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Als charmante Betrugsgeschichte mit viel Witz und ein wenig Grusel bringt Regisseur Martin Philipp den „Gestiefelten Kater“ auf die Bühne im Großen Haus. Noch 34 Mal steht das Familienstück von Thomas Freyer bis Anfang Februar auf dem Spielplan.

Das letzte Geld für die Katz? Keine schlechte Idee. Zumindest, wenn man der Müllersbursche Hans ist und vom Vater nichts geerbt hat außer einen Mäusefresser, der sowohl sprechen kann, als auch einen Plan hat. Also die abgetragenen Stiefel geschwind vom Schuhmacher aufarbeiten lassen und wie gewünscht dem tierischen Gehilfen übergeben, damit dieser seinen Meisterstreich in die Tat umsetzen kann: für sich und seinen Herrn ein besseres Leben zu ergaunern.
Wie der soziale Aufstieg mit List und Geschick gelingt, zeigt nun am Theater Heilbronn das Familienstück „Der gestiefelte Kater“ von Thomas Freyer nach der bekannten Vorlage der Gebrüder Grimm, die in deren „Kinder- und Hausmärchen“ erstmals 1812 veröffentlicht wurde und seither zahlreiche Adaptionen erfahren hat in Literatur, Bildender Kunst, Theater und Oper sowie im Film. In der Regie von Martin Philipp wird daraus für Zuschauer ab fünf Jahre mit viel Witz und ein bisschen Grusel eine charmante Betrugsgeschichte, die am Sonntagnachmittag Premiere hatte im Großen Haus und bis Anfang Februar noch 34 Mal auf dem Spielplan steht.
Dass wir im Alltag je nach Erfordernis alle in verschiedene Rollen schlüpfen, ist für Erwachsene selbstverständlich und muss von Kindern erst eingeübt werden. Joachim Foerster als Titelheld ist ein so gerissener wie charismatischer Showman, der genau weiß, wie er auftreten muss, um von seinem Gegenüber das zu bekommen, was er will. „Ein Kater ist kein Mensch, ein Kater hält sein Wort“, beherrscht er „the art of the deal“, soll heißen: die Kunst, einen Handel einzugehen. Dass sich das Publikum gerne als Komplize einspannen lässt, wenn es gilt, Rebhühner für den König zu fangen, kommentiert der Fellträger entlarvend mit: „Ihr seid so eiskalt!“
Das Glück will eben erkämpft werden in dieser Welt, die Ausstatter Toto klar in Arm und Reich geteilt hat. Auf der einen Seite der Drehbühne ist das Mühlenviertel zu sehen, auf der anderen der Königshof, wo neuerdings der Rotstift regiert. Weil sein Vermögen ziemlich geschrumpft ist, entlässt der Herrscher, den Arlen Konietz wunderbar überkandidelt gibt, alle seine Diener – bis auf einen. So trifft den bemitleidenswerten Gustav (Sven Mattke), was Unternehmensführungen heutzutage schlicht Arbeitsverdichtung nennen: Weniger Köpfe müssen mehr leisten und der Diener fortan noch die Aufgaben des Jägers, Kochs und der Wachen übernehmen. Auch will die Prinzessin (tippelnd, tänzelnd, trotzig: Cosima Fischlein) bespaßt werden.
Fast zur Nebenfigur gerät inmitten dieser von der Regie spleenig gezeichneten Charaktere der Müllersbursche Hans (Felix Lydike), der nicht recht weiß, was er mit seinem Leben anfangen soll. Und den Kater deswegen in seinem Namen gewähren lässt. Nebojša Krulanović Soundtrack untermalt die augenzwinkernde Schwindelei, bei der Hans kurzerhand zum Grafen ernannt wird, um am Ende ein großes Schloss samt Wiesen, Felder und Wälder sein Eigen zu nennen und das Herz der Prinzessin zu gewinnen.
Bis auf Joachim Foerster spielen die Ensemblemitglieder gleich mehrere Figuren in dieser gelungenen Inszenierung, deren Höhepunkt die Szene im Schloss des bösen Zauberers ist. Denn wie mittels Theatermagie ein riesiger Elefant, ein brüllender Löwe und eine winzige Maus lebendig werden, besitzt einen hohen Schauwert – und verfolgen junge Zuschauer gebannt auf ihren Sitzen. Viel Premierenapplaus nach gut 70 Minuten.
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