Weit weg von geil: Mario Barth im Redblue in Heilbronn
Nach dem Motto „Das Leben ist Comedy“ reiht Mario Barth bei seinem Auftritt in Heilbronn eine banale Alltagsanekdote an die nächste. Auch sonst dürfen sich 2700 Fans über die bewährten Themen des Berliners amüsieren.
Natürlich kommt er auf seiner Tour nach Heilbronn. Mario Barth versteht gar nicht, was dagegen sprechen sollte: „Da leben doch auch Menschen.“ Und der 53-Jährige, der einst mit seinen Shows in Berlin zwei Publikumsrekorde aufgestellt hat, hat dort eine Fangemeinde. Gut 2700 Besucher sind es, die den Comedian am Samstagabend sehen wollen bei seinem Auftritt im Redblue.
Entsprechend lange sind vor der Show die Autoschlange durch die Böllinger Höfe und groß die Traube um den Merchandise-Stand, wo es Tassen, Taschentücher und T-Shirts mit Konterfei und Sprüchen von Barth zu erstehen gibt.
Mario Barth mit "Männer sind nichts ohne die Frauen" in Heilbronn
Ein Vierteljahrhundert wird es im kommenden Jahr sein, dass der ausgebildete Kommunikationselektroniker schon mit seinen Bühnenprogrammen unterwegs ist. Nach Männer sind Schweine, primitiv, peinlich, schuld, bekloppt und faul behauptet Mario Barth nun: Männer sind nichts ohne die Frauen. Thematisch also alles beim Alten.
Sich mit Geschlechtern und ihrer Beziehung zueinander zu beschäftigen, dem wird der Berliner einfach nicht überdrüssig. Vor ihm habe das schon Heinz Erhardt gemacht, nach ihm werde es ein anderer machen, „das ist unerschöpflich“, hat Barth im Interview mit der Heilbronner Stimme selbst einmal dazu gesagt.
Mario Barth: „Man darf nicht mehr sagen: Man darf nicht mehr sagen.“
„Das Gendern hat ein Ende“, stimmt im Redblue ein dröhnender Videoeinspieler samt Countdown auf das Solo des mehrfach ausgezeichneten Comedians ein. Und liefert ihm die Vorlage, um sich warmzulaufen mit der Klage über eine vermeintliche Verengung des Meinungskorridors im Land. „Man darf nicht mehr sagen: Man darf nicht mehr sagen.“ Anstatt sich allerdings weiter an den kontroversen Themen der Zeit abzuarbeiten, schwadroniert Mario Barth lieber über die bekannte Küchenmaschine einer Wuppertaler Unternehmensgruppe. „Wenn du einen Thermomix hast, kannste dir die Zähne ’rausschlagen.“ Weil es dann jeden Tag etwas Püriertes zu essen gebe.
Frei nach dem Motto „Das Leben ist Comedy“ reiht Barth fast drei Stunden lang mit Pause eine banale Alltagsanekdote an die nächste. Wahlweise beglaubigt durch ein „kein Witz“, „nicht erfunden“ oder „original so passiert“. Wie zum Beispiel der Besuch mit seiner Freundin im hippen Hauptstadtrestaurant, wo das Licht zu sehr gedimmt und das Menü zu klein gedruckt gewesen sei. „Weit weg von geil“ war für Barth auch der Aufenthalt in der Kryo-Sauna bei minus 140 Grad Celsius, wo ihm Gefrierbrand an intimer Stelle drohte.

Apropos: Unter die Gürtellinie zielen außerdem bei diesem Familienevent mit Sieben-, Elf- und 13-Jährigen im Saal die Episoden über Spermiogramme, Schlepphoden und Sex Ü-50. Dass sich die Pointen einiger Gags schon von Weitem polternd ankündigen? Geschenkt. Sie zünden trotzdem. Oft genug lacht Mario Barth mit seinen Fans. Munter grimassiert, imitiert und redet er sich in Rage, zieht Nummern dabei durch Wiederholungen und Pausen in die Länge.
Zum Schluss teilt Mario Barth in Heilbronn Lebensweisheiten
In der Welt der Barthschen Bühnenfigur sind die Rollen klar verteilt: Mütter kochen und machen die Wäsche, Väter reparieren alles. Und sowieso können es Männer Frauen nie recht machen. Einen Besucher in der vordersten Reihe mit zwei Töchtern fragt der Comedian: „Du hast drei Frauen zu Hause? Und säufste?“ Vielleicht liegt es am fortgeschrittenen Alter, dass Barth mittlerweile auch die Jugend als Thema für seine Auftritte entdeckt hat.
Munter monologisiert er über den Slang der Generation Z, berichtet vom Trip in die USA mit dem Patensohn sowie den Anrufen von dessen überfürsorglicher „Drohnenmutti“. Und kramt aus der Mottenkiste des Humors tatsächlich noch ein paar Vergleiche zu früher à la: Wir hatten noch echte Freunde und waren den ganzen Tag draußen. Was Mario Barth zum Finale noch garniert mit ein paar an die Jugend gerichteten Lebensweisheiten, nach denen man an seiner Beziehung arbeiten und generell nicht auf andere, sondern nur auf sich selbst hören solle. Jubelnder Beifall.


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