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„The Life of a Showgirl“
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Taylor-Swift-Kinofilm begeistert in Neckarsulm – doch die große Party bleibt aus

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Hunderte Fans feiern im Cineplex Neckarsulm und im Cinemaxx Heilbronn den Promofilm zum neuen Album „The Life of a Showgirl“ von Taylor Swift. Wie wahre Swifties sich vorbereiten und warum Väter geduldige Begleiter sind.   


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Ein paar Buchstaben, eine Schnur und viele bunte Perlen. Freundschaftsarmbänder zum Tauschen und Verschenken sind ein Kennzeichen der Taylor-Swift-Fanbase. Doch hatte Jasmin Rusu keine Zeit, für die Release-Party am Freitagabend im Cineplex in Neckarsulm Bracelets zu basteln. Oder findet die 29-jährige medizinische Fachangestellte die Armbänder albern? „Nein. Ein schöner Vibe, diese Art, sich auszutauschen.“

Ob es Taylor Swift nicht übertreibt mit ihrer Marketingstrategie? Sie würden es nicht anders machen und wissen, wie es läuft: Die Marketingfrauen Katrin Walter (links), Emilia Gebhardt und Cosma Keimig.
Ob es Taylor Swift nicht übertreibt mit ihrer Marketingstrategie? Sie würden es nicht anders machen und wissen, wie es läuft: Die Marketingfrauen Katrin Walter (links), Emilia Gebhardt und Cosma Keimig.  Foto: Lina Bihr

Dass die Fanbase „sehr freundlich und offen“ ist, bestätigt Sabrina Kappl. „Jede und jeder ist willkommen“, sagt die 26-Jährige. Beide Frauen haben sich frühmorgens nach 7 Uhr noch im Bett das neue Album „The Life of a Showgirl“ erstmals angehört. Jasmin Rusu mit Ohrstöpseln, damit ihr Mann nichts hört. „Wir mussten uns ja vorbereiten.“

„The Life of a Showgirl“-Album von Taylor Swift wird per Kinofilm beworben

Seit Freitag kann man sich die zwölf Songs auf verschiedenen Plattformen herunterladen. Mehr als fünf Millionen Mal wurde „The Life of a Showgirl“ vor der Veröffentlichung auf Spotify gespeichert. Damit bricht Taylor Swift den nächsten Rekord, den sie ohnehin selbst aufgestellt hat.

Das zwölfte Studioalbum des Megastars wird erstmals weltweit mit einem Film beworben, mit dem die Göttliche in den Olymp der Unsterblichen aufgestiegen ist. Zumindest scheint es so für den Moment. Auch in Deutschland finden am Wochenende in zahlreichen Kinos Release-Partys statt. Wenn wie in Heilbronn und Neckarsulm keine wirkliche Party steigt, feiern auf jeden Fall Hunderte Swifties das neue Album und seinen Promofilm.

Der Film ist ein Making Of, in dem Swift wortgewandt zwischen den einzelnen Tracks in einem Regiestuhl sitzt und erklärt, was sie in den einzelnen Songs erzählen möchte. Die direkte Ansprache funktioniert über die Leinwand, die überwiegend weiblichen Fans applaudieren. Das Wir-Gefühl, das sogenannte Worldbuilding innerhalb des Swift-Universums, es funktioniert. Müßig, daran zu erinnern, dass das System Taylor Swift der Logik eines knallharten Marketings folgt.

Fans verfolgen Swift-Kinofilm in Heilbronn und Neckarsulm

„Ich würde es nicht anders machen“, sagt Katrin Walter. „Sie verdient damit ihr Geld“, meinen Cosma Keimig und Emilia Gebhardt. Die jungen Frauen sind vom Fach, studieren oder haben ihren Master in Marketingmanagement bereits in der Tasche. „Wir wissen, wie es läuft“, auch sie haben keine Zeit für Friendship-Bracelets.

Erkennungszeichen unter Swifties: Freundschaftsarmbändchen und die Glückszahl 13.
Erkennungszeichen unter Swifties: Freundschaftsarmbändchen und die Glückszahl 13.  Foto: Lina Bihr

Im Alter von 14 sieht das noch anders aus. Laura und Sophia haben ein Dutzend bunter Bänder an jedem Arm und mit türkisfarbener Glitzerschminke eine 13 auf den Handrücken gemalt, die Glückszahl von Taylor. Was ihnen an ihrem Idol gefällt? „Einfach alles“, die Freundinnen sind aufgeregt. „Ich bin nur Begleitung“, nimmt sich Lauras Vater geduldig zurück. Michael Hoßfeld hält es eher mit AC/DC.

Geduldiger Begleiter: Michael Hoßfeld, eher Fan von AC/DC, und seine Tochter Laura (rechts) mit Freundin Sophia.
Geduldiger Begleiter: Michael Hoßfeld, eher Fan von AC/DC, und seine Tochter Laura (rechts) mit Freundin Sophia.  Foto: Lina Bihr

Unter den 180 Kinobesuchern an diesem Abend finden sich aber durchaus männliche Fans und solche, die es werden. „Wir arbeiten daran, dass er ein Swiftie wird“, freut sich die 32-jährige Sabrina Noller, dass ihr Mann sie begleitet.

Swift-Kinofilm in der Region: Mischung aus Kindergeburtstag und großer Welt

In Saal 5 herrscht beste Stimmung. Zwischen Kindergeburtstag und großer Welt. „Heute dürft ihr kreischen“, begrüßt Filmvorführer Stefan. Die Fans in Neckarsulm halten sich zurück. Die größten Partys gibt es laut Veranstaltern in Berlin, Hamburg und Bochum. Rund 10.000 Tickets sollen bis Freitag zur Film-Premiere des Pop-Hochglanz-Albums verkauft worden sein.

Auch sie findet es aufregend, dass so viele gekommen sind, begrüßt eine makellose Taylor Swift strahlend via Leinwand. Erstmals hätten sie und ihr Team solch eine Release Party realisiert. „Thank you so much for coming“, wird sie sich nach 90 Minuten mit Kusshand von uns verabschieden. „Have a nice weekend.“

Rund 45 Minuten und zwölf Titel umfasst das neue Album und ist nicht die teils erwartete große Oper. Der titelstiftende Song „The Life of a Showgirl“, gemeinsam mit Sabrina Carpenter, ist Programm und erzählt von den Höhen und Tiefen des Showgeschäfts, mehr augenzwinkernd, überwiegen bei Megastar Taylor Swift definitiv die Höhen und Superlative. Ein Zeitalter des schillernden Orange soll anbrechen, auch ist das Album eine Liebeserklärung an ihren Verlobten. Die Songs hat Swift während der „Eras Tour“ aufgenommen und flog dazu zwischen ihren Auftritten in Europa nach Schweden.

Davor hat es das gesamte Album zu hören gegeben, kühle Musicclips zu Songs, die mitunter die 60er, aber auch 80er Jahre zitieren in ihrer ästhetischen Anmutung. Die einzelnen Tracks verbinden Kommentare des Vollprofis Swift.

Dass in einem Song die Zeile „I’m immortal“ – ich bin unsterblich – fällt, wundert nicht. Flankierend inszenieren Swift und ihr Team die Entstehung des Musikvideos “The Fate of Ophelia”, wenn man so will, eine feministische Reinterpretation von Shakespeares Tragödie „Hamlet“. Die Schöne überlebt, verführerisch räkelnd im Revue-Paillettenkleid in der Badewanne. „Have a nice weekend“, wie gesagt.

Die Kinobesucher stürmen zu ihren Autos, die sie selbst steuern, es sei denn, Papa ist der Begleiter.

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