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Kläranlage Unteres Sulmtal 
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Abwasser wird ultrafein filtriert

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Mit der vierten Reinigungsstufe werden Hormone und Medikamente entfernt. Neubau für 25 Millionen Euro geplant.

Kämmerer Roland Mehrer, Oberbürgermeister Steffen Hertwig, Geschäftsführer Thorsten Morhaus, und die Bürgermeister Timo Frey (Bad Friedrichshall) und Uwe Mosthaf (Erlenbach, von links) schauen sich die Reaktoren in der Kläranlage an. Foto: Ralf Seidel
Kämmerer Roland Mehrer, Oberbürgermeister Steffen Hertwig, Geschäftsführer Thorsten Morhaus, und die Bürgermeister Timo Frey (Bad Friedrichshall) und Uwe Mosthaf (Erlenbach, von links) schauen sich die Reaktoren in der Kläranlage an. Foto: Ralf Seidel  Foto: Seidel, Ralf

Als erste Kläranlage in Deutschland will der Abwasserzweckverband (AZV) Unteres Sulmtal ab dem Jahr 2026 die vierte Reinigungsstufe nicht in offenen Becken, sondern in so genannten Sequencing Batch Reactor (SBR) umsetzen. "Was wir hier bauen ist einzigartig", freut sich der Geschäftsführer des AZV, Thorsten Morhaus auf die Umsetzung. 

Bereits seit 2021 ist eine Versuchsanlage in Zusammenarbeit mit dem Kompetenzzentrum Spurenstoffe Baden-Württemberg in Betrieb, die mit Pulveraktivkohle Arzneimittelrückstände und weitere Spurenstoffe wie Röntgenkontrastmittel, Duftstoffe aus Körperpflege- und Reinigungsmitteln, Pflanzenschutzmittel, Industriechemikalien und Flammschutzmittel aus dem Wasser holen kann. Allerdings nur in kleinem Maßstab.

Nun wird viel größer geplant. Auf einem Teil des Geländes, das schon an der Bad Friedrichshaller Gemarkungsgrenze liegt, sollen neue eingehauste SBR-Reaktoren entstehen. "Wir haben nicht viel Platz", sagt Morhaus zu dem zwischen Audi und Schwarz-Campus am Neckar liegenden Gelände. Große, runde Becken, das so genannte "Ulmer Verfahren" wie es in Öhringen verwirklicht wurde, könnten hier nicht unterkommen. 

Man will beim Zweckverband aber 90 Prozent von zwölf Millionen Kubikmetern Abwasser im Jahr reinigen, dabei auch das Prozesswasser von Audi mit einer Million Kubikmetern. Das lässt sich der Zweckverband rund 25 Millionen Euro kosten, der Baubeginn ist für das Jahr 2026 geplant. "Wir hoffen auf eine Förderung durch das Land Baden-Württemberg in Höhe von vier Millionen Euro", so Oberbürgermeister Steffen Hertwig, der Vorsitzender des AZV ist. "Das ist ein guter Schritt für den Gewässerschutz in der Region." 

Kläranlage zuständig von Offenau bis Eberstadt

Mit im Boot sind acht Verbandskommunen von Offenau bis Eberstadt. Bürgermeister Timo Frey aus Bad Friedrichshall vermutet, "dass sich die Umlagen für die Verbandsmitglieder und damit die Gebühren erhöhen werden". Der Baubeschluss sei in der Verbandsversammlung aber einstimmig erfolgt. "Wir sind der Meinung, dass es besser ist, schon vor der gesetzlichen Verpflichtung die vierte Reinigungsstufe umzusetzen, weil es jetzt noch gute Fördermöglichkeiten und vergleichsweise niedrigere Baukosten gibt." 

Auch sein Erlenbacher Kollege Uwe Mosthaf pflichtet bei: "Das ist richtig und wichtig, dass wir das machen." Daher rechne er bei den zusätzlichen Kosten von rund 74 Euro im Jahr für eine Durchschnittsfamilie mit einer "hohen Akzeptanz". 

Die Inbetriebnahme ist für 2028 oder 2029 geplant. Dann können Medikamente wie Schmerzmittel, umweltschädliche Hormone oder auch Rostschutzmittel aus Spülmaschinentabs aus dem Wasser gefiltert werden. Von derzeit 25 Prozent werden künftig mindestens 80 Prozent Spurenstoffe entfernt. Dies geschieht mittels Nanofiltration und der schon erprobten Aktivkohle. Als weiteren Nebeneffekt wird eine weitere Tonne Phosphat aus dem Abwasser eliminiert, so dass in insgesamt 3000 Tonnen Klärschlamm nur noch 2000 Kilogramm Phosphate enthalten sein werden. 

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