Was die multimediale Vermeer-Ausstellung in Stuttgart bietet – Bilder vom Rundgang
Die immersive Ausstellung „Vermeer – Meister des Lichts“ bietet eine analoge und digitale Erlebnisreise durch das Schaffen des niederländischen Künstlers. Was man bei der Ausstellung in der Schleyerhalle erleben kann.

Mit einem schüchternen Lächeln wendet sich die junge Frau mit dem exotischen blauen Turban, der feinen Haut, dem rosa schimmernden Mund und der matten Perle am Ohr einem zu: „Hallo, ich bin Amelia Hendriks, das Mädchen mit dem Perlenohrring. Es ist mir eine Freude, Euch zu treffen.“ Künstliche Intelligenz macht es möglich, mit der Frau in Kontakt zu treten, deren Porträt eines der berühmtesten Werke des Barock-Malers Jan Vermeer ist.
Amelia Hendriks ist ein Fantasiename, wer die junge Frau wirklich war, ist bis heute nicht geklärt, genauso wenig wie die Beziehung, in der Künstler und Modell im wahren Leben standen. Das Original hängt übrigens im Museum Mauritshuis in Den Haag, mehr über das um 1665 entstandene Gemälde erfahren kann man im Dialog mit der KI, die laut Veranstaltern auf umfangreiche Wissensdatenbanken zurückgreift.
Digitaler Bilderrausch in der Vermeer-Ausstellung in Stuttgart
Der Hype um immersive Ausstellungen reißt nicht ab. Statt Originale in Museen zu bestaunen, taucht das Publikum ein in einen digitalen Bilderrausch. Nun kann man das Gesamtwerk des weltbekannten, niederländischen Künstlers in Form einer digitalen Erlebnisreise in der Ausstellung „Vermeer – Meister des Lichts“ in der Stuttgarter Schleyer-Halle erleben: bis zum 16. Februar 2025. Vermeer (1632-1675) zählt zu den Alten Meistern, die weltweit glühend bewundert und verehrt werden, eine Ausstellung in Amsterdam mit 28 Werken war 2023 in Rekordzeit ausverkauft.
Trotz modernster Untersuchungstechnik und wissenschaftshistorischen Einordnungen gilt Vermeer bis heute als größtes Rätsel der Kunstgeschichte. Experten nennen ihn die „Sphinx von Delft“. Seine Bilder zeigen ein tiefes Verständnis über den Verlauf des Lichts, stecken voller Details, spezialisieren sich oft auf die Abbildung des alltäglichen Lebens.
Vermeer-Ausstellung in Stuttgart: Ein Showroom und Virtual-Reality-Reisen
Wichtigster Teil der Stuttgarter Ausstellung ist der multimediale Showroom. 45 Minuten läuft der in Dauerschleife abgespielte Mix aus Filmsequenzen, Animationen, Projektionen und einhüllender Soundkulisse, der in 360-Grad-Kulisse in das Goldene Zeitalter einführt, einer wirtschaftlichen und kulturellen Blütezeit der Niederlande. Hintergründe zu Vermeers Werken wie „Die Dienstmagd mit Milchkrug“ werden erläutert, Künstler und Porträtierte kommen zu Wort.
Doch es gibt für Besucher noch mehr zu entdecken. Insgesamt nur 37 Gemälde werden Jan Vermeer aktuell zugeschrieben, es gibt keine Studien, keine Skizzen, keine Vorzeichnungen. Alle Werke sind als Reproduktionen in Originalgröße zu sehen, auf Info-Tafeln wird die Lebensrealität des 17. Jahrhunderts skizziert, mit historischen Landkarten und Erläuterungen zur Expansion der Niederlande als Seefahrernation.
Ausstellung in Stuttgart: Digitaler Ausflug in Vermeers Heimatstadt Delft
Geboren wurde Vermeer in Delft als Kind einer protestantischen Handwerkerfamilie. In seine Heimatstadt kann man einen Ausflug unternehmen – analog unter einer Haube mit 360-Grad-Ansicht oder mit Brille und Kopfhörer als Virtual-Reality-Erlebnis (im Preis inbegriffen). In Vermeers Farb-Atelier mit schwarz-weißem Marmorboden wird man selbst tätig, darf Farben mischen, Pigmenten und Farbbestandteilen nachspüren, eine Ausstellungs-App lädt zur digitalen Schnitzeljagd ein.
Auch wenn die Animationen im Showroom beeindrucken, man gerne dabei zuschaut, wie Vermeers Bilder scheinbar lebendig werden – Besucher, die schon einmal eine immersive Ausstellung besucht haben, werden von der Multimedia-Reise nicht groß überrascht. Die Verweildauer steht mit Blick auf die wahrlich nicht niedrigen Preise in keinem Verhältnis. Man sollte sich in den Ausstellungsräumen also durchaus Zeit lassen – und vielleicht noch ein weiteres Mal das Gespräch mit Amelia Hendriks suchen.
Tickets und Öffnungszeiten der Vermeer-Ausstellung
Die Ausstellung „Vermeer – Meister des Lichts“ läuft bis zum 16. Februar 2025 in der Hanns-Martin-Schleyer-Halle und ist täglich von 10 bis 21 Uhr geöffnet (letzter Einlass 19.30 Uhr). Tickets kosten für Erwachsene von Montag bis Donnerstag 24 Euro (Freitag bis Sonntag und an Feiertagen 27 Euro), Kinder und Jugendliche 20 Euro (22). Kinder unter 6 haben freien Eintritt. Es gibt Tickets für Studenten, Gruppen, Familien sowie Tages-Flextickets. Eine Zahlung mit Bargeld ist nicht möglich. Mehr Infos und Tickets unter www.vermeer-immersiv.de.


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