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"Ich bin da gar nicht neidisch"

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Pe Werner ist Liedermacherin, Kabarettistin und Buchautorin. Im Interview spricht Sie über Ihren kuriosen Vornamen und die Auswirkungen von Streaming-Portalen.

Von Ranjo Doering
"Es gibt kein Wertebewusstsein mehr für Musik und Musikschaffende", sagt Pe Werner.

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"Es gibt kein Wertebewusstsein mehr für Musik und Musikschaffende", sagt Pe Werner. Foto: dpa  Foto: Malte Christians

Mit ihrem Namen verbinden wohl viele einen ihrer größten Hits: "Kribbeln im Bauch." Doch Pe Werner ist nicht nur Liedermacherin, sondern auch Kabarettistin und Buchautorin. Am Sonntag, 23. September, kommt sie mit einem Best-Of-Programm ins Komödienhaus nach Heilbronn. Im Interview spricht die 57-Jährige über ihren kuriosen Vornamen und die Auswirkungen von Streaming-Portalen.

Frau Werner, Hand aufs Herz, wie oft wurden Sie in Ihrem Leben schon auf Ihren Vornamen angesprochen?

Pe Werner: Gefühlte zwei Millionen mal. Aber es ist auch ganz lustig, ich bekomme sehr viel Post an einen Herrn Werner P. Ich könnte also gut und gern mit einer zweiten Identität Karriere machen. Mit ganzem Namen heiße ich Pe Malou Werner, da man ja einen zweiten, geschlechtsspezifischen Namen braucht.

 

Liedermacherin, Komponistin, Kabarettistin, Autorin. Wo würden Sie sich am ehesten verorten?

Werner: Wenn an Hotelrezeptionen nach meiner Berufsbezeichnung gefragt wird, sage ich immer Musikerin. Letzten Endes ist doch auch Sprache Musik. Die Lyrik gibt eine gewisse Metrik vor, die dann auch beim Liederschreiben wichtig ist.

 

Seit Sie 16 Jahre alt sind, komponieren Sie Ihre eigenen Lieder. Sie schreiben aber auch Songs für bekannte Künstler wie Katja Ebstein, Mary Roos oder Barbara Schöneberger. Was ist einfacher?

Werner: Die eigenen Songs gehen leichter von der Hand, weil man keine Rücksicht nehmen muss auf den Interpreten. Für andere zu schreiben, ist eine Herausforderung, das Lied muss wie ein Maßanzug sitzen. Deshalb ist eine andere Herangehensweise nötig. Bei der französischen Sängerin Mireille Mathieu zum Beispiel müssen in Songs viele Vokale vorkommen, Ü's und I's.

 

Gibt es einen Song, den Sie gerne geschrieben hätten?

Werner: Ich bin da gar nicht neidisch. Ich liebe Musik, bin ein großer Fan der klassischen Singer-Songwriter wie James Taylor, Carole King oder Joni Mitchell. Ich kann musikalische Klassiker einfach genießen und bin sehr zufrieden mit dem, was mir bislang eingefallen ist.

 

Auf der "Von A nach Pe"-Tour, einem Best Of Ihrer bisherigen Karriere, kommen Sie auch nach Heilbronn. Mit dabei ist einer Ihrer größten Hits, "Kribbeln im Bauch", den Sie in einer halben Stunde auf einem Fußboden in Stuttgart geschrieben haben...

Werner: Die Mosaiksteine für diesen Song habe ich über mehrere Jahre gesammelt, der Song kam dann aber wie eine Sturzgeburt heraus. Zu der Zeit war ich lange verheiratet, hatte Liebeskummer. Ich habe erlebt, dass sich der Gewohnheitsstiefel in die Beziehung eingeschlichen hat. Der Song lief am Anfang gar nicht im Radio, weil die Redakteure damals sagten, das sei Phil Collins für Arme.

 

Zu einem anderen Thema. Seit Februar sind Sie stellvertretendes Mitglied im Aufsichtsrat der Autorengesellschaft Gema, die sich für Rechte der Künstler einsetzt.

Werner: Die wenigsten Menschen wissen, dass beim Künstler am Ende fast gar nichts mehr ankommt, wenn sie ihre Musik-Streaming-Portale nutzen. Es gibt kein Wertebewusstsein mehr für Musik und Musikschaffende. Ich mache das nicht nur für mich, sondern für die nachfolgende Generation. Der Künstler wird seines Werkes beraubt.

 

Wie meinen Sie das?

Werner: Ich möchte mich den neuen Medien nicht verweigern, aber es geht bei Tonträgern um das Gesamtwerk, nicht um einzelne Titel. Auf einer Schallplatte oder auf CD hat man zwölf bis 15 Songs, die in bestimmter Reihenfolge kommen. Der Künstler hat sich etwas dabei gedacht. Man würde doch nie zu einem Maler sagen: "Die Ecke oben links, die so schön blau ist, die schneide ich mir raus. Den Rest des Bildes möchte ich nicht haben."

 

Sie singen und reden gerne über gutes Essen. Womit kann man Ihnen kulinarisch eine Freude bereiten?

Werner: Ich bin Allesfresser. Ich habe mich jetzt eine Woche vegan ernährt. Leider habe ich dem Fleisch noch nicht ganz abgeschworen. Wenn ich im Schwabenland unterwegs bin, müssen es Maultäschle sein, geschmälzt, mit Röstzwiebeln, und, ganz wichtig, ohne Ei.

 

Sie sind in Heidelberg geboren, leben in Köln. Zwei Monate sind es, bis die Stadt wieder Hochburg der Narren wird. Freuen Sie sich auf Karneval?

Werner: Nein. Ich habe in meinem Beruf doch das ganze Jahr die Pappnase auf. Ich mache es immer so, dass ich den Kühlschrank voll mache, die Tür abschließe und nicht aus dem Haus gehe.

Konzert in Heilbronn: Sonntag, 23. September, 20 Uhr, Komödienhaus

 

Zur Person

Die Sängerin, Komponistin, Dichterin, Buchautorin und Kabarettistin Pe Werner wurde am 13. Oktober 1960 in Heidelberg geboren und wuchs in Südhessen auf. Nach dem Abitur war Werner in den 1980er Jahren in der Kleinkunst- und Kabarettszene ihrer Heimatstadt und der umliegenden Region zu finden. Sie hatte Gastauftritte in Dieter Hildebrandts "Scheibenwischer" und erhielt den Schweizer Kleinkunstpreis mit dem Duo PS. Ihre Musikkarriere startete sie mit ihrem Debüt-Album Weibsbilder (1989). 2015 feierte Pe Werner ihr 25-jähriges Plattenjubiläum. Die 57-Jährige lebt in Köln.

 

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