So lief die Deutschland-Premiere des in Heilbronn gedrehten Films „Raub ihren Atem“
Am Donnerstagabend wurde der vom Heilbronner Filmstudio Hnywood produzierte Film im Arthaus Kino Heilbronn vorgestellt. Wo der Film ab dem 26. Dezember im Kino läuft, wo in Heilbronn und Neckarsulm gedreht wurde und ob sich für den „schwäbisch-sächsischen Erotik-Thriller“ der Kinobesuch lohnt.

„Mundart wird in Kino und Fernsehen eindimensional behandelt, als Trittbrett für billige Gags. Die schwäbischen Charaktere werden meist als behäbig, als rückständig und bäuerlich dargestellt“, sagt Antonio Fernandes Lopes und erklärt damit einen der Gründe und die Motivation einen Film zu drehen, der den schwäbischen Dialekt „anders“ beleuchtet. Weil es gut passt und eine ähnlich schlechte Konnotation genießt, spielt auch das Sächsische eine Rolle in „Raub ihren Atem“, dem zweiten Langspielfilm des Heilbronner Filmstudios Hnywood. Die Liebe zur Mundart, zur Region sind treibende Kräfte für Lopes, Produzent und Soundtrack-Komponist, sowie Regisseur Andreas Kröneck.
Am 26. Dezember startet der „schwäbisch-sächsische Erotik-Thriller“, so die Beschreibung der Filmemacher, deutschlandweit in den Kinos. In der Region wird er im Arthaus Kino in Heilbronn zu sehen sein. Eben dort fand am Donnerstag die Deutschland-Premiere statt.
Worum es in „Raub ihren Atem“ geht
Der Film spielt größtenteils im Heilbronner Parkhotel, wo sich kurz vor dem Jahreswechsel ein Showdown anbahnt. Die Übergabe einer Mini-Disc mit heiklen Daten – einer Klar-Namensliste mit V-Leuten – sorgt dafür, dass sich eine Vielzahl an (zwielichtigen) Personen im noblen Ambiente einfindet.
Da ist die geschickte Diebin Laura (Luisa Binger), die großes Interesse am brisanten Datenpaket hat, ebenso der rücksichtslose und sadistische Killer Laschla (Oliver Möller), der sich wie sein Gehilfe Vincent (Florian Wünsche) nach Heilbronn aufgemacht hat. Und da sind zwei Polizisten, die alleinerziehende, frustrierte Mutter Maxine (Christina Lopes) und ihr Kollege Joachim (Harald Hauber) alias Joggl, eine Art Prototyp des schwäbischen Bruddlers. Bei der Observation kommen sich nicht nur Maxine und Laura näher, auch die Lage zwischen den Verbrechern spitzt sich zu. Wer gewinnt und überlebt diese Nacht?

Vor der Veröffentlichung hatte das Heilbronner Filmstudio mit Blick auf sein Filmdebüt „Faustdick“ und der neuen Produktion davon gesprochen, einen großen Sprung gemacht zu haben. Das zeigt sich auch am Budget, das sich nach Angaben von Hnywood um die 2,5 Millionen Euro bewegt. Diesen Sprung kann man den Filmemachern attestieren, denn „Raub ihren Atem“ ist ein ambitionierter Streifen geworden, der vor allem mit der wirklich guten Kameraarbeit überzeugt, spannende und eindrucksvolle Bilder einfängt – neben dem Parkhotel waren der Neckarbogen, die Allee und das verlassene Schwimmbad Aquatoll in Neckarsulm Drehorte. Weitere Aufnahmen fanden im italienischen Matera statt.
Guter Soundtrack, unpassende Nachsynchronisation
Gelungen ist auch der Soundtrack, und dass die gängigen Schwaben- und Sachsen-Klischees umschifft werden. Einen Innovationspreis gewinnt der Film aber nicht. Das liegt am konstruierten und recht gewollten Plot, am oftmals zu ungestümen Wechsel zwischen Komödie, Thriller und Film Noir, an den holzschnittartigen Charakteren. Das Schauspielensemble agiert solide, über kleinere Handlungslücken kann man locker hinwegsehen. Störend ist hingegen die Nachsynchronisation, die dem Film bei Dialogen oft die Authentizität nimmt. Dazu kommt ab und an Leerlauf wie bei einer Liebesszene der Protagonistinnen, die gut beobachtet höchst intime Momente einfängt, über mehrere Minuten gestreckt für die Handlung aber nur wenig Mehrwert liefert.
Nicht nur, aber besonders für Menschen aus der Region lohnt sich der Kinobesuch dennoch. Dafür sorgen Easter Eggs mit Heilbronn-Bezug, Verweise auf Regie-Größen wie Quentin Tarantino oder Brian De Palma und gut besetzte Nebenrollen – neben Katy Karrenbauer als bekanntes TV-Gesicht sind die in der Region bekannten Schauspieler Raik Singer und Andreas Posthoff vertreten. Wer mit dem Hnywood-Team in Kontakt kommen möchte: Am 30. Dezember um 20.30 Uhr sind die Filmemacher bei einer Vorstellung im Arthaus anwesend.
Welches Filmprojekt Hnywood 2025 plant
Ob „Raub ihren Atem“ nach der Kinoauswertung auf DVD erscheint oder bei einem Streaminganbieter zu sehen sein wird, ist noch offen. Fest steht aber, dass das nächste Projekt von Hnywood schon in den Startlöchern steht. „Das Drehbuch ist bereits geschrieben“, sagt Andreas Kröneck. Ein sogenannter Slasher, eine Spielart des Horrorfilms, wird das neue Projekt. Geplanter Drehbeginn ist bereits 2025. „Wir wollen damit noch mal einen Schritt weiter gehen“, sagt Kröneck.

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