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Taylor Swift mit neuem Album: Kulturforscher kritisiert Kommerzialisierung
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Was den Uniprofessor und bekennenden Swiftie Jörn Glasenapp derzeit an Popsängerin Taylor Swift stört, warum das Verlobungsfoto des US-Megastars Futter für die politische Rechte war und wie das zwölfte Album wird.
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Die PR-Maschinerie läuft längst auf Hochtouren, am Freitag soll es endlich so weit sein: US-Megastar Taylor Swift veröffentlicht ihr neues, zwölftes Album „The Life of a Showgirl“. Zusätzlich wird bis Sonntag bei sogenannten Release Partys in ausgewählten Kinos – etwa in Heilbronn und Neckarsulm – ein Film zum Album der Popsängerin gezeigt. Ein Gespräch angesichts des ganzes Rummels mit Jörn Glasenapp, Kulturwissenschaftler aus Bamberg und bekennender Swiftie.
Herr Glasenapp, haben Sie auch ein Ticket für die Release Partys?
Jörn Glasenapp: Nein, das habe ich nicht. Ehrlich gesagt, bin ich vom Rollout des Albums einigermaßen irritiert. Das kommerzielle Ausschlachten wird in einem Maße betrieben, das nicht nur mir als Fan der Musik entschieden zu weit geht. Auch für andere Swifties ist der Bogen diesmal überspannt, so mein Eindruck.
Was stört an der Kommerzialisierung?
Jörn Glasenapp: Ich habe den Eindruck, es geht überhaupt nicht um die Musik. Stattdessen werden uns zig Vinyl-Editions, Cover-Variationen und Strickjacken angeboten. Das nervt mich mittlerweile ziemlich. Klar sind die Alben-Rollouts nicht nur bei Swift durchkommerzialisiert, doch bei „The Life of a Showgirl“ nimmt dies wirklich extreme Züge an. Und wenn man dann noch bedenkt, dass man sich als Taylor Swift ja durchaus auch mal wieder politisch äußern könnte, wirkt alles nochmal unangenehmer.
Taylor Swift bei einem Konzert der Eras Tour in Vancouver, British Columbia. Am 3. Oktober erscheint ihr neues Album.
Foto: Darryl Dyck/The Canadian Press via AP/dpa
Wie meinen Sie das?
Glasenapp: Seit 2018 hat sich Taylor Swift immer wieder prodemokratisch und gegen Trump geäußert, sie hat sich im Wahlkampf hinter Kamala Harris gestellt. Ihre Eras Tour sahen viele als so etwas wie eine Utopie eines anderen, bunten, inklusiven Amerika.
Und seit Beginn von Trumps zweiter Amtszeit?
Glasenapp: Seit Trump an der Macht ist und er die Demokratie in atemberaubender Schnelligkeit schleift, ist die politische Taylor Swift komplett untergetaucht. Wie die allermeisten ihrer Kollegen schweigt sie zu den politischen Entwicklungen. Stattdessen bekommen wir von ihr Strickjacken angeboten und nostalgisch-reaktionäre Verlobungsfotos zu sehen, die jeder Tradwife gut zu Gesicht stehen würden.
Ein Futter für die politische Rechte...
Glasenapp: Exakt. Swifts Verlobung wurde erwartungsgemäß sofort von christlichen Hardlinern und rechtsradikalen Trump-Anhängern vereinnahmt. Viele hoffen, dass sie nun endlich ihren „woken Wahnsinn“ aufgeben und sich stattdessen ihrem Partner Travis Kelce unterordnen und viele Kinder gebären wird. Und was sagt Swift dazu? Gar nichts. Das enttäuscht selbst viele Swifties, die ja eigentlich für ihre Loyalität zu ihrem Star bekannt sind.
Professor Jörn Glasenapp aus Bamberg ist bekennender Swiftie. Foto: Sahar Daryab
Foto: nicht angegeben
Dabei ist sie sehr gut in Sachen Fanbindung. Was macht sie dabei anders als andere?
