Kunterbunte Eröffnungs-Gala im neuen Haller Globe Theater
Prima Akustik, moderne Technik: Der 9,5 Millionen-Bau am Unterwöhrd eröffnet frei nach Shakespeares Wille "Die ganze Welt ist Bühne" im neuen Globe Theater mit einer überladenen und dennoch charmanten Show.

Andere Städte schließen ihre Theater, Schwäbisch Hall hat sich ein neues gegönnt. Auch wenn es ursprünglich zur letzten Saison eröffnet werden und gut die Hälfte weniger kosten sollte: Nach zwei Jahren Bauzeit steht das Globe Theater am Unterwöhrd.
Hier ein Schalter, dort ein Loch bohren: Einiges muss noch gemacht werden, "jetzt aber sind die Ränge erstmals gefüllt", begrüßt Christian Doll am Freitag zur Eröffnungsgala "Die ganze Welt ist Bühne".
Einen Abend später, am Samstag, wird mit Dolls Inszenierung von Shakespeares "Was ihr wollt" die Bühne dann wirklich eingeweiht, jetzt gilt es mit einer Revue den Lackmustest zu bestehen in Sachen Technik und Akustik - und die ist prima.
Inspiriert von Shakespeare Londoner Globe Theatre

Rund 9,5 Millionen Euro hat das Haller Globe gekostet. Das ganzjährig bespielbare (Frei)lichttheater, inspiriert von William Shakespeare Londoner Globe Theatre, bietet zwar nicht 3000 Leuten Platz wie einst das Rund an der Themse, dafür 371 Besuchern bequeme Sitze und modernste Technik.
An ein griechisches Amphitheater erinnern die vier Geschosse und drei Bühnenebenen. Zwei Zuschauerränge bieten maximale Nähe zu den Schauspielern. 13,65 Meter Höhe misst das Theater, der Durchmesser des fahrbaren Kuppeldachs beträgt 9,35 Meter.
Kuppeldach gibt Blick frei in den Nachthimmel
Der Charme dieses Kuppeldachs wird an diesem Abend auch demonstriert, sachte und lautlos öffnet sich die transparente Glaskonstruktion und gibt den Blick frei in den Sternenhimmel, wird dann aber nach dem "Lied an den Mond" aus der Dvorák-Oper "Rusalka" wieder geschlossen.
Frei nach Shakespeare "Die ganze Welt ist Bühne und alle Frauen und Männer bloße Spieler, sie treten auf und gehen wieder ab" moderiert Festspielintendant Christian Doll den Abend, ein Potpourri von zweieinhalb Stunden ohne Pause, dem die dramaturgische Klammer fehlt und der dennoch Lust macht auf Theater.
Auszüge aus "Cats" und Grüße von der Staatssekretärin

Goethes "Vorspiel auf dem Theater" aus dem "Faust" ist der passende Einstieg, Franziska Becker stimmt "Im Theater ist was los" von Georg Kreisler an, Vasilios Manis und Anja Gutgesell singen einen Auszug aus "Cats", Richard Resch stimmt verzückt "Lonely House" aus der Weill-Oper "Street Scene" an.
Viele, viele Nummern folgen, eine Rede von Oberbürgermeister Hermann-Josef Pelgrim und die Glückwünsche des Landes von Kultur-Staatssekretärin Petra Olschowski.
Son Of A Bach verrocken Namensgeber Bach, Dirk Denzer verzaubert mit einer rasanten Jonglage, am Vertikal-Seil verblüfft Adrian Köpf vom Circus Compostelli. Ein kunterbunter Abend also mit einer launigen Spielszene mit Doll als Shakespeare und Pelgrim als Lord Chamberlain und Ausschnitten aus Vertonungen von Shakespeare-Werken.
Regionale Verbundenheit
Dass die Gala mit dem Chorpunkt Dörzbach endet, ist sicher kein Hinweis auf ein künftig provinzielles Programm, vielmehr ein Zeichen regionaler Verbundenheit.
Wie sagte Shakespeare, dessen Zitatenschatz bis heute ein Vademekum an Lebensweisheiten bietet: "Und jedes Ding hat seine Zeit." 83 Aufführungen der Freilichspiele sowie das 8. Internationale Jugendtheaterfestival Schwäbisch Hall sind für 2019 im neuen Globe geplant.