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Warum Helga Feddersen in Stuttgart bestattet ist

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Helga Feddersen galt als "Ulknudel der Nation" und als Hamburger Original. Vor 30 Jahren starb die Volksschauspielerin, ihr Grab ist in Stuttgart. Dort fand auch ihr Mann, der Prinz von Sachsen, die letzte Ruhe.

Der Journalist Jürgen Worlitz mit einem Papp-Aufsteller, der Olli Maier und Helga Feddersen zeigt. Die beiden Schauspieler waren lange ein Paar. Wenige Tage nach ihrer Heirat starb Helga Feddersen am 24. November 1990.
Fotos: privat
Der Journalist Jürgen Worlitz mit einem Papp-Aufsteller, der Olli Maier und Helga Feddersen zeigt. Die beiden Schauspieler waren lange ein Paar. Wenige Tage nach ihrer Heirat starb Helga Feddersen am 24. November 1990. Fotos: privat  Foto: Stephan Worlitz, 0176-560 804 16

Sie gilt als ur-hanseatische Volksschauspielerin: Helga Feddersen, die am 24. November vor 30 Jahren starb, hat viel Zeit in Stuttgart verbracht. Dort, im Stadtteil Hallschlag, ist sie auch bestattet, gemeinsam mit ihrem Mann, dem späteren Sachsen-Prinzen Olli Maier. Die norddeutsche Ulknudel und ihr Hang zu den Schwaben: "Die Hamburger haben ihr das nie verziehen", sagt der Feddersen-Bekannte und Autor Jürgen Worlitz.

Weg im Hallschlag ist nach ihr benannt

Der Helga-Feddersen-Weg, 2014 so getauft, hat nichts Glamouröses. Eher ist es ein Durchgang zwischen Wohnhäusern im Stuttgarter Hallschlag. Nicht weit davon, hoch über Bad Cannstatt, liegt der hübsche, parkähnliche Steigfriedhof, der sicher nicht für seine vielen Promi-Gräber bekannt ist. Thaddäus Troll, der eigentlich Hans Bayer hieß und zu den berühmtesten schwäbischen Mundartdichtern zählt, ist hier beigesetzt. Wo auch sonst? Bayer war Stuttgarter und Cannstatter durch und durch. Anders als bei Troll führt zu Helga Feddersens letzter Ruhestätte kein Wegweiser am Eingang. Bei ihr ist es andersherum. Warum gerade hier?, fragt man sich.

Helga Feddersen, abonniert auf die Rolle der Klamauk-Königin und den meisten im Nonsens-Tandem mit Didi Hallervorden ("Die Wanne ist voll") bekannt, war fest in Hamburg verwurzelt. Vor 90 Jahren wurde Helga Feddersen geboren, vor 30 Jahren starb sie an Krebs. "Es war ihr Wunsch, in Stuttgart bestattet zu werden", erzählt Jürgen Worlitz, der die Schauspielerin gut kannte und der für Feddersens zweiten Mann Olli Maier als Co-Autor an dessen Autobiografie mitschrieb.

Zwei schillernde Persönlichkeiten

Lange Jahre ein Erfolgsduo: Im Theater am Holstenwall in Hamburg spielten Feddersen und Maier unter anderem den Dauerbrenner "Perle Anna".
Lange Jahre ein Erfolgsduo: Im Theater am Holstenwall in Hamburg spielten Feddersen und Maier unter anderem den Dauerbrenner "Perle Anna".  Foto: Stephan Worlitz, 0176-560 804 16

Oft war Feddersen über 15 Jahre hinweg bei Maier und dessen Familie im Stuttgarter Hallschlag zu Besuch, erzählt Worlitz. "Richtig gelebt hat sie dort aber nie." Bei den regelmäßigen Besuchen seien ihr die Schwaben aber ans Herz gewachsen. "Sie fühlte sich herzlich aufgenommen." Feddersen beschreibt der Journalist als "exzentrische Person, sie war eine Künstlerseele". Nicht minder exzentrisch als ihr Mann. Olli Maier, Schauspieler und Sänger, war ein früher Held des Boulevard. Auftritte in "Dirndljagd am Kilimandscharo" würden ihm wohl heute das Etikett B-Promi einbringen. Co-Biograf Worlitz hält das für ungerecht. "Er war ein ganz normaler Schauspieler", ausgebildet an mehreren großen und kleinen Bühnen. Später zog der Stuttgarter einigen Medienrummel auf sich, wurde bejubelt und ausgepfiffen. "Ich, Buhmann der Nation" ist der Titel der Autobiografie - Buhmann, weil ihm die Hamburger Regenbogenpresse vorwarf, die Ulknudel der Nation nach Stuttgart entführt zu haben.

Seine erfolgreichste Zeit hatte Maier an der Seite seiner langjährigen Partnerin Helga Feddersen, mit der er das Theater am Holstenwall gründete. Stücke wie "Perle Anna" wurden zum Schlager. Auch Helga Feddersen kommt aus dem klassischen Schauspiel. Dass sie auf das Ulk-Fach festgelegt war, hat sie nicht gestört, vermutet Journalist Worlitz: "Sie haben damit sehr gutes Geld verdient."

Hang zur Adelsromantik

Der Prinz und die Schauspielerin: Grab in Stuttgart.
Foto: Hettich
Der Prinz und die Schauspielerin: Grab in Stuttgart. Foto: Hettich  Foto: Stephan Worlitz, 0176-560 804 16

Die beiden Schauspieler verband ein Hang zur Adelsromantik. Gerne benutzten sie offenbar Geschirr mit aufgemalten goldenen Krönchen. Als Maier fürstlich durchstartete, war Helga Feddersen bereits verstorben. In den 90er Jahren machte er Schlagzeilen, weil er sich von Erna Eilts adoptieren ließ. Die Emdenerin hieß seit der Heirat mit einem Enkel des letzten Sachsen-Königs Erina Prinzessin von Sachsen. Adoptivsohn Maier aus Stuttgart war plötzlich Sachsen-Prinz.

Das war freilich kein Adelstitel, solche gibt es in Deutschland seit 1919 nicht mehr, aber doch schmückendes Beiwerk des Namens. Maier versprach sich davon einen Schub für seine Karriere, ließ es sich 200.000 Mark kosten, wurde berichtet. Journalist Worlitz, der auch als "Adelsexperte" firmiert und den Adoptionsdeal eingefädelt hatte, formuliert es anders: "Wer würde seiner Mutter nicht helfen, wenn sie Geldsorgen hat?"

Olli, der eigentlich Reinhard hieß, starb 2011. Fast 20 Jahre lang war er Reinhard Prinz von Sachsen und Herzog zu Sachsen. So steht es auf dem Grabstein auf dem Stuttgarter Steigfriedhof, direkt unter dem Namen Helga Feddersen. Jürgen Worlitz ist überzeugt: "Das hätte ihr gefallen."

 
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