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Wie Interesse wecken an Ludwig Pfau?

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Videos und Plakataktionen, Ausstellungen und eine Wanderbühne: Die Künstlergruppe BMP hat für die Stadt ein Konzept entwickelt, wie Heilbronn den vor 200 Jahren geborenen Publizisten und Revolutionär neu entdecken kann.

Kurzfilme, eine Pfau-Treppe als Wanderbühne, Entwürfe für ein Denkmal, Ausstellungen, Plakataktionen, ein Lyrikautomat: Karl May (links), Detlef Bräuer und Uli Peter haben ein Konzept entwickelt, wie Heilbronn Ludwig Pfau neu begegnen kann.
Foto: privat
Kurzfilme, eine Pfau-Treppe als Wanderbühne, Entwürfe für ein Denkmal, Ausstellungen, Plakataktionen, ein Lyrikautomat: Karl May (links), Detlef Bräuer und Uli Peter haben ein Konzept entwickelt, wie Heilbronn Ludwig Pfau neu begegnen kann. Foto: privat  Foto: Alternativer Fotograf

Im Herbst vergangenen Jahres kam der Leiter des Heilbronner Literaturhauses, Anton Knittel, auf die Künstlergruppe BMP zu. Ob sie nicht weitere Ideen hätten, wie man im Ludwig-Pfau-Jahr mit dem am 25. August 1821 in Heilbronn geborenen Publizisten und Revolutionär, Schriftsteller, Kunstkritiker, Exilanten und Politiker umgehen könnte und Interesse wecken an Pfaus Leben und Werk.

BMP, das sind Detlef Bräuer, Karl May und Uli Peter, drei Heilbronner Künstler, die seit 1991 unter diesem Label zusammenarbeiten, haben ein mehrseitiges Konzept entworfen mit Ideen für Beiträge, Ausstellungen und Aktionen an verschiedenen Orten der Stadt. Mit dem widerständigen Heilbronner haben sie sich schon vorher beschäftigt, den Theodor Heuss wenig schmeichelhaft als "schwäbisch verhockt" bezeichnet hat. Seit Sommer letzten Jahres prangt in einer Fensterausstellung an der Backsteinfassade der Zigarre in der Achtungstraße, wo BMP ihr Atelier unterhalten, eine mehrere Meter hohe, comicartige Umsetzung von Pfaus Monarchiesatire, dem Gedicht "König Humbug".

Noch ist nicht alles in trockenen Tüchern

Wie Knittel auf Bräuer, May und Peter kam? Mit ihrem Wettbewerbsbeitrag zur Eröffnung des Heilbronner Literaturhauses vergangenen Sommer - einem Kurzfilm - haben sie ihn überzeugt: "Weil sie den politischen Pfau ins Heute übersetzen, ein Brückenschlag aus dem historischen Kontext mit Witz und Hintersinn." Wenn nur ein Teil ihrer Ideen im Jubiläumsjahr umgesetzt wird - noch ist nicht alles in trockenen Tüchern -, würde die Stadt ihren Ehrenbürger, der sich einst wegen "Obrigkeitsschelte" immer wieder vor Gericht verantworten musste, vielfältig und pfiffig würdigen. Für sämtliche Veranstaltungen gilt, ob und wie, das hängt vom weiteren Verlauf der Pandemie ab.

Das gilt auch für zwei weitere Schwerpunkte: den Festakt der Stadt am 25. August im Deutschhof sowie eine Tagung, organisiert vom Literaturhaus vom 30. September bis 2. Oktober unter dem Titel "Revolutionsliteratur im deutschen Südwesten" mit Experten und namhaften Hochschulprofessoren. Die Themen der Tagung reichen über die Person Ludwig Pfaus hinaus und beleuchten eine der spannendsten Umbruchzeiten deutscher Geschichte.

Ab Juli sind die Kunstfilme im Literaturhaus zu sehen

Für die Künstlergruppe BMP ist der 200. Geburtstag Ludwig Pfaus willkommene Gelegenheit, Impulse, Ideen und Inhalte seines Lebens aufzugreifen und weiterzuspinnen: um die Wiederbegegnung mit dem Autor in ein Konzept einzuarbeiten. Weitere Kurzfilme sind entstanden, satirische Literaturreisen zu Pfau, etwa "Die trauernde Blume", die davon erzählt, wie er vor seiner Flucht nach Baden noch einmal versucht, heimlich seine Jugendliebe Minna Widmann am Sülmertor zu treffen, vergeblich. Oder das Kunstvideo "Badisches Wiegenlied", zu dem sich BMP beim Gang durch die Ludwig-Pfau-Straße in Heilbronn optisch und akustisch haben inspirieren lassen. Ab Juli sollen die Filme im Literaturhaus zu sehen sein.

Ebenfalls vereinbart ist eine Ausstellung auf der Inselspitze mit Bozzetti, das sind Entwürfe, und Zeichnungen von BMP für ein mögliches Denkmal für Ludwig Pfau. Ein Scherz? "Ein Gedankenspiel", sagt Detlef Bräuer. Derzeit bauen sie das Modell für eine Pfau-Treppe, nachempfunden dem balzenden Gefieder eines Pfauen-Rades. Das drei Meter hohe Objekt, demontierbar und transportierbar, bietet Schauspielern eine Wanderbühne zum Vortrag von Pfau-Texten.

Rosen für den Gärtnersohn Ludwig Pfau

Die Plakataktion "Grüße aus dem Literaturhaus" gehört zum Katalog der Vorschläge ebenso wie ein Lyrik-Automat an wechselnden Standorten. Und weil der Gärtnersohn Ludwig Pfau 1839 als Volontär in einer Gärtnerei in Corbeilles arbeitet, bevor er ins nahe gelegene Paris zieht, drucken BMP jede Menge Rosen und andere Pflanzen, aber auch Gemüse in der Technik der Monotypie, die Malerei, Zeichnung und Grafik verbindet. Im Literaturhaus werden sie dann ausgestellt.

Ihre Pfau-Videos würden BMP gerne an weiteren Orten in Heilbronn zeigen. "Wir sind dabei, technische Möglichkeiten auszuloten." Einfach einen Beamer vor dem Rathaus, vor einer Kneipe oder in einem Stadtteil installieren und die Kunstfilme projizieren. Demokratisch im Sinne des Freigeists Ludwig Pfau.

 

Tagung im Herbst

Satire im Vormärz, Kunst und Staat, Pfau und die französische Literatur, Literatur und Turnen im Vormärz, Politische Lyrik, Journalisten als Literaten - Literaten als Journalisten, die 48er Jahre in Heilbronn und in Württemberg: Das sind die Themen der Tagung "Revolutionsliteratur im deutschen Südwesten", die das Literaturhaus Heilbronn vom 30. September bis 2. Oktober plant. Dazu soll eine Publikation erscheinen.

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