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Landleben − Von Hürlimann-Traktor bis Büffelkalb

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Gut vortragen kann er, sympathisch ist er und ein Buch geschrieben hat er auch: "Lieber einmal mehr als mehrmals weniger. Frisches aus der arschlochfreien Zone" lautet der sperrige Titel des Machwerks von Max Moor.

Von unserem Redaktionsmitglied Marco Weiß

Max Moor philosophiert über die Reparatur eines Traktors. Foto: Andreas Veigel
Max Moor philosophiert über die Reparatur eines Traktors. Foto: Andreas Veigel

Gut vortragen kann er, sympathisch ist er und ein Buch geschrieben hat er auch: "Lieber einmal mehr als mehrmals weniger. Frisches aus der arschlochfreien Zone" lautet der sperrige Titel des Machwerks. Max Moor beschreibt die Ankunft der eidgenössischen Aliens, Sonja und Max (früher: Dieter) Moor im von Brandenburgern bevölkerten Dörfchen Amerika, das eigentlich Hirschfelde heißt und nur eine halbe Autostunde von Berlin entfernt liegt. Das ist günstig für Max Moor, der als Moderator des ARD-Kulturmagazins "Titel, Thesen, Temperamente" viel in der Hauptstadt zu tun hat.

Rhetorik

Moors Vortag in der Harmonie auf Einladung der Buchhandlung Osiander vor 60 Zuhörern ist brillant: Er spricht Mundart, Schwyzerdütsch und verschiedene Brandenburger Dialekte, imitiert Stimmen und erzeugt so fast den Eindruck eines Hörspiels. Moor philosophiert im ersten Teil strahlend wie ein kleiner Junge über die Reparatur eines Oldtimer-Hürlimann-Traktors. Nach der Pause geht es um die schwierige Geburt des kleinen Wasserbüffels Miosch, der nach der Geburt unterkühlt das Euter seiner Mutter nicht erreicht. Der Kältetod des kleinen Büffels droht. Die Moors stehen nun vor einer wirklich schwierigen Entscheidung: das Wohnzimmer zu opfern oder das Büffelkalb zu verlieren. Sie entscheiden sich für den kleinen Miosch und bereuen es keine Sekunde. Das Wohnzimmer der Moors hat sich allerdings bis heute nicht vollständig von den Exkrementen des Huftiers erholt.

Hilfsbereitschaft

In seiner Freizeit betreibt Max Moor an der Seite seiner Frau Sonja, einer diplomierten Bio-Bäuerin, einen Demeter-Hof. Dieser Hof ist die Heimat von Wasserbüffeln und Galloway-Rindern. "Leider bin ich viel zu selten da", erzählt Moor nach der Lesung. "Das ist alles sehr nah an der Wirklichkeit dran", antwortet er auf die Frage einer Zuhörerin, ob "auch alles echt ist". An seiner Liebe zu Brandenburg und zu seinem Hof lässt er keinen Zweifel, sagt aber auch: "Als der Hürlimann-Traktor kaputt ging, war das für uns als Technik-Laien schwierig. Wir mussten die Vorschläge der Dörfler umsetzen. Da muss man Vertrauen haben."

So erklärt Moor, warum er auf Empfehlung eines Bekannten blindlings zu einer Oder-Werft fährt, um sich ein Ersatzteil fertigen zu lassen. "Man müsste halt mit den Leuten reden", hatte ihm der Freund mit auf den Weg gegeben. Natürlich konnte er das fertige Unikat am nächsten Tag abholen. Und so sieht Moor seine neuen Nachbarn: direkt, ehrlich und hilfsbereit. "Lieber einmal mehr als mehrmals weniger", lautet das Fazit der Leute, wenn sie mal wieder zusammen den Karren aus dem Dreck gezogen haben. Das macht seine Wahlheimat Brandenburg aus Max Moors Sicht zu einer "arschlochfreien" Zone.

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