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Premiere am Freitag, 19. September 2025
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VR-Musical „formidabl“ von und mit Fabian Egli wird auf dem Theaterschiff uraufgeführt

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Online auf der Suche nach Kicks ist die Hauptfigur Jakob in Fabian Eglis neuem Stück „formidabl“. Im Gespräch erklärt der Schauspieler und Sänger, was sich hinter dem Label VR-Musical verbirgt und wie er über eine Altersbegrenzung für Soziale Medien denkt.

Experimentiert in seinem neuen Stück „formidabl“ mit den Grenzen zwischen Echt und Fake im digitalen Raum: Schauspieler und Sänger Fabian Egli. Auf dem Theaterschiff gastierte der Schweizer zuletzt mit seinem Solo „Boulevard Berlin“.
Experimentiert in seinem neuen Stück „formidabl“ mit den Grenzen zwischen Echt und Fake im digitalen Raum: Schauspieler und Sänger Fabian Egli. Auf dem Theaterschiff gastierte der Schweizer zuletzt mit seinem Solo „Boulevard Berlin“.  Foto: Berger, Mario

Wie viel Zeit Fabian Egli online verbringt? „Zu viel“, antwortet der Sänger und Schauspieler, ohne lange nachdenken zu müssen. Nach einer Vorstellung beispielsweise, wenn sein Sprachzentrum müde ist, ist der Griff zum Handy schnell passiert, so der 44-Jährige. Und ruckzuck sind während des Surfens im Internet, des Scrollens durch die Sozialen Netzwerke 20 Minuten vergangen, von denen er hinterher manchmal gar nicht mehr weiß, was genau er sich da alles angeschaut hat.

Dass man sich mit dem Gefühl, dabei in Kontakt mit der Welt zu stehen, aber komplett isolieren kann, wenn man nicht aufpasst, ist ein Phänomen, das Egli spannend findet. Und dem er sich in seinem Stück „formidabl“ widmet. Kommende Woche am Freitag wird die Eigenproduktion des Heilbronner Theaterschiff uraufgeführt und läutet die schwimmende Bühne damit zugleich ihre neue Spielzeit ein. Tags darauf am Eröffnungswochenende folgt ein Auftritt des Rappers Dexter aus Stuttgart.

Mit seinem Solo „Boulevard Berlin“ war Fabian Egli bereits mehrfach zu Gast

Anders als sein Solo „Boulevard Berlin“, das Egli um Songs aus den 1920ern herum entwickelt hat und mit dem er mehrfach auf dem Neckar gastierte, stand am Anfang von „formidabl“ die Geschichte, die der Autor erzählen möchte. Ergänzt und kommentiert wird sie mit Musik der 1980er bis 2000er von Hot Chocolate über Ramses Shaffy bis Lorde sowie Eigenkompositionen. Musiker Christoph-Johannes Eichhorn, der Egli auf der Bühne am Keyboard live begleitet, zeichnet verantwortlich für Arrangements und Notensatz. Die Endregie hat Hans B. Götzfried übernommen.

Zur Person: Fabian Egli

Fabian Egli, geboren 1981 in Zürich, begeistert sich schon früh für Gesang und tritt im Alter von fünf Jahren einem Kinderchor bei. Es folgen ein Studium an der Musikhochschule Luzern und der Staatlichen Opernschule in Stuttgart. Neben Engagements als Opernsänger arbeitet Egli im Heilbronner Weihnachtscircus, dessen Moderator er bis 2019 ist. Seit 2018 ist Fabian Egli außerdem mit seinem Solostück „Heut geh’n wir morgen erst ins Bett“ (alias „Boulevard Berlin“) unterwegs.

„formidabl“, so heißt im Stück ein Soziales Netzwerk, das es einem erlaubt, sich selbst neu zu erfinden, indem man einen Avatar kreiert und als jemand anderes agiert. Wie Jakob, – ein Durchschnittstyp mit Wohnung, Job und Schwester – der nicht isoliert ist, sondern seinen Alltag ganz gut bewältigt, also funktioniert, wie man sagt. Gerade dieses Leben ohne richtige Höhen und Tiefen ist es, das den Mittdreißiger dazu verleitet, online auf die Suche nach Kicks zu gehen, sich auf formidabl was zu trauen, was zu erleben. Doch diese Realitätsflucht hat Folgen. Die Grenze zwischen Echt und Fake komplett aus den Augen zu verlieren, damit experimentiert der Abend. „Das ist eine ganz extreme Version, die wir zeigen und mit der wir zum Denken und Reden anregen wollen“, sagt Egli.

Wie soll „formidabl“ weitergehen? Das Publikum darf über die Handlung abstimmen

Angekündigt ist „formidabl“ nicht einfach nur als Musical, sondern als Virtual-Reality-Musical. Das Etikett hat das Theaterschiff der Produktion verpasst, wobei Fabian Egli ganz gut damit leben kann. Denn der Bühnenhintergrund, erklärt der Darsteller, ist eine Projektionsfläche, auf der zuvor aufgezeichnete virtuelle Figuren auftreten, die Animator und Videograf Jens Gelbhaar entworfen hat. „Es gibt zum Beispiel eine Szene, in der ich ein Duett mit mir selbst singe.“ Auch ist das Publikum an zwei Stellen des Stücks aufgefordert abzustimmen, wie die Geschichte weitergehen soll. Ob das Voting real ist, soll jedoch offen bleiben. „Natürlich wird die Frage kommen“, ist sich Fabian Egli sicher, „ich werde sie aber nicht beantworten. Weil man nicht so genau weiß, was online echt ist und was nicht.“

Was Fabian Egli von der Diskussion hierzulande über einer Altersbeschränkung für die Nutzung von Sozialen Medien hält? Davon habe er nichts mitbekommen, sagt der Schweizer, der in den Niederlanden lebt. „Ich finde, es ist ein bisschen zweischneidig.“ Weil man einerseits im Alter von 14, 15 von der Gehirnentwicklung noch nicht so weit sei, um mit den Inhalten umgehen zu können. „Wenn man es andererseits nicht lernt, kommt es mit 16. Was ist dann der Impact?“ Stichwort: Medienkompetenz. Für „formidabl“ jedenfalls hat Egli das Potenzial digitaler Vernetzung genutzt: Ein Song ist in Zusammenarbeit über vier Länder hinweg entstanden, indem Dateien hin und hergeschickt wurden.

formidabl (UA)

VR-Musical von und mit Fabian Egli

Premiere: Freitag, 19. September, 20 Uhr, Theaterschiff Heilbronn

Endregie: Hans B. Götzfried

Arrangements, Notensatz, Live-Musik: Christoph-Johannes Eichhorn.

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