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Mit Ecken, Kanten und Tattoos: Markus Krebs scherzt in der Harmonie

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"Pass auf ... kennste den?!": Comedian Markus Krebs scherzt, pöbelt und begeistert 2000 Fans in der Harmonie.

Von Leonore Welzin
"Vergesst den Brexit, erzählt Witze!": Das ist die Welt von Markus Krebs und seinen hingerissenen Fans in allen Altersklassen.
Foto: Leonore Welzin
"Vergesst den Brexit, erzählt Witze!": Das ist die Welt von Markus Krebs und seinen hingerissenen Fans in allen Altersklassen. Foto: Leonore Welzin  Foto: Welzin, Leonore

Geradlinig, großzügig, spontan, so was von publikumsnah und dabei trinkfest, ohne jedoch seine Message aus dem Auge zu verlieren: 2000 Fans erlebten in der Harmonie Heilbronn einen Markus Krebs zum Anfassen und zum Anstoßen.

Man muss ihn mögen, egal ob man seinen Humor teilt. Was Wolfgang Bosbach (CDU) für Talkrunden, ist Markus Krebs für die Comedy, ein Sympathieträger. Beide eint Realschul-Abschluss und Ausbildung zum Einzel- beziehungsweise Groß- und Außenhandelskaufmann.

Die Niederungen der Konsumgesellschaft

Doch während Bosbach dann schnurstracks nach oben strebte, sich akademische Würden und politischen Einfluss erarbeitet hat und reichlich geleckt rüberkommt, eierte Krebs durch die Niederungen der Konsumgesellschaft, war Angestellter, Baumarktleiter und Kneipenwirt. Bis ihn der Alkohol einholte und er sich im Hartz IV-Lager fand.

"Ab 2003 habe ich Arbeitslosenhilfe bezogen, war also Gründungsmitglied von Hartz IV", erklärt er mit Augenzwinkern. Zur Comedy sei er später durch Zufall gekommen, will heißen, er ging 2011 beim RTL Comedy Grand Prix 2011 als Sieger und mit einer stolzen Summe vom Platz. Ein Mann mit Ecken, Kanten und Tattoos, der wieder aufgestiegen und sich nun in der Fraktion der Spaßmacher tummelt.

"Pass auf ... kennste den?!", den Titel seiner Show verdankt er seinen Fans, die ihn immer wieder mit neuen Witzen beglücken. Die beginnen immer mit der Floskel "Pass auf ... kennste den?!". Er hätte das Programm lieber "Comedy alle wegen mir?" genannt. Ein Wortspiel, das möglicherweise beim Mainstream nicht gleich gezündet hätte.

Bei Krebs darf jeder richtig dreckig ablachen

Anders seine Erstlinge "Ein Pornodarsteller ist krank. Schickt "ne SMS: Kann heute nicht kommen!" Bei Krebs darf jeder richtig dreckig ablachen. Auch die, die sonst weder was zu sagen, geschweige denn zu lachen haben.

Tut was für euch. Er habe schon immer einen VW Golf haben wollen mit Schiebedach, schön beinfrei, für die Frau. Jacky, seine Freundin und zukünftige Ehefrau sei übrigens auch da, zeigt sich aber nicht: "Wie soll ich die erklären? Delphine wollen mit ihr schwimmen" - so jagt ein Brüller den nächsten.

Wenn nicht in der Welt des Fußballs ("Ich hab mit Schalke nichts an der Brause"), ist der bekennende MSV-Duisburg Anhänger und einstige Hooligan zu Hause in der Welt unflätiger Scherze. Deutschlands Gagmaschine Nummer Eins, so nennt man ihn, hat eine gut gelaunte Fangemeinde. Die freut sich über den Fundus aus Ding-Dong-Witzen ("Guten Tag! Wollen Sie Zeuge Jehovas werden?" "Ich hab" den Unfall gar nicht gesehen"), Ostfriesen-, Manta-, Blondinen- bis hin zu Theken-Witzen.

Jede Menge Ding-Dong-Witze

Stolz darauf, trinkfester als andere zu sein, kann er das vernuschelte Lallen noch mitschreiben, so entstünden seine Programme. "Vergesst den Brexit, erzählt Witze! Egal wo ihr seid, auf der Arbeit oder zu Hause." Krebs mag Comedians, die sich auf der Bühne geradeaus geben - und sich nicht allzu viel bewegen.

Deshalb schätzt er unter den Kollegen besonders Heinz Becker, Volker Pispers, Jochen Malsheimer und Torsten Sträter, deren Bücher und CDs er ausdrücklich empfiehlt. Doch selbst ist er permanent auch Achse, tigert rastlos hin und her, geht in den Saal, quatscht mal mit Carmen, mal mit Philipp, macht ein Ratespiel, bei dem einiges über sein Intimleben zu erfahren ist. Und auch die hinteren Plätze, in der Harmonie die Empore, können wahlweise CD oder Kappe gewinnen.

Selbstvermarktung mit schwarzer Wollmütze

Schonungslose Selbstvermarktung mit Sonnenbrille und schwarzer Wollmütze samt rotem Krebs als lustiges Logo ebnet den Weg zum Erfolg. Leute wie ihn braucht der Spätkapitalismus. Hieß es einst vom Tellerwäscher zum Millionär gilt heute: vom Hartz-IV-Empfänger zum Comedian.

Zur Person: Markus Krebs, 1970 in Duisburg geboren, hat nach dem Sieg beim RTL Comedy Grand Prix 2011 vier Solo-Programme produziert: "Literatur unter Betäubung", Hocker-Rocker, "Permanent Panne", seit Februar ist er mit "Pass auf... kennste den?!" auf Tour. Krebs unterstützt die Stiftung Rolli-Rockers-Sprösslinge, die sich um kranke Kinder kümmert.

 

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