux verinnerlicht. Der 56-Jährige würde sich auch über eine Vergrößerung der Truppe freuen. "Wir sind sehr offen, nehmen gerne neue Leute mit, zumal wir ein bisschen mit Überalterung kämpfen." Die eigene Familie geht mit gutem Beispiel voran. Auch der 14-jährige Sohn stand mit am Grill. "Ich fand es gut", sagt Thibault, der gern herumgeschlendert ist, wenn er keine Schicht hatte, auf der Suche nach "toller Musik".