Und drinnen brodelt es
Abenteuer und Geheimnis der Malerei: Yury Kharchenko zeigt in der Scheune seine Ausstellung "Fenster in die Häuser"

Häuser bedeuten Heimat, Zuflucht, Festung, Hülle. In den Arbeiten der Werkgruppe Häuser des jungen deutsch-russischen Künstlers Yury Kharchenko, die in der Nordheimer Scheune zu sehen sind, schwingen all diese Bedeutungen mit. Das Haus als Hülle birgt aber − darauf legt der Künstler sein Augenmerk − in seinem Inneren unterschiedliche Energien und Turbulenzen: "Das, was man eigentlich nicht begreifen kann", wie er sagt.
Spirituell
Der 1986 in Moskau geborene Kharchenko stammt aus einem jüdischen Umfeld und versteht sich als säkularer Jude. Die meist großformatigen, informellen Bilder des Meisterschülers von Siegfried Anzinger an der Düsseldorfer Akademie, der sich auch mit Philosophie beschäftigt, haben einen spirituellen Hintergrund. An die zentrale Rolle der Synagogen nach der Zerstörung des Jerusalemer Tempels erinnert Hausherr Helmut A. Müller die Häuser-Serie Kharchenkos.
Der in Berlin lebende Künstler zählt einige der Bilder zur Serie "House Of The Red Heart" (Haus des roten Herzens), die im Zentrum des Hauses herzförmige Strukturen aufweisen oder mit der Wortbedeutung "Heritage" (Erbe) spielen. Die begreifbare Hausform reibt sich in den Bildern Yury Kharchenkos mit dem unbegreifbaren Innenleben.
Zerstörung
In diesen Gegensätzen manifestiert sich der virtuose Umgang des 29-Jährigen mit Farbe und Form, mit flüssiger und pastoser Malweise. Senkrechte Farbstrukturen zerstören die malerischen Zeichen im Inneren der Häuser, die aber immer einen Rest Spuren hinterlassen. Die Summe dieser Zerstörungen ergeben das neue Bild und seine räumliche Tiefe.
Hitzige, mediterrane Rot- und Orange-Töne prägen die Werke, die nach einem Israel-Aufenthalt entstanden sind. Weiße Flecken verleihen dem Bildraum Spannung. Umsäumt werden die Häuser bisweilen von floralen und ornamentalen Motiven in türkis, violett oder rosa, die beim monumentalen "House of Yellow" fast für Frühlingsgefühle sorgen. Chaotische Energiefelder brodeln in den beiden Großformaten im Erdgeschoss. Groteske Figuren halten sie zusammen. Dabei erzählen Kharchenkos Bilder immer auch eindrücklich vom Leben − und vom Abenteuer und Geheimnis Malerei.
Ausstellungsdauer
Nordheimer Scheune, Talstraße 31/1, Dienstag, Donnerstag, Samstag 15 bis 18 Uhr. Bis 16. April.