Linkin Park auf Welttournee: So lief das Konzert in neuer Besetzung in Frankfurt
Acht Jahre nach dem Tod von Sänger Chester Bennington ist Linkin Park wieder auf Welttournee. Mit dabei: die neue Frontfrau Emily Armstrong. Wie gut funktioniert die US-Band mit der Sängerin?

„Ei gude, wie?“ Mit ein wenig Lokalbezug macht man sich doch gleich Freunde. Sänger und Gitarrist Mike Shinoda begrüßt die Fans in Frankfurt in holprigem, englisch gefärbtem Hessisch und schiebt direkt eine Bitte hinterher: Emily Armstrong mit offenen Armen zu empfangen. Denn das haben, seit die 39-Jährige im September 2024 neue Sängerin der Band Linkin Park wurde, bei weitem nicht alle getan. Kritik gab es an ihrer möglichen, bis heute nicht dementierten Verbindung zur Scientology-Kirche, und auch musikalisch wurde die Wahl vor allem im Netz kontrovers diskutiert.
Die Fans in Frankfurt feiern vor allem die alten Linkin-Park-Songs
Der langjährige und charismatische Linkin-Park-Frontmann Chester Bennington beging 2017 Suizid – Band und Fans befanden sich über lange Zeit in einer Schockstarre. Nun ist die Band aus dem US-Bundesstaat Kalifornien in neuer Besetzung auf Welttournee. Am Dienstagabend spielt sie vor 43.500 Fans das erste von zwei ausverkauften Konzerten im Deutsche Bank Park.
In gewisser Weise hat Linkin Park leichtes Spiel, sind die Fans nach der langen Bühnenabstinenz der Rockgruppe ausgehungert, ist die Sehnsucht groß, die Songs, die für viele nostalgischen Wert haben, (wieder) live zu erleben. Da schrecken weder eine neue Sängerin, noch Ticketpreise über 100 Euro ab. Vielmehr sollte man die Rückkehr von Linkin Park aber auch nicht als Reunion verstehen, sondern eher als neues Kapitel.
Die Setlist ist trotzdem ein Brückenschlag zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Beginnend vom Durchbruch um die Jahrtausendwende, als die Band mit hartem New Metal – einem Crossover-Genre – startete, sich aber später auch Pop und Elektroelementen öffnete. Die Fans – das merkt man deutlich an der Stimmung – feiern vor allem die alten Stücke.
Klar geht man auch beim neuen, eingängigen Song „The Emptiness Machine“ mit. Es sind aber Lieder wie „In The End“, „One Step Closer“ oder „Faint“ , bei denen Tausende Stimmen textsicher übernehmen, bei denen man sich glückseelig in den Armen liegt. Schon immer perfektioniert hat die Band das Zusammenspiel aus kraftvollem Gesang und gerappten Parts.
Linkin Park in neuer Besetzung: Ist Sängerin Emily Armstrong eine gute Nachfolgerin?
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Auch wenn Chester Bennington beim Konzert nicht explizit erwähnt wird, ist er doch irgendwie immer präsent. Sicher haben viele bei einigen Liedern seine Stimme im Kopf. Doch Emily Armstrong erweist sich als würdige Nachfolgerin, will keine Kopie sein. Manchmal merkt man zwar, dass Stücke nicht auf ihre Stimme zugeschnitten sind, anderen Liedern gibt sie aber einen spannenden, neuen Drive, eine eigene Note.
Armstrong tigert getrieben von links nach rechts über die Bühne, schnallt sich die Gitarre um, singt, schreit, überzeugt mit starker und präsenter Stimme – pendelt zwischen wütenden Ausbrüchen und melancholischem In-sich-gekehrt- sein. Im Wechselgesang mit Shinoda bringt sie die Wut und Verzweiflung, die Kämpfe mit inneren Dämonen, um die sich die Texte drehen, auf den Punkt. Der bunte Lidl-Trainingsanzug, den sie beim Auftritt in Düsseldorf noch getragen hatte, bleibt in Frankfurt im Koffer.
Linkin Park in Frankfurt: Nähe zu den Fans und ein Eintracht-Shirt
Im Austausch mit den Fans hält sich Armstrong zunächst zurück, erst gegen Ende taut sie ein wenig auf. Die Konversation mit den Publikum übernimmt ein gut gelaunter Mike Shinoda, der nach dem Tod Benningtons das neue Aushängeschild der Band ist. Er steuert die repetitiven, aber prägnanten Rap-Parts bei, er feuert die Menge an, tritt in direkten Kontakt, schüttelt Hände, schenkt seine Baseball Cap einem Fan, setzt sich dafür eine bunte Einhornmütze auf. Aus Shinodas Hip-Hop-Projekt Fort Minor finden mit „Where’d You Go“ und „Remember the Name“ dann auch zwei Stücke ihren Weg in den Abend.
Den Fans wird eine perfekt für große Arenen zugeschnittene Show geboten: Konfettikanonen, eine opulente Lichtshow, Laserstrahlen flackern über das Dach des Stadions. Die Band sprüht vor Energie, über die volle Konzertdauer kann man die Intensität aber nicht aufrechterhalten, dafür sorgen auch einige unnötig lange Zwischenspiele vom Band. Das Konzert endet nach mehr als zwei Stunden mit „Bleed It Out“, Mike Shinoda trägt für die Zugabe – passend zur Heimspielstätte – ein Eintracht-Frankfurt-Shirt. Wie gesagt: Mit Lokalbezug macht man sich Freunde.