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Was ist das für eine Frau, die ihre Umgebung tyrannisiert?

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Ibsens „Hedda Gabler“ im Großen Haus

Von Claudia Ihlefeld
„Etwas noch Düstereres“: Sabine Bräuning spielt Hedda Gabler.
          Foto: Kugler
„Etwas noch Düstereres“: Sabine Bräuning spielt Hedda Gabler. Foto: Kugler

Heilbronn - Das Gelangweiltsein an sich, an der Gesellschaft, in der Gesellschaft: Es war dem Norweger Henrik Ibsen (1828-1906) ein unerschöpfliches Thema, aus dem der Meister des naturalistischen und psychologisierenden Theaters seine Dramen schrieb. Mit „Hedda Gabler“ hat Ibsen eine Charakterrolle geschaffen, halb Femme fatale, halb Furie, die besessen ist vom Wunsch, ein perfektes Leben zu führen und Macht über andere auszuüben. Heddas vermeintliche Stärke liegt in ihrer destruktiven Kraft - und ist ihre Schwäche. Eine widerspüchliche Frau, die auch 115 Jahre nach der Uraufführung fasziniert. Und Projektionsfläche bietet für die Befindlichkeiten einer Gesellschaft, in der ein bestimmter Typus Frau, gefangen in den eigenen Ansprüchen, an den herrschenden Verhältnissen scheitert.

Andreas Nathusius, zuerst Hausregisseur am Theater Heilbronn und nun Freier in Berlin, inszeniert den Klassiker der Moderne im Großen Haus. Seit Anfang Juni ist Sabine Bräuning, die die Hedda Gabler gibt, „dran“, und entdeckt immer wieder Neues. „Eine spannende, da vielschichtige Figur“, sagt die Schauspielerin, und meint, dass man Hedda Gabler nicht ganz „aus-erklären“ kann und soll. Was ist das für eine Frau, die ihre Umgebung tyrannisiert?

Für Bräuning ist die verwöhnte, gelangweilte Generalstochter, die nach Jahren unverbindlicher Beziehungen den aufstrebenden Kulturhistoriker Jörgen Tesman heiratet, durch den sie sich ihren gewohnten Lebensstandard sichern will, eine zynische Person, die sich in eine ausweglose Situation bringt. Hinter der Fassade der Biestigkeit vermutet Sabine Bräuning mehr, „etwas noch Düstereres“.

Unfähig zu Freundschaft oder Liebe, empfindet ihre Hedda, dass sie gerne empfinden würde - wenn sie nur könnte. Nachdem sie ihren früheren Bewunderer Lövborg ins Verderben stürzt, und ihr die Kontrolle über das eigene Leben entgleitet, findet Heddas perfides Spiel auf Leben und Tod einen dramatischen Höhepunkt.

„Hedda Gabler“ von Henrik Ibsen, Premiere: Samstag, 19. 30 Uhr, Großes Haus, Theater Heilbronn. Regie: Andreas Nathusius, Ausstattung: Annette Breuer. Mit Kathrin Becker, Sabine Bräuning, Angelika Hart, Martin Herrmann, Gerold Ströher und Felix Würgler

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