Heroisch-munteres Blechgetöse
Heilbronn - Mitsingen erlaubt: Egal ob "Heil Dir im Siegerkranz" oder "God Save the Queen", am Schluss von Webers Jubel-Ouverture (1818) nimmt man unwillkürlich Haltung an. Zum Saisonende holt das Heilbronner Sinfonie Orchester in der Harmonie noch einmal weit aus.
Heilbronn - Mitsingen erlaubt: Egal ob "Heil Dir im Siegerkranz" oder "God Save the Queen", am Schluss von Webers Jubel-Ouverture (1818) nimmt man unwillkürlich Haltung an. Zum Saisonende holt das Heilbronner Sinfonie Orchester in der Harmonie noch einmal weit aus. Unter der Leitung von Peter Braschkat erfüllt es die klassische Programmfolge von Ouverture, Solokonzert und Symphonie mit selten gespielten Werken.
Statt einer hinlänglich bekannten "Euryanthe" erklingt Carl Maria von Webers Jubelstück zum 50. Thronjubiläum des sächsischen Königs, nach majestätischer Einleitung führt tänzerisch flottes Geplänkel zielstrebig zur bläsersatten Hymne. Paul Juon studierte in Moskau, lehrte in Baku, lebte in Berlin und starb in der Schweiz. Von seinen 18 Orchesterwerken blieben drei ungedruckt, zwischen 1914 und 1934 enstand nur noch ein Violinkonzert. Was soll man auch komponieren, wenn in das Tripelkonzert d-Moll (1911) schon alles reingepackt ist?
Konzentration Der Untertitel "Épisodes Concertants" trifft besonders auf den formal überladenen ersten Satz zu, dem sich das solistisch agierende Trio Boulanger mit enormer gestalterischer Konzentration stellt. Das Orchester rückt kleinlaut in den Hintergrund, wenn Karla Haltenwanger (Klavier) virtuos-elektrisiert durch die Oktaven tobt.
Mal aufbrausend, mal besänftigend greifen Birgit Erz (Violine) und Ilona Kindt (Violoncello) ein, präzise und mitreißend gelingen hurtige Figurationen zum getragenen Hornchoral. Formal abrupte Schübe und harmonisch dichte Wechsel halten in Atem. Orchester und Trio ergänzen sich klanglich sehr gut im langsamen Satz, breiten Raum nimmt die von Violine und Cello schwelgerisch gesteigerte Melodik ein. Aber wieder fährt das Klavier kraftvoll dazwischen, bevor endlich alles in versöhnlichem Flirren ausklingt. Folkloristisch furios tanzt sich der dritte Satz im souveränen Einklang von Trio und Orchester zum effektvollen Schluss.
Satte Streicher Ein Stück klingender Nationalstolz ist die fünfte Symphonie (1895) von Alexander Glasunow. Der wogende erste Satz mit satten Streicherfarben und gut ausbalancierten Blechbläsern erinnert an Bilder des Marinemalers Iwan Aiwasowski, leichtfüßige Elfentänze lassen die Holzbläser im Scherzo zu großer Form auflaufen. Von alter Zeit kündet das mystische Andante. Als wahres Schlachtengemälde entpuppt sich der vierte Satz, heroisch- munteres Blechgetöse und massive Paukenwirbel inklusive. Bravo!
Stimme.de