Fräulein Wommy Wonder zu Gast in Weinsberg
Weinsberg - Sie steht seit fast 30 Jahren auf der Bühne und ist längst Kult: das schrille Fräulein Wommy Wonder, das im richtigen Leben Michael Panzer heißt und als einer der besten Travestiekünstler gilt.
Ekstase
Fräulein Wommy Wonder spielt gerne mit ihrem Publikum, weiß, wie sie es ganz schnell um den Finger wickeln kann. Ja, sie liebt solche "Schwaben in Ekstase" wie in Weinsberg. Wommy Wonder präsentiert nur eine abgespeckte Version ihres "beflügelten" Abends mit dem Pianisten Tobias Becker. Die örtlichen Beschränkungen in der Baukelter lassen nur zur Pause einen Kostümwechsel zu. Trotzdem gibt es gut zwei Stunden lang eine Mischung aus wortwitzigem Kabarett und glamouröser Comedy Show.
Sie kann aber auch messerscharf austeilen. Die Jugendlichen Facebooker bekommen ihr Fett weg, ebenso wie die Generation der fitten Senioren, die auf der MS Europa kreuzfahren. "MS steht für Mumienschlepper" lästert das Fräulein respektlos. Ab und an streut der Travestiekünstler auch ganz Ernstes und Nachdenkliches ein. Etwa wenn er in seinem Lied "Es geht uns nichts an" Stellung nimmt zu dumpfen Stammtischparolen, Vorurteilen und dem ewigen Wegsehen.
Dann erklärt Michael Panzer, studierter katholischer Theologe und Altphilologe, was Travestie ist: Sie habe eine philosophische Dimension. Das sei nämlich wie beim Schach, wenn man versuche aus dem Bauern eine Dame zu machen.
Staubwedel
Nach der Pause ist Fräulein Wommy Wonder weg. Dafür kommt jetzt geballte schwäbische Putzfrauenweisheit auf die kleine Bühne. Elfriede Schäufele, der Drachen mit seinem gefürchteten bunten Staubwedel, ist seit langem eine Paraderolle des Travestiekünstlers. Die Schäufele mischt sich unters Publikum, reizt mit ihrem Geschwätz zum Dauerlachen und wischt schließlich den Schweiß eines erschöpften glatzköpfigen Zuschauers mit ihrem Staubwedel auf. Michael Panzer weiß, wie gute Unterhaltung funktioniert − nach fast 30 Jahren auf der Showbühne.
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