Schlottern für die Umwelt
Brackenheim - Bisher kamen Hannes und der Bürgermeister regelmäßig alle zwei Jahre, jetzt nach dreijähriger Pause scheint das Publikum im Bürgerzentrum nach den beliebten Protagonisten zu lechzen.

Brackenheim - Bisher kamen Hannes und der Bürgermeister regelmäßig alle zwei Jahre, jetzt nach dreijähriger Pause scheint das Publikum im Bürgerzentrum nach den beliebten Protagonisten zu lechzen. Stumm erscheint der Bürgermeister alias Karlheinz Hartmann, zündet eine Kerze an, das Bühnenlicht fährt hoch und noch bevor er einen Ton von sich gibt, brüllt das Publikum vor Lachen.
Entzugserscheinungen? Oder reicht die schiere Präsenz als Schlüsselreiz, da man Sketch und Pointen bereits aus dem Fernsehen kennt? Wie auch immer, das Bürgerzentrum ist zwei Mal ausverkauft und 1300 Zuschauer sind vom Auftritt des Mundart-Duos ebenso begeistert wie von Herrn Stumpfes Zieh Zupf Kapelle. Mit schmissiger Schlagermelodie aus den 30er Jahren und einem nachgeschobenen Schunkellied bringt das schrille Quartett Schwung in den Saal.
Duftnoten Im weiteren Verlauf setzen Benny Banano (Bass, Gitarre), Michael "Flex" Flechsler (Schlagzeug, Waschbrett, Gitarre), Manfred "Manne" Arold (Posaune, Akkordeon, Gitarre) und Marcel "Selle" Hafner (Akkordeone, Trommel, Gitarre) musikalische Duftnoten zwischen die Sketche. Alte Hits neu aufgemotzt und "One, two, oins, zwoi, drei" schwäbisch vertextet. Mal ein russisches Kalinka, mal ein Schwaben-Bluesle, schließlich der Rausschmeißer "New York, New York" gesächselt als Bekenntnis zur ostdeutschen Provinz. Oder der Energiesparwettbewerb: Der Chef hat die Heizung abgeschaltet und eigenhändig verplombt. Jetzt ist es im Rathaus kälter als in Grönland. Bleibt bloß die Frage, warum bei allem Zittern für für die Umwelt der Stromverbrauch nicht sinkt?
Was in der schwäbischen Provinz los ist, davon singen Hannes alias Albin Braig und der Bürgermeister ein Lied: "Dronta in dr grünen Au do steht an Baum". Das traditionelle Lied mit endlos vielen Strophen singen die beiden nicht nur synchron, vorwärts und prestissimo, sondern auch rückwärts.
Herr und Knecht Basis für das einzigartige Volkstheater ist das alte Herr-und-Knecht-Schema. Hier der Schultes zwischen Aktenschrank und Schreibtisch, spielt den Chef, springt auf wenn der Landrat am Telefon ist, plaudert mit dem Pfarrer auf Augenhöhe, tratscht über Selle und Sotte, befiehlt nach unten, es sei denn, man kippt gemeinsam einen Schnaps. Da der gewitzte Amtsdiener, der, im Nebenjob Anlagenberater, dem Chef Reinkarnations-Zertifikate für seine Restlebenszeit von 25 Jahren andreht, um ein Leben nach dem Leben in Saus und Braus führen zu können. Während er sich mit dem Erlös beim Ochsenwirt einen schönen Abend macht.
Genial wie Braig, von dem die meisten Texte stammen, große Politik in den Provinzalltag rückt, reich an argumentativen Wendungen und wortspielerischer Raffinesse.