1999 in Erfurt geboren, wächst Sonia Glade in Leipzig auf und studiert an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover. Ihr erstes Festengagement führt sie ans Theater Heilbronn, wo Glade im Jungen Theater in der Boxx spielt. Nebenbei ist Bouldern ihre Leidenschaft wie Bewegung überhaupt. Als Jugendliche hat Glade Partnerakrobatik als Wettkampfsport betrieben.
Und in der Mittagspause Schwimmen gehen
Warum Sonia Glade Partnerakrobatik als Wettkampfsport zugunsten der Schauspielerei aufgegeben hat und damit glücklich ist. Ein Gespräch darüber, wie sich das erste Festengagement anfühlt und was die Bühne in der Boxx des Heilbronner Theaters so besonders macht.

Seit September lebt sie in Heilbronn. So lange war Sonia Glade noch nie im Süden der Republik. Obwohl der Vater aus Bayern kommt. Aber wer hält sich schließlich wochenlang bei den Verwandten auf.
Geboren in Erfurt, aufgewachsen in Leipzig, Studium in Hannover, Gastspiele in Kassel und anderswo, ist für Sonia Glade die Stelle am Heilbronner Theater ihr erstes Festengagement. Dass es nicht selbstverständlich ist, als neues Mitglied im Ensemble des Jungen Theaters gleich eine Hauptrolle zu bekommen in „Der Markisenmann“ und in „Häufig gestellte Fragen zum Fortbestand der Menschheit“, ist Glade klar. Auch, dass die Schauspielerin damit rechen musste, nicht von der künftigen Intendanz in die nächste Spielzeit 2026/27 übernommen zu werden. „So ist das bei Intendantenwechseln. Das ist ja kein Grund, ein Engagement nicht anzunehmen. “
Science-Fiction-Geschichten und Bouldern
Im Moment fühlt sich die 26-Jährige rundum angenommen. „Ich arbeite in einem tollen Team, das Beste, was man sich wünschen kann, wenn man von der Schauspielschule kommt.“ Auch wenn es nicht einfach ist aufgrund der Arbeitszeiten am Theater, ist es Glade wichtig, „hier in der Stadt heimisch zu werden“. Das Hallenbad hat sie für sich entdeckt, hier zieht Sonia Glade ihre Bahnen in der Mittagspause. Zudem geht die Freundin von Science-Fiction-Geschichten, wenn sie nicht am Theater arbeitet, gern Bouldern. Klettern ohne Kletterseil und Gurt an Felsblöcken, Felswänden und an künstlichen Kletterwänden.
Sonia Glade, ruhig und reflektiert, schmal und trainiert, hat nicht von ungefähr lange als Jugendliche Partnerakrobatik als Wettkampfsport betrieben. Ihren Bewegungsdrang, ihr Körpergefühl und ihre Energie vermag sie heute wirksam umzusetzen beim Spiel auf der Bühne. Im Alter von 15 Jahren beginnt Sonia Glade mit dem Theaterspielen, die Mutter hat sie in Leipzig an einer Kinder- und Jugendkultureinrichtung angemeldet. Dort stellt der Teenager fest, dass ihm das Performative, das Darstellerische mehr liegt als der Wettkampf.
Eine, die leidenschaftlich in andere Rollen schlüpft
Nebenbei übt Sonia Glade, bürgerlich klassisch, Geige und besucht das Gymnasium. Mit der Zeit nimmt Theater immer mehr Raum ein und hört die junge Frau mit dem Sport auf. Glade spielt im Jugendclub am Schauspielhaus Leipzig, in der freien Szene, bekommt einen Platz an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover. Im Studium erarbeitet Glade so unterschiedliche Rollen wie Olga in „Feuergesicht“ von Marius von Mayenburg, die Margaretha di Napoli in „Schlachten!“ von Tom Lanoye und Luk Perceval, ist das Käthchen in Kleists „Das Käthchen von Heilbronn“ – als sei es ein Omen.
Man darf sich Sonia Glade als konzentrierten Menschen vorstellen, der zuhört, jemanden, der den Dingen auf den Grund geht. Und leidenschaftlich in andere Rollen schlüpft. Das Theater ist die Atmosphäre, in der sie sich „wohlfühlt“. „Hier erlebe ich Bestätigung.“ Die Bühne in der Boxx, dem Spielort des Jungen Theaters in Heilbronn, liebt sie besonders. Die intime Kammer-Stimmung, der intensive Austausch mit dem Publikum. Vergangene Woche war die Uraufführung von „Häufig gestellte Fragen zum Fortbestand der Menschheit“ in eben dieser Boxx, ein intelligenter, rasanter Spaß nach dem Stück von Roman Eich, der 2023 den zweiten Preis beim internationalen Dramenwettbewerb Science & Theatre gewonnen hatte. Von der „erfüllenden Probenarbeit“ erzählt Glade, dass sie im Team viel gemeinsam erarbeitet haben. Und dass der Stoff – ein Gedankenspiel über eine Künstliche Intelligenz, Wissenschaftsethik und menschliches Verhalten – Raum bietet für „Karikatur und Übertreibung“.
„Manchmal frage ich mich, was würde ich machen, wenn ich nicht Schauspielerin wäre“
Die Frage nach Vorbildern zu beantworten, fällt Sonia Glade schwer. „Es gibt Vieles, das mich inspiriert.“ „Meine Aufgabe als Schauspielerin ist“, sagt sie dann, „mich von einer Stadt bewegen zu lassen.“ Ein idealistischer Ansatz, räumt Glade wohl ein. „Ich würde mir wünschen in meiner beruflichen Perspektive, langfristig in einer Stadt dieses Ideal entwickeln zu können.“
„Manchmal frage ich mich, was würde ich machen, wenn ich nicht Schauspielerin wäre.“ Wahrscheinlich Lehrerin. Welche Fächer? „Englisch.“ Und noch? Biologie, Deutsch, Sport, Kunst, die Wahl würde Sonia Glade schwer fallen. Am Theater muss sich die Schauspielerin nicht festlegen. Alles in jeder Rolle hat seine Berechtigung und seinen Wert. „Die Vielfalt, das ist das Interessante am Theater.“

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