Zwischen hurtigen Elfen und derben Rüpeln
Open-Air des Sinfonie Orchesters im Deutschhof

Skeptische Blicke richten sich auf vorbeiziehende Wolken. Ob das Wetter hält? Keine Frage für den Ersten Vorsitzenden Harald Friese. Viel wichtiger ist für ihn, dass der Deutschhof mal wieder aus seinem Dornröschenschlaf geweckt wird.
Dazu passt Felix Mendelssohns Musik zum „Sommernachtstraum“ als märchenhafte Eröffnung. Flirrend-eilige Streicherpassagen der Overtüre harmonieren atmosphärisch mit dem aufkommenden Wind. Für die Musiker allerdings kein Genuss, denn der Wind pflückt permanent Notenblätter von den Pulten. Dirigent Peter Braschkat formt trotz allem eine geschlossene, expressive Sommernachtsmusik, die durch lebhafte Kontraste zwischen hurtigen Elfen und derb akzentuierten Rüpeln überzeugt. Sehr klangschön gelingt das elegisch ausgesponnene Notturno mit weltabgewandtem Hörnerklang.
Munteres Wechselspiel
Die Solisten des Abends kommen aus den eigenen Reihen. Annette Wittmann und Andreas Groll (Fagott) klemmen tapfer die Noten fest und klinken sich bruchlos ins muntere Wechselspiel der Sinfonia concertante des um 1760 geborenen August Ritter ein. Mit Leichtigkeit und souveräner Technik kosten beide das anheimelnde Kollern der tiefen Lagen aus. Von pathetischem Schmelz über filigrane Variationen bis zum satten Finale kosten Verena Guthy-Homolka (Flöte) und Roswitha Maier (Oboe) das Concertante (1868) des Klaviervirtuosen Ignaz Moscheles aus, René Huber und Marion Potyka (Klarinette) setzen in Franz Krommers Konzert Es-Dur virtuose Akzente im erfrischenden Dialog mit dem Orchester.
Dazwischen führen Zeitsprünge über den großen Teich, denn der Abend steht unter dem Motto „Von der Klassik zum Broadway“. So ehrt das Orchester Leroy Anderson zum 100. Geburtstag mit einer schmissigen Interpretation des „Sandpaper Ballet“, wobei die Schlagzeuger präzise Steptanzschritte mit Reibgeräuschen imitieren. Tänzerisch flott und dynamisch zupackend wirkt Andersons „Blue Tango“, der sich 1952 für 15 Wochen als Nr. 1 der US-Hitparade behauptete.
Mit zwei großen Medleys von Andrew Lloyd Webber entfaltet das Orchester einmal mehr seine Qualitäten als veritables Unterhaltungsorchester: Breitwandsound mit großen Bläsergesten bei „Jesus Christ Superstar“, dazu ein auf Bombast getrimmtes „Phantom of the Opera“. Ansteckend wirken die mit Herz ausgespielten Ohrwürmer, kollektiv summt der ganze Deutschhof bei „Don’t cry for me Argentina“ mit. Man ist eben eine große Familie.