Voller Energie: So lief der Auftritt der Band Heisskalt in Stuttgart
Zum bereits siebten Mal spielt die Alternative-Rockband Heisskalt im Stuttgarter LKA Longhorn. Eindrücke von einem intensiven Konzertabend mit Rückblicken und klaren Aussagen gegen Rechtsruck und Ausgrenzung.

„Wer hat uns noch nie live gesehen?“, fragt Mathias Bloech in das fast ausverkaufte LKA Longhorn – und tatsächlich gehen einige Hände nach oben. „Und wer sieht uns heute zum letzten Mal?“, scherzt der Sänger von Heisskalt am Dienstagabend. Zum bereits siebten Mal ist die Band zu Gast in der Konzertlocation, inzwischen so etwas wie der Wohlfühlort für das „Heimspiel“ – schließlich gründeten sich Heisskalt im Großraum Stuttgart, spielten dort ab 2011 die ersten kleinen Konzerte. Inzwischen sind die Hallen größer und sind Heisskalt einer der wichtigeren Vertreter deutschsprachigen Alternative Rocks und Post-Hardcores.
Heisskalt spielen in Stuttgart alte und neue Songs
Anfänge und Aktualität spielen auf der aktuellen Tour gleichermaßen eine Rolle. Heisskalt spielen Songs vom im Januar nach längerer Bandpause erschienenen vierten Studioalbum „Vom Tun und Lassen“, aber ebenso ein Stück wie „Dezemberluft“. Das schrieb Sänger Mathias Bloech zu Abiturzeiten im Kinderzimmer. Natürlich aus Liebeskummer, als die Angebetete nach Südamerika abwanderte. Und das in Vor-Smartphone-Zeiten, als die Social-Media-Plattformen noch MySpace und StudiVZ hießen.
Heisskalt haben sich über die Jahre weiterentwickelt, live bringt die Band ihren Sound mit brachialer Energie perfekt auf den Punkt. Da treffen beim Quartett sphärische Gitarrenwände auf Pop-Anleihen und wütende Ausbrüche. Da bauen sich Songs stetig auf, um sich dann eruptiv zu entladen. Mathias Bloech beherrscht es zu schreien, aber ebenso vom Sprechgesang in melodiöse Refrains überzuleiten.
In den teils kryptischen Texten geht es um die großen und kleinen Krisen, um Selbstreflexion, um Ängste und Hoffnung, um die Intensität des Erlebens oder generell um das Chaos namens Mensch. Heisskalt packen das in mitsingtaugliche Lieder wie „Hallo“ (das für den Durchbruch sorgte), oder das verkopfte, fast schon transzendente „Apnoe“.
Heisskalt in Stuttgart: Klare Aussagen gegen Rechtsruck
Und ein wenig geht es auch immer um den Zeitgeist, wenn Bloech beispielsweise im Song „Gipfelkreuz“ singt: „Offene Arme, der gewaltigste Protest den wir haben. Will sagen, bevor noch jemand hinfällt, passt bitte aufeinander auf in dieser Scheißwelt.“
Schnell ist Bloech bei der aktuellen Weltlage, spricht sich gegen den zunehmenden Rechtsruck aus, gegen Ausgrenzung und Demokratiefeinde. „Ich glaube wirklich daran, dass offene Arme viel bewirken können“, sagt der Sänger. Nach eindreiviertel Stunden verabschiedet sich die Band mit dem tiefgründigen Stück „Teilchen“ – und mit einem kleinen Versprechen ans LKA Longhorn: „Auf ein achtes Mal, bis bald.“