Stimme+
Heilbronn
Lesezeichen setzen Merken

Löffelverbiegen war gestern

   | 
Lesezeit  2 Min
Erfolgreich kopiert!

Die Ehrlich Brothers faszinieren in der Harmonie mit spektakulärer Magie.

Von Michaela Adick

 

Es gibt ja nun solche und solche Tricks. Einem verdutzten Zuschauer ein Maggi-Fläschchen vor die Nase zu zaubern und dann strahlend von Magie zu sprechen. Das ist so ein Trick. Der Beobachter denkt sich: Ist schon schön. Kennt man aber. Eine Münze in eine mit Wasser gefüllte Flasche zu zaubern dito. Der Magier lässt das Glas von Expertenhand überprüfen. In der Harmonie ist es das beinahe willige Opfer Martina, keine Magie-Show ohne den prüfenden Blick eines tapferen Beobachters. Die Expertin murmelt ihr leidlich beeindrucktes "Geht in Ordnung".

Und schwupps schwimmt die vorher gekennzeichnete Münze auch schon in der sorgfältig verschlossenen Flasche. Alles kein Hexenwerk, könnte man nun vermuten. Das lernt man doch im Magischen Zirkel. Aber da man es im pickepackevollen Theodor-Heuss-Saal der Harmonie mit den Ehrlich Brothers zu tun bekommt, ist das eben nur der Anfang. Fingerübungen, zum Warmwerden, das kleine Zauberereinmaleins. Wie man es auch nennen mag. Die Ehrlich Brothers − ist nicht ihr Name schon ein kleiner, nichtsdestoweniger hinterfotziger Affront für alle Gutgläubigen? −, ja die Ehrlich Brothers aus der ostwestfälischen Kleinstadt Bünde gedenken in ganz andere Dimensionen vorzustoßen.

Unter Las Vegas werden sie es nicht tun. Und dazu gehören dann eben eine ausgefeilte Pyrotechnikshow, ein knalliger Soundtrack, ein Einspieler mit Comedian Mario Barth und ein perfekt instruiertes wie choreografiertes Team von 30 Helfern. Nur auf die zersägte Jungfrau werden sie verzichten. Mangels Masse. Und weil sie Jungs sind, auch wenn sich das widersprüchlich anhören mag. Sie sind Jungs mit Appetit auf Knall und Peng.

Durch Stahlplatten wollen sie steigen, solche Dinge. Uri Gellers Löffelverbiegen − wer hätte Geller als TV-Insassen der Shows der 70er und 80er Jahre nicht erlebt − war gestern. Seine esoterisch anmutende Haltung auch. Die Ehrlich Brothers, der große Bruder Andreas und sein oft als hoffnungsloser, aber dann eben doch genialer Sidekick missbrauchter kleiner Bruder Christian Reinelt, halten sich mit derartigem Firlefanz nicht auf. Sie zaubern wuchtige Motorräder auf die Bühne, lassen vor den erstaunten Augen der siebenjährigen Viktoria aus einem Kern ein Orangenbäumchen wachsen, und was sich Rolf und Brigitte wohl denken mögen?

Lange Nase

Zu ihrem 40. Hochzeitstag biegen die Ehrlich Brothers aus stahlharten Eisenbahnschienen ein Herz. Und drehen ihrem lieben Uri Geller eine lange Nase. Ätsch, lieber Uri Geller. Wir mögen es groß. Und noch ein wenig größer. Allerlei köstlich zusammengeschmiedete Luftbläser haben sie dabei, eine monströse Sägemaschine, die in der Enfesselungsnummer zum Einsatz kommen wird, und eine Sockenwurfmaschine. Genau, eine Sockenwurfmaschine.

Die arme Fängerin einer roten Socke wird das Schicksal arg treffen. Sie wird auf die Bühne gebeten und ihrer Pumps entledigt. Es geschieht, wie es kommen muss. Der tapfer mit Lena beschriftete Schuh landet im Aquarium, das sich alsbald mit viel Puff und Peng in einem veritablen Eisblock verwandelt. Wie das geschieht? Wer will das schon wissen. Allein, wo es von den Ehrlich Brothers ausbaldowert worden ist, das steht fest. In einer Kleinstand namens Bünde.

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
  Nach oben