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Philipp Potthast gewinnt das 10. Champions Special des Heilbronner Poetry Slams

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Fünf Wortakrobaten aus der ganzen Republik waren beim modernen Dichterwettstreit am Freitag bei der Kreissparkasse Heilbronn am Start. Am Ende gewann Poetry Slammer Philipp Potthast aus München mit seinen Texten über das Lebensgefühl von Millennials.

Publikumsliebling Philipp Potthast gefielt beim modernen Dichterwettstreit am Freitag mit witzigen Texten zum Lebensgefühl seiner Generation.
Publikumsliebling Philipp Potthast gefielt beim modernen Dichterwettstreit am Freitag mit witzigen Texten zum Lebensgefühl seiner Generation.  Foto: Berger, Mario

Bald 110 Ausgaben hat der Heilbronner Poetry Slam auf dem Buckel. Und von Ermüdungserscheinungen augenscheinlich keine Spur. Auch wenn zum zehnten Mal ein Champions Special stattfindet, ist der Saal Unter der Pyramide der Kreissparkasse am Freitagabend voll und wollen sich mehr als 500 Besucher unterschiedlichen Alters den modernen Dichterwettstreit nicht entgehen lassen.

"Virgins, raise your hands", fordert Moderator Philipp Herold die Debütanten im Publikum auf, die Hände zu heben. Und tatsächlich melden sich einige, die sich das Format, veranstaltet vom freien Kulturzentrum Maschinenfabrik, zum ersten Mal anschauen. Also noch einmal die Regeln eines Poetry Slams im Schnelldurchlauf abgespult: Die Kandidaten müssen ihre Texte selbst verfasst haben, sie dürfen für ihren Vortrag keine Requisiten verwenden und müssen ein Zeitlimit von sechs Minuten einhalten. Und wer am Ende gewinnt, entscheidet das Publikum.

Moderator Philipp Herold erklärt die Regularien

Dass es keine inhaltlichen Vorgaben gibt, Beiträge also belustigen oder nachdenklich stimmen, lyrisch oder prosaisch sein können, erklärt Herold noch, ehe der studierte Kulturwissenschaftler und ausgebildete Studiosprecher mit bewährter Ironie ein bisschen zu routiniert durch den Rest des Abends führt.

Dieser wird musikalisch begleitet am PC von DJ Manta Mandingo sowie am Piano von der Liedermacherin Laura Braun, die mit kraftvoller Stimme über eine Liebesbeziehung ohne falsche Versprechungen, das Gefühl, zu neuen Ufern aufzubrechen, und über das Aufwachsen in finanziell schwachen Verhältnissen singt. "Armut ist ein soziales Konstrukt und kein Naturgesetz, weswegen wir sie abschaffen können", sagt die gebürtige Freiburgerin.

Alle Kandidaten haben einen Landesmeistertitel

Die fünf Wortakrobaten sind aus den unterschiedlichsten Ecken der Republik angereist. Was alle eint: Sie haben schon einmal einen Landesmeistertitel errungen. Größtenteils mit einem Zettel in der Hand, selten frei sprechend, werben sie um die Gunst des Publikums. Wobei die Bandbreite vom kritischen Denkanstoß bis zur dadaistischen Unterhaltung reicht.

Ausgehend von einer Erstkommunionsfeier, auf der das Kind das Tischgebet nicht sprechen möchte, singt Rainer Holl aus Leipzig ein Loblied auf alle Unangepassten. Philipp Potthast aus München versteht es, das Lebensgefühl seiner Generation, den Millennials, auf witzige Weise auf den Punkt zu bringen, während Johanna Schubert aus Münster mit ihrem Text "Rote Flecken" über sogenanntes Slutshaming reflektiert - also die Praxis, Mädchen und Frauen zu beleidigen, indem man ihnen scheinbar unangepasstes sexuelles Verhalten vorwirft.

 

Jonas Neuhäußer aus Heidelberg berichtet vom amüsanten Alltag als Supermarktmitarbeiter sowie von seinen absurden Träumen. Und Johanna Bauer aus Duisburg erzählt temporeich und assoziativ, warum sie Culcha Candela eigentlich okay findet und was sie in einem sozialen Experiment mit Menschen so alles anstellen würde.

Gemessen an der Intensität des Applauses im Saal schaffen es Potthast und Bauer auf Anhieb ins Finale, Neuhäußer setzt sich in einem Stechen gegen Holl und Schubert durch. Wer das zehnte Champions Special dann nach rund zweieinhalb Stunden einschließlich einer Pause für sich entscheidet, wird schnell deutlich: Philipp Potthast sichert sich Platz eins.

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