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Mit 14 schwanger und dann? 

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Eine Entscheidung, die alles verändert: Der Film „Achtundzwanzig – Der Weg entsteht im Gehen“ von Cornelia Grünberg will Mut machen. Diesen Freitag kommt die Regisseurin zur Baden-Württemberg-Premiere nach Heilbronn. 

Offizielle Filmpremiere in Berlin: Valentin (links), Cornelia (Regie) und Andreas Grünberg (Produzent), Laura und Tochter Stella Luna.
Offizielle Filmpremiere in Berlin: Valentin (links), Cornelia (Regie) und Andreas Grünberg (Produzent), Laura und Tochter Stella Luna.  Foto: Kordula Hildebrandt/Kinostar

Eigentlich macht Cornelia Grünberg Spielfilme. Als sie vor 20 Jahren den Roman „Rückwärts ist kein Weg“ von Jana Frey liest, ist sie tief berührt und möchte die Geschichte einer 14-Jährigen verfilmen, die schwanger ist. Und vor der wohl schwersten Entscheidung ihres Lebens steht: Möchte ich so jung ein Baby bekommen? Kann ich die Verantwortung übernehmen?

Die Berliner Drehbuchautorin und Regisseurin findet zuerst niemanden, der sich für das Thema interessiert, weder einen Sender noch Filmförderer. Ein „perverses Thema“, bekommt sie zu hören. Grünberg verliert das Projekt nicht aus den Augen, findet schließlich eine Produktionsfirma, die vorschlägt, eine Doku zu drehen. Daraus ist dann eine Trilogie geworden, eine Langzeitdokumentation, die vier junge Frauen begleitet.

Der Moment der Entscheidung, ein Kind zu bekommen oder nicht

2008 sind Lisa aus Marburg, Fabienne aus Tübingen, Laura aus Sonneberg und Steffi aus Sterbfritz bei Fulda 14. Der Kontakt kommt zustande über Schwangerschaftskonflikt-Beratungsstellen in der ganzen Republik. Jetzt ist der dritte und letzte Teil erschienen. Am Montag wurde „Achtundzwanzig – Der Weg entsteht im Gehen“ offiziell in Berlin vorgestellt. Diesen Freitag feiert der Film in Schwäbisch Hall und in Heilbronn Baden-Württemberg-Premiere, auch im Arthaus Kino Heilbronn wird Cornelia Grünberg zum Gespräch dabei sein.

„In meinen Filmen erzähle ich Geschichten, die Mut machen. Geschichten über das Gelingen bei schwierigen Bedingungen.“ Dass diese Lebenswege oft steinig sind, gehört dazu. „Was mich just bei diesem Thema bewegt hat, war nicht nur dieses junge Schwangersein – das natürlich insbesondere –, sondern generell der Moment der Entscheidung, ein Kind zu bekommen oder nicht. Das ist ein Moment, den jede Frau, die ungeplant schwanger ist – egal wie alt sie ist – durchlebt.“ Eine Entscheidung auch über das eigene Leben. Cornelia Grünberg selbst hat zwei Kinder und vier Enkel, bei der Geburt ihres ersten Kindes war Grünberg, 1959 in Ostberlin geboren, 21 Jahre alt. Wie wichtig das Umfeld ist, weiß sie. Aber auch, dass eine Schwangerschaft mit 14 noch einmal eine ganz andere Herausforderung bedeutet. Der sich ihre Darstellerinnen gestellt haben.

„Ich würde alles noch mal genau so machen“

„14-18-28“ lautet der Titel der Langzeitdoku, als die jungen Frauen 18 sind, hat Grünberg sie erneut filmisch begleitet. Und wieder als sie 28 sind und ihre Kinder so alt, wie sie selbst bei deren Geburt. Heute sind Lisa, Fabienne, Laura und Steffi 30. „Ich würde alles noch mal genau so machen“, sagt Steffi am Ende in „Achtundzwanzig“. Was nicht heißt, dass es nicht Zweifel gab. Und viele Hindernisse, auch von Ämtern, die Hilfe leisten sollten. Kurz vor dem Abitur wird Laura etwa die Familienbetreuerin gestrichen. Wozu wollen Sie studieren? Sie können Arbeitslosengeld beantragen, so das Argument. Laura zieht ihr Studium durch zur Bauingenieurin in Coburg.

Und wo sind die Väter?

Wie die vier auf unterschiedliche Weise in ihren Berufen oder Partnerschaften ihre Frau stehen, ist bemerkenswert. „Eine absolut positive Geschichte in jeglicher Hinsicht“, hat Cornelia Grünberg miterlebt. „Sie haben nichts geschenkt bekommen, oft dachte ich, die schaffen es nicht.“ Der Film „Achtundzwanzig – Der Weg entsteht im Gehen“ zeigt das Gelingen. Auch kommen die Kinder der jungen Mütter zu Wort über ihr Leben als Jugendliche heute. Valentin zum Beispiel, was soviel heißt wie der Starke, der Gesunde, der selbst erfahren muss, was Mobbing bedeutet.  „Es wäre schön, wenn möglichst viele Menschen sich den Film ansehen“, wünscht sich die Regisseurin. Er macht Mut. In einer Zeit, in der die Katastrophen zu dominieren scheinen. Auch die vier Frauen waren allein in einem Moment der Entscheidung. Freundinnen und Freunde waren in jenem Alter woanders. Ohne das Einverständnis der Eltern der minderjährigen Protagonistinnen hätte Grünberg nicht drehen dürfen. Was der Film zeigt, „ist ja sehr öffentlich“. Wo waren die Väter? Bei der Geburt waren alle dabei.

Cornelia Grünberg, 1959 in Berlin geboren, studierte Regie- und Drehbuch an der Deutschen Film und Fernsehakademie Berlin. 1994 schloss sie mit der Verfilmung des Romans „Paul Vier und die Schröders“ ab. Als Autorin und Regisseurin ist sie für Kino und Fernsehen tätig. 1999 war sie mit „Zwei in einem Boot“ Gast der Berlinale. Von 2001 bis 2014 freie Dozentin für Camera Acting und Filmgeschichte an der Filmschauspielschule Berlin. 2012 war sie mit „Vierzehn – Erwachsen in 9 Monaten“ erneut bei der Berlinale. 2008 startete das Projekt „14-18-28“, in dem sie vier 14-jährige Mädchen, die ungeplant schwanger wurden und sich für die Kinder entschieden haben, begleitet. Cornelia Grünberg ist im Vorstand des Bundesverbandes Regie.

Im Laufe der Jahre hat sich ein freundschaftliches Verhältnis zwischen Regisseurin und den Frauen entwickelt. „Die vier wären nicht die, die sie heute sind, und sie sind stolz auf das, was sie erreicht haben.“ Ob Grünberg in ein paar Jahren nachlegt? Nein, „14-18-28“ ist eine Trilogie. Und die ist nun abgeschlossen. Cornelia Grünberg möchte wieder einen Spielfilm drehen.

Baden-Württemberg Premiere

Arthaus Heilbronn, Freitag, 20 Uhr.

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