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Zäher Anfang, überraschender Schluss

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Steiners Theater aus München überzeugt schauspielerisch mit "Verwandte und andere Betrüger" in der Harmonie

Von Kirsten Weimar
Sie bedienen gern jedes Klischee: Darsteller aus Steiners Theater.
Foto: Weimar
Sie bedienen gern jedes Klischee: Darsteller aus Steiners Theater. Foto: Weimar  Foto: Weimar

 

Wie könnte es auch anders sein: In der bayerischen Komödie "Verwandte und andere Betrüger" von Steiners Theater aus München wird jedes gängige Klischee genüsslich breitgetreten: Hausherr Erwin liebt den Fußball und den FC Bayern im Speziellen. Ehefrau Elvira redet gern viel und steht auf Luxus. Die wissbegierige Putzhilfe Frau Pahlke mit breitem ostdeutschem Dialekt nutzt jede Gelegenheit, um ein Päuschen einzulegen. Wenn dann noch die hübsche ungeliebte Schwester Beata samt Ehemann Hubert zu Besuch eintrudeln, als angebliches Professorenehepaar mehr vorgeben als sie sind, sind die Turbulenzen vorprogrammiert.

Doch das jüngste Stück des renommierten Münchner Tourneetheaters von Gerda Steiner zieht sich im ersten Akt, verliert sich in nebensächlichen Details und plätschert lange Zeit nur so dahin. Natürlich ist es durchaus lustig, Frau Pahlke zu beobachten, die aufreizend langsam wie eine Schnecke durchs Haus zieht oder mit Erwin mitzufiebern, dem es wieder und wieder gelingt, das Fußballspiel im Fernsehen anzuschalten.

Fast schon nervig wird es, wenn seine Ehefrau Elvira wie ein aufgescheuchtes Huhn von rechts nach links durch das Wohnzimmer rennt, mal den Fernseher hektisch ausschaltet, mal ans Telefon schießt.

Die Schauspieler Norbert Heckner, Sonja Kling und Gerda Steiner, Marion König und Manfred Stecher retten viel mit ihrem ausdrucksstarken Charakterspiel. Gegen Ende des zweiten Aktes nimmt die Komödie endlich rasante Fahrt auf. Der Esstisch entpuppt sich als Tiefkühlsarg, der Professor, von Manfred Stecher gekonnt durchgeknallt gespielt, als Pleitier. Seine flirtende flattrige Ehefrau Beata, von Marion König toll in Szene gesetzt, muss kleinlaut viele Lügen zugeben.

Elvira alias Gerda Steiner, mittlerweile im roten Etwas von Gucci, brilliert als neunmalkluge ertappte Ehefrau. Wunderbar Sonja Kling, die als putzende Frau Pahlke langsam, aber sicher der Wahrheit auf die Spur kommt. Am Ende hält die ungeliebte Verwandtschaft zusammen, notgedrungen. Viel Beifall für den überraschenden Schluss.

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