1977 in Köln geboren, studiert der Schauspieler und Musicaldarsteller Tobias Licht an der Bayerischen Theaterakademie August Everding in München, wird Ensemblemitglied am Landestheater Linz und am Theater Ingolstadt. Im Fernsehen ist Licht in zahlreichen Filmen und Serien zu sehen, zuletzt in „Tierärztin Dr. Mertens“. Der Familienmensch lebt mit seiner Frau und Sohn auf einem Pferdehof in Brandenburg.
Im Film und auf der Bühne zu Hause: Tobias Licht beim Stimme-Live-Talk
Wie sich Jedermann-Schauspieler Tobias Licht auf der Großen Treppe in Schwäbisch Hall behauptet, ob der TV-Held aus „Tierärztin Dr. Mertens“ zurückkehrt und warum unser Land effizienter werden muss.

Wie es weitergeht in der ARD-Serie „Tierärztin Dr. Mertens“? Die Frage soll am Ende beantwortet werden, sozusagen als Cliffhanger, als offener Ausgang der aktuellen Folge von „Ohne Ausrede – der Live-Talk von Stimme.tv“ mit Stimme-Chefredakteur Uwe Ralf Heer. Der hat am Mittwoch Tobias Licht zu Gast, bekanntes Fernsehgesicht, nicht nur als Dr. Matteo Berger in besagter Fernsehserie, und Schauspieler, den es immer wieder auf die Bühne zieht.
Als Jedermann ist Tobias Licht in diesem Sommer noch bis zum 6. September auf den 54 Stufen der Großen Treppe vor St. Michael zu erleben bei den Freilichtspielen Schwäbisch Hall. Licht mag und macht beides: Film und Theater. Drehtage und das unmittelbare Live-Erlebnis beim Spiel halten sich in etwa die Waage. Dabei ist Fernsehen doch lukrativer? „Ohne Frage.“
Aber auch da ist vieles im Umbruch, relativiert Tobias Licht und kokettiert, dass „ein alter weißer Mann nicht mehr immer gefragt ist“. Auch hat der Druck, zu sparen, die Filmbranche erreicht und gibt es weniger Drehtage für eine Folge als einst. „Wir müssen effektiver werden. Das gilt nicht nur für den Film, das gilt für unser ganzes Land“, wird der Schauspieler grundsätzlich.
Regisseur Philipp Moschitz und Tobias Licht kennen sich aus Akademiezeiten
Während der Spielzeit in Hall wohnt der gebürtige Kölner privat, wie andere Schauspielkollegen auch. Am Abend zuvor war Licht der Jedermann in Hugo von Hofmannsthals gleichnamigem Spiel vom Sterben des reichen Mannes, das nicht nur die Salzburger Festspiele 1920, sondern auch die Freilichtspiele Schwäbisch Hall fünf Jahre später begründet hat. Auch Mittwochabend und am Donnerstag wird er in die Rolle des gottlosen Prassers schlüpfen, dem der Tod eine Stunde Aufschub nur gewährt. Regisseur Philipp Moschitz und Licht kennen sich seit Studienzeiten an der Akademie August Everding in München. Licht ging, als Moschitz kam. Am Staatstheater Darmstadt haben sie vergangenes Jahr für „Im weißen Rössl“ zusammengearbeitet – und jetzt im „Jedermann“.
In seinem Instagram-Account dankt Licht dem Regisseur und „Lehrer, den ich nie hatte“. „Moschitz ist ein Visionär, genreübergreifend“, erläutert der Schauspieler beim Stimme.tv-Live-Talk. Einer, der mit Freundlichkeit während der Proben den Spielern vermittelt, „das reicht mir nicht“. „Philipp ist ein Freund geworden“, was nicht selbstverständlich ist in diesem Beruf.
Eine Schauspielerkarriere ist erst einmal nicht vorgesehen
Dieser Beruf wird Tobias Licht, der aus „sehr bürgerlichen, aber nicht musischen Verhältnissen“ kommt, nicht in den Schoß gelegt. Eine Schauspielerkarriere ist erst einmal nicht vorgesehen. Licht fängt als Requisiteur an, studiert einige Semester Germanistik, dann ein Jahr an der Journalistenschule in Köln, bekommt eine Rolle in der Daily Soap „Unter uns“, stellt fest, „dass recherchieren und schreiben nicht meine Stärken sind, wenn Journalismus, dann vor der Kamera“.
Mit 24 Jahren, relativ spät, spricht er erstmals an einer Schauspielschule vor und wird prompt an der Akademie in München angenommen. In Linz an der Donau hat Licht sein erstes Festengagement, dort suchten sie einen singenden Schauspieler. Und das kann er, auch wenn, wie er meint, das Genre Musical in Deutschland eher verpönt ist. Wenngleich sich das ändert. Als Jedermann in Hall ist Lichts Gesangspart in der sonst sehr musikalischen Regie mit Revuecharakter eher klein.
Was ihn an der Rolle reizt? Ob er sich andere „Jedermann“-Inszenierungen angesehen hat? Hat er nicht. „Ich wollte mich nicht von einem Lars Eidinger einschüchtern lassen.“ Der Salzburger Jedermann von 2021/22, „das ist ein ganz anderer Spieler“. Wie auch Eidingers Nachfolger in der Rolle, Philipp Hochmair, den Licht bei den Filmfestspielen in Cannes kennengelernt hat.
Was tun, wenn einem eine Stunde bleibt im Leben?
Lässt man „das ganze Heilige, das Religiöse weg, das Hofmannsthals Zeit geschuldet ist“, offenbart sich Licht der Kern des Dramas: Was tun, wenn einem eine Stunde bleibt im Leben, der Tod eine gnadenlose Frist setzt? Dass Jedermanns schnelle Läuterung das Problem im Stück ist, was der Teufel dann auch so benennt, räumt Licht ein. Aber bereut Jedermann wirklich, „oder will er nur den Kopf aus der Schlinge ziehen?“ Wie Regisseur Moschitz diesen tradierten Stoff aufbricht, das gefällt Tobias Licht.
„Ich weiß tatsächlich nicht mehr als Sie“, antwortet er Uwe Ralf Heer zum Schluss auf die Cliffhanger-Frage, wie es weitergeht bei „Tierärztin Dr. Mertens“. Kehrt Tobias Licht als Matteo Berger zurück in den Leipziger Zoo? „Die Entscheidung wird zeitnah fallen.“ Gedreht würde dann nächstes Jahr, die neue Staffel soll 2027 ins Fernsehen kommen.

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