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Neue Corona-Regeln: Theater, Museen, Kinos und Konzertstätten bleiben geöffnet

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Es hätte schlimmer kommen können, sagen die Kulturakteure in der Region. Wirklich gut ist die Stimmung aber nicht. Theater, Museen, Kinos und Konzertstätten bleiben geöffnet: 2G-plus, Maskenpflicht und Platzbeschränkung von 50 Prozent gelten für die Kultur bereits seit 24. November.

 Foto: JochenQuast

Erleichterung bei den Kulturschaffenden in der Region: Es bleibt vorerst bei den Regeln, die in Baden-Württemberg für Kulturveranstaltungen seit dem 24. November gelten: 2G-plus, also Geimpfte, Genesene, die zudem einen Schnelltest vorlegen müssen, eine Platzausnutzung von 50 Prozent mit maximal 750 Besuchern. Bibliotheken, Archive, Museen und Galerien unterliegen nun ebenfalls der 2G-plus-Regelung.

Wirklich gut ist die Stimmung dennoch nicht. Immerhin werden Theater, Konzerte, Museen und Kleinkunst nicht mehr wie im Winter 2020 mit Glücksspiel und Prostitution in einen Topf geworfen, als all das unter dem Label Freizeitgestaltung in den Lockdown geschickt wurde. Abonnentenschwund und die Furcht, dass eine Art kulturelle Entwöhnung es künftig erschweren, das Publikum wieder an Bord zu holen, sind Folgen der pandemischen Einschränkungen.


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Den Spielbetrieb vorsorglich ausgesetzt

Zahlreiche private und kleine Kulturanbieter sagen ihre Veranstaltungen unter den geltenden Bestimmungen ab: nicht wirtschaftlich, so ihr Argument. Bei einer Auslastung von 50 Prozent könnten sie die Gagen für die Künstler nicht zahlen. "Als Privattheater, das zwischen 85 und 90 Prozent des Gesamtetats mit den Einnahmen aus den Vorstellungen selbst erwirtschaftet und kein Defizit machen kann, weil niemand für den Verlust aufkommt, haben wir zum 25. November unseren Spielbetrieb vorsorglich ausgesetzt", sagt der Leiter des Heilbronner Theaterschiffs Christian Marten-Molnár.

Was sagen kommunale Einrichtungen wie das Theater, die Städtischen Museen, das Württembergische Kammerorchester Heilbronn, ein potenter Kulturanbieter wie Würth? Dass die Politik mit "drakonischen Maßnahmen" den Spielbetrieb am Theater weiter einschränkt, wie Axel Vornam befürchtet hatte, ist nicht eingetreten. "In gewisser Weise" ist der Intendant des Heilbronner Theaters erleichtert. "Doch sind die Zuschauer verunsichert, wir spüren das, wenn Karten zurückgegeben werden."

"Die Statistiken weisen aus, dass Theater keine Hotspots sind"

Vor dem Großen Haus am Berliner Platz hat das Theater eine Station für Schnelltests aufgeschlagen, ein Service für Besucher. Wegen der Platzbeschränkung - 354 statt 705 Besucher bedeutet das im Großen Haus - rechnet Vornam "mittel- und langfristig mit großen finanziellen Einbußen". Die Kapazitätsbegrenzung, die für die Gastronomie nicht gilt, hält Vornam für "Symbolpolitik". "Die Statistiken weisen aus, dass Theater keine Hotspots sind."

"Wir können aufatmen", sagt Marc Gundel. Der Direktor der Städtischen Museen hatte mit einem Veranstaltungsverbot gerechnet. Für den Museumsbesuch gilt allerdings nun auch 2G-plus und somit Testpflicht, wie auch für Führungen, zu denen man sich anmelden muss. Auf eine Vernissage zur Ausstellung "Fragile! Alles aus Glas" in der Kunsthalle Vogelmann verzichten die Museen. Dafür gibt es ein Eröffnungswochenende am 18. und 19. Dezember bei freiem Eintritt und mit erweiterten Führungen.

Freude darüber, dass die Ausstellung überhaupt stattfindet

Ebenfalls ab dem 18. Dezember und ohne Eröffnung zeigt der Kunstverein Heilbronn die Schau "Arnim Keplinger. Masse: Glas". "Mit 2G-plus müssen wir jetzt leben", kommentiert Ausstellungsleiterin Matthia Löbke lapidar und freut sich, dass die Einzelschau mit Keplinger überhaupt stattfindet.

Bedeckt hält sich Rainer Neumann, Intendant des Württembergischen Kammerorchesters Heilbronn. "Die Obergrenze von 750 Besuchern ist ein Problem, da wir nicht alle Abonnenten unterbringen können", sagt er mit Blick auf das kommende Mietekonzerte in der Harmonie am 15. Dezember mit der Mezzosopranistin Sophie Rennert. "Wir werden an einer Lösung arbeiten. Das Konzert wird auf jeden Fall stattfinden", so der Intendant.

Testung vor Ort möglich

Das Theater Heilbronn spielt weiter bei einer Kapazitätsbeschränkung von 50 Prozent. WKO-Konzertbesucher lassen sich bereits seit Ende November testen. Kinos leiden unter Besucherschwund.
Foto: Quast/Seidel/dpa
Das Theater Heilbronn spielt weiter bei einer Kapazitätsbeschränkung von 50 Prozent. WKO-Konzertbesucher lassen sich bereits seit Ende November testen. Kinos leiden unter Besucherschwund. Foto: Quast/Seidel/dpa  Foto: Seidel, Ralf

Über Programm und Ablauf des traditionellen Neujahrskonzerts am 5. Januar will das WKO intern beraten. Ein positives Fazit zieht Neumann aus dem vergangenen WKO-Auftritt am 24. November, der bereits unter 2G-plus Bedingungen stattfand. "Auch die Testung vor Ort hat reibungslos funktioniert, und das Konzert konnte mit nur einer leichten Verzögerung beginnen."

"Keine Überraschung" sind die Maßnahmen auch für C. Sylvia Weber, Kulturchefin bei Würth. Alle geplanten Veranstaltungen, darunter auch Konzerte im Carmen-Würth-Forum, sollen wie geplant stattfinden. "Wegen der 50-prozentigen Auslastung überlegen wir, ob wir Veranstaltungen im Reinhold-Würth-Saal in den Großen Saal verlegen werden", so Weber, die mit Blick auf die 2G-plus-Regel betont: "Uns muss es gelingen, das Publikum jetzt mitzunehmen."

Kinos

Für die Kinos in der Region ändert sich durch die neue Landesverordnung nichts. "2G-plus ist für die Kinos aber der Todesstoß", sagt Nenad Tomasinjak vom Prestige-Filmtheater in Künzelsau. Die Besucherzahlen seien massiv eingebrochen. "Für viele ist die zusätzliche Testung einfach zu umständlich", so der Kinobetreiber. In Künzelsau seien auch fehlende Testkapazitäten ein Problem gewesen. Das Prestige hat bis auf Weiteres nur noch an Wochenenden geöffnet. Verständnis für die 2G-plus-Regelung zeigt Michael Rösch, Geschäftsführer von Kinostar, die unter anderem das Arthaus-Kino in Heilbronn und das Scala in Neckarsulm betreiben. "Bei uns ist auch ein deutlicher Rückgang der Besucher zu verzeichnen. Es ist aber besser als ein erneuter Lockdown."

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