Milow im Interview: "Alles fühlt sich frisch und neu an"
Mit zweijährer Verspätung ist es jetzt soweit: Der international erfolgreiche Musiker Milow spielt auf dem Haigern-Live-Festival. Neben seinen Hits wie "Ayo Technology" wird der 40 Jahre alte Belgier auch Songs von seinem neuen Album spielen. Doch das ist nicht alles, was er im Interview verrät.

Wie muss sich eine Corona-Zwangspause erst für einen Vollblutmusiker wie Milow angefühlt haben? Der 40 Jahre alte Belgier, der 2009 seinen internationalen Durchbruch mit der Single "Ayo Technology" hatte, verrät im Interview, wie er die Zeit genutzt hat und warum er sich auch noch nach zehn Jahren an sein Konzert im Heilbronner Wertwiesenpark erinnert.
Beim Haigern-Live-Festival vom 22. bis 25. Juli wird der Singersongwriter am Montagabend ab 20.30 Uhr den Abschluss bilden. Übrigens genießt Milow, der mit bürgerlichem Namen Jonathan Ivo Gilles Vandenbroeck heißt, das Reisen mit dem Tourbus. Auch wenn es eng ist, sei man wie eine Familie ständig zusammen.
Sollen wir das Interview auf Deutsch oder Englisch führen? Ich habe mitbekommen, dass du mittlerweile sehr gut Deutsch sprichst.
Milow: Vielen Dank. Das liegt daran, dass ich seit 2009 sehr oft in Deutschland bin und immer wieder Wörter aufschnappe. Hinzukommt, dass meine Muttersprache Niederländisch ist, was dem Deutschen sehr ähnlich ist. 2019, für die Teilnahme an der TV-Show "Sing meinen Song", musste ich dann aber auch noch mal richtig üben. Ich finde aber, Sprache, oder besser gesagt Kommunikation, ist so wichtig.
Du warst ja tatsächlich schon einmal in der Region. 2012 bei einem Auftritt im Wertwiesenpark. Daran kannst du dich bestimmt nicht mehr erinnern?
Milow: Doch, doch. Es war das einzige Mal, dass wir in Heilbronn gespielt haben. Sonst sind wir immer in Stuttgart. Daran erinnere ich mich noch, und ich freue mich darauf, jetzt in Talheim im Landkreis von Heilbronn zu spielen.
Dein neues Album heißt "Nice to meet you" - wobei wir dich ja vermeintlich schon kennen. Stellt sich uns jetzt ein komplett neuer Milow vor?
Milow: Nach den zurückliegenden beiden Jahren mit der Corona-Pandemie hatte ich das dringende Bedürfnis, mich noch einmal neu bekannt zu machen. Außerdem ist es einfach lustig, sein siebtes Studioalbum herauszubringen und sich damit vorstellen zu wollen. Das hätte vielleicht besser zu einem Debüt gepasst.
Den Song zum Albumtitel gibt es ja auch ...
Milow: Richtig, den habe ich für meine beiden kleinen Kinder geschrieben. Darin erzähle ich, wie ich den Kleinen Ratschläge gebe, um dann am Ende festzustellen, wie viel ich selbst von ihnen lernen kann. Dass es ein wechselseitiges Geben und Nehmen ist.
Es scheint ein sehr persönliches Album zu sein.

Milow: In den zurückliegenden beiden Jahren hat sich so viel getan, was sonst nicht einmal in fünf Jahren passiert. Einige Songs habe ich während des Lockdowns veröffentlicht, damit der Dialog mit den Menschen nicht abbricht. Um ein ernsthaftes Gespräch anfangen zu können, musste ich auch ein paar sehr persönliche Dinge von mir preisgeben. Neben dem Lied für meine Kinder ist das der Song "Oscar", den ich meinem Drummer gewidmet habe, der letztes Jahr an Krebs verstorben ist.
Und obwohl das Album in dieser schwierigen Zeit entstand, klingt es so optimistisch und fröhlich. Wie ist das möglich?
Milow: Die Pandemie hatte einen Einfluss auf die Songs, ganz klar. Ich habe aber versucht, einen positiven Beitrag zu leisten. Und nicht über die Momente zu schreiben, wo wir alleine zu Hause saßen. Meine Songs sollten Lust auf die Zeit machen, in der wir wieder zu Live-Shows gehen können. So ist ein Up-tempo-Sommeralbum entstanden, dass auch für mich wie eine Therapie war.
Eigentlich solltest du ja bereits 2020 beim Haigern Live spielen. Alles war organisiert, und dann kam der erste Lockdown.
Milow: Richtig, ich sollte im Rahmen der Tour zum Album "Lean into me" von 2019 auftreten. Damals waren bereits 60 oder 70 Auftritte für das Jahr geplant, die alle nach und nach abgesagt wurden. Viele ohne einen Ersatztermin. Umso schöner, dass es mit Talheim jetzt klappt. Bei den Konzerten, die ich jetzt bereits seit Mai gespielt habe, entschuldige ich mich immer beim Publikum, dass es so lange warten musste.
Stimmt, eine zweijährige Verspätung ist nicht ohne.
Milow: Es ist verrückt - vor Corona habe ich nicht eine Tour abgesagt oder verschoben.
Was werden wir zu hören bekommen?
Milow: Bei den Open-Airs spiele ich aktuell eine Setliste, die aus vielen Liedern der vergangenen 13 Jahre besteht. Aber ganz sicher auch eine Handvoll neuer Songs wie "DeLorean", "Whatever It Takes", "How Love Works" oder "ASAP". Besonders schön ist, dass die neuen Lieder schon bekannt sind und wie die älteren gefeiert werden. Nach der Zwangspause fühlt sich alles so frisch und neu an - das ist toll. Meine Show soll die Leute daran erinnern, warum Livemusik so wichtig und so besonders ist.
Wie entstehen deine Songs denn?
Milow: Mit dem Wegfall der Liveauftritte hatte ich plötzlich Zeit, so viele Songs zu schreiben, die hätten für zwei Alben gereicht. Seit diesem Frühjahr habe ich allerdings kein weiteres Lied geschrieben - ich brauchte eine kleine Pause. Meistens schreibe ich erste Ideen, Songtitel auf. Dann warte ich ab und entwickle sie dann weiter. Einige Lieder entstehen alleine am Klavier oder an der Gitarre, andere in Zusammenarbeit mit bekannten Singersongwritern wie Matt Simons.
Was ist eigentlich besser, im Club oder bei Festivals zu spielen?
Milow: Ich liebe die Auftritte im Sommer, weil wir ein bisschen mehr aufs Land hinaus reisen. Anders als bei den Tourneen durch Clubs, wo wir häufig nur in den großen Städten spielen. Die Leute bei den Festivals sind dankbar und freuen sich, dass man sich die Mühe macht, zu ihnen aufs Land zu kommen. Das lieben wir. Ich bin sicher, dass auch Fans aus Stuttgart nach Talheim kommen. Aber besonders schön ist doch, dass die Leute aus der Region einmal nicht so weit fahren müssen.
Alles Infos zum Festival unter www.haigernlive.de


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