Nicht bequem und selten langweilig
Heilbronn - Bevor er 1980 seinen Posten am damals noch im Gewerkschaftshaus untergebrachten Stadttheater antrat, hatte er versprochen, kein bequemer, aber auch kein langweiliger Intendant zu sein. Motto: "Vielfalt und Überraschungen". Klaus Wagner hat Wort gehalten.

Eckenroth/Heilbronn - Bevor er 1980 seinen Posten am damals noch im Gewerkschaftshaus untergebrachten Stadttheater antrat, hatte er versprochen, kein bequemer, aber auch kein langweiliger Intendant zu sein. Motto: "Vielfalt und Überraschungen". Klaus Wagner hat Wort gehalten. Heute feiert der gebürtige Frankfurter, der in Traunstein aufwuchs und in München Theaterwissenschaft studierte, auf seinem 300 Jahre alten Weingut in Eckenroth/Hunsrück seinen 80.Geburtstag.
Monarch, Prinzipal, Patriarch, haben Weggefährten den kämpferischen, streitbaren und aufbrausenden Wagner genannt, für den Autorität die Voraussetzung für Verantwortung ist. In seiner Amtszeit entwickelte sich das Haus am Berliner Platz zu einer der erfolgreichsten kommunalen Bühnen des Landes.
Den Spagat zwischen Amüsierbedürfnis und inhaltlicher Auseinandersetzung erhob er zum Programm, das er bis zu seinem Abschied im Juli 2003 konsequent durchzog. Scherz mit dem Entsetzen treiben, Widerborstiges und Unnatürliches zeigen: Auch das gehörte unter Wagner stets zum Repertoire des Hauses.
Die ein Jahr andauernde unerbittliche Auseinandersetung um die Heilbronner Inszenierung des Stückes "Corpus Christi" von Terrence McNally 1999/2000 ist das markanteste Beispiel für Wagners Wagemut bei der Spielplangestaltung und seine nie versiegende Kampfeslust bei der geradlinigen Durchsetzung von Dingen, die ihm richtig und wichtig erscheinen. Ein Umfaller war der ebenso eloquente wie dickschädelige Intendant der alten Schule nie, schon gar nicht in der Affäre "Corpus Christi", die ihn und sein Haus bundesweit bekannt machte.
Musicalpflege
Mit der kontinuierlichen Pflege des Musicals und moderner israelischer Dramatik sowie internationalen Kontakten nach Polen, Russland, Litauen, Israel, Palästina oder China hat das Stadttheater von sich reden gemacht. Das 2001 eingeweihte Komödienhaus ist eine wichtige Wegmarke der Ära Wagner, zu der untrennbar auch Verwaltungsdirektor Jürgen Frahm gehört. Wagner, der spielt und inszeniert, ist seit 1983 mit der Schauspielerin Madeleine Lienhard verheiratet. In einem Gratulationsbrief würdigt OB Himmelsbach Wagners Verdienst, das Theater "zum kulturellen Aushängeschild des Oberzentrums" gemacht zu haben: "Ein hart erarbeiteter Erfolg, auf den Ihre beiden Nachfolger aufbauen konnten."