Glasenapp: Taylor Swift hat verstanden: Um richtig, richtig groß zu werden, genügt es nicht, den Fans Songs, Videos und Konzerte anzubieten. Man muss Worldbuilding betreiben. Das heißt, Swifties tauchen in ein regelrechtes Taylorverse ein, eine dynamische, im ständigen Werden begriffene Welt, in der alles miteinander zusammenhängt. Denken Sie an die ganzen Memes, die sich um Swift ranken, an die vielen Easter-Eggs, mit denen Swift nicht zuletzt auch Kundenbindung betreibt. Denn um die Easter-Eggs zu entdecken, müssen die Fans ja die Produkte kaufen, und sei es auch nur eine weitere Vinyl-Edition. Aber jetzt muss ich auch wieder etwas Positives sagen.
Nämlich?
Glasenapp: Swift liefert hervorragende Musik, und das bereits seit zwei Jahrzehnten. Ihr außerordentliches Können ist der Kern ihres Erfolges. Sie ist dazu in der Lage, in unterschiedlichen Genres zu brillieren und dabei stets ihre Handschrift zum Klingen bringen. Das heißt, sie weiß ihre künstlerische Identität zu bewahren, egal ob sie Country, Pop, Indie-Folk oder Alternative-Rock macht.
Weswegen Sie auch nicht von einem Hype sprechen wollen.
Glasenapp: Genau. Der Begriff ist in jeder Hinsicht falsch. Vor allem ist er zutiefst despektierlich und wird sicher nicht zufällig gern verwendet, wenn es um Frauen im Pop geht. Auch wird mit ihm Schnelllebigkeit verbunden, denn ein Hype klingt ja auch rasch wieder ab. Doch auf Swift trifft das genaue Gegenteil zu: Ihr erstes Album von 2006 hat sich sieben Millionen mal verkauft, das zweite Album dann zwölf Millionen mal, allerspätestens 2014 mit dem Album „1989“ ist Swift ein Megastar. Und seit der Eras Tour spielt niemand mehr in ihrer Liga. Zudem verkauft der Begriff Hype die Fans für dumm, weil er suggeriert, dass diese nur das lieben, was medial hochgejazzt wird.
Zur Person
Jörn Glasenapp, geboren 1970 in Hannover, studierte Germanistik, Amerikanistik und Anglistik in Göttingen. 2006 habilitierte er an der Uni Lüneburg mit einer Arbeit zur deutschen Fotografie der Nachkriegszeit. Seit 2010 ist Glasenapp Inhaber des Lehrstuhls Literatur und Medien am Institut für Germanistik der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Im Reclam Verlag erschien 2024 sein Band „Taylor Swift. 100 Seiten“. Für nächstes Jahr ist im Wallstein Verlag eine Publikation von ihm zu Beyoncé angekündigt.
Was ist denn vom kommenden Album zu erwarten? Gibt es einen logischen nächsten Entwicklungsschritt?
Glasenapp: Es wird ein kompaktes Album sein. Das Ausufernde des letzten Albums „The Tortured Poets Department“ mit seinen 31 Songs wird es nicht mehr geben. Viele Kritiken hatten damals bemängelt, das Album hätte einen Lektor mit Kürzungsempfehlungen benötigt. Swift hat sich diese Kritik offenbar zu Herzen genommen.
Und in Sachen Sound?
Glasenapp: Der war die letzten fünf Jahre relativ konstant. Insofern ist es an der Zeit, dass Swift wieder neue Wege beschreitet. Und darauf deutet alles hin. Sie hat sich für das Album wieder mit dem Überproduzenten Max Martin zusammengetan. Mit ihm hat sie 2014 „1989“ und 2017 „Reputation“ gemacht. Das heißt, das neue Album wird ganz sicher ein äußerst poppiges Album werden. Und da Martin an Bord ist, bedeutet das, dass es Swift auch wieder um die ganz großen Single-Hits geht. Sie will diesbezüglich an Erfolge wie „Shake It Off“ und „Blank Space“ anknüpfen.
Inhaltlich soll es Bezüge zu Hamlets Ophelia und das Schicksal von Schauspielerin Natalie Wood geben.
Glasenapp: Das Album wird wieder ein Fest für Intertextualitätsforscher werden. Wir werden es mit vielen literarischen Anspielungen zu tun bekommen. Auch das gehört schon lange zu ihrem Handwerk dazu, spätestens seit den Alben „Folklore“ und „Evermore“ von 2020.
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