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Falsche Fährten

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Aha! Cappella Nacht: 400 Fans feiern iNtrmzzo und Acoustic Instinct Unter der Pyramide

Von Leonore Welzin
Reine Männersache, aber trotzdem schön: iNtrmzzo, A-Cappella-Comedy-Gruppe aus den Niederlanden, bei der Aha! Cappella Nacht in der Kreissparkasse.
Foto: Welzin
Reine Männersache, aber trotzdem schön: iNtrmzzo, A-Cappella-Comedy-Gruppe aus den Niederlanden, bei der Aha! Cappella Nacht in der Kreissparkasse. Foto: Welzin  Foto: Welzin, Leonore

"Don"t worry, be happy", "I feel good" und "It"s been a hard days night": Klangfetzen von Bobby McFerrin, James Brown und den Beatles, unterbrochen von Werbe-Schnipseln sowie dem technoiden Fauchen, Zischen und Gurten der Sequenzmodulation und Transmittergeräusche, ergeben eine Soundcollage, die Paul Brenning (Berlin) und Julian Knörzer (Freiburg) unter dem Stichwort "Sendersuche" in rasantem Tempo live vortragen.

Das Beatbox-Duo Acoustic Instinct teilt sie sich mit der niederländischen Gruppe iNtrmzzo: die Aha! Cappella Nacht unter der Pyramide der Kreissparkasse Heilbronn. Es ist die dritte ihrer Art. Dass es ein reiner Herrenabend werden würde, war vom Veranstalter, dem Konzertbüro Joachim Fischer in Kooperation mit magenta-concerts Mannheim, nicht beabsichtigt. Krankheitshalber hatte das Damenquartett Chilli da Mur abgesagt, die Suche nach Ersatz blieb erfolglos, mit positivem Nebeneffekt: Die beiden Boy-Groups können den 400 Fans etwas mehr aus ihrer höchst kreativen Klangküche servieren.

Die virtuose Mundakrobatik von Acoustic Instinct lässt sich nicht dem tradierten A-Cappella-Gesang zuzuordnen, macht dafür umso mehr staunen: : "Sensationell", meinen jene, denen ein Knörzer-Solo, das virtuell ein Schlagzeug mit Base, Snare, High Head, Tomtom, Becken und Besen auspackt, dem Brenning dazu Drum-Computer, E-Bass und Synthesizer stellt, Respekt abverlangt. Auch Klangbilder ("Meereslandschaft samt Möwen und Flipper", "Helikopterflug" und "Der Fensterputzer") ernten wie Improvisation und Animation (Publikums-Jingle und rhythmische Welle durch die Menge) Beifall.

"Sie bieten vokale Delikatessen, das ist nach menschlichem Ermessen zum Fressen, gern zu haben, zum Laben und zum Lachen, weil sie so lust"ge Sachen machen", so kündigt launig charmant Peter Martin Jacob das Ensemble iNtrmzzo an. Damit trifft der Moderator, einstige Six-Pack-Sänger, Radiosprecher und A-cappella-Experte ins Schwarze. Die vier Herren Merijn Dijkstra (Bass/Bariton), Wouter Kronenberg (Bariton/Tenor), Tjidde Luhrs (Bariton/Tenor) und nicht zuletzt Clemens Schmuck (Bass/Bariton) tragen schwarz, so bleiben selbst die schwarzen Krawatten unauffällig.

Wunderbar diskret der Einstieg: Schmuck huscht auf dunkler Bühne zum Mikro, haucht, hüstelt und räuspert sich, um (vermeintlich) seine Stimme zu finden, respektive die Technik zu testen. In bestem Hochdeutsch erklärt er, er sei der Quoten-Deutsche, den laut EU-Verordnung jede A-Cappella-Gruppe haben müsse, um dann mit holländischem Akzent das Programm zu moderieren.

Von der "Ode an die Eskimöse" über eine vor Angst und Kälte bibbernde Parodie des Mafioso-Epos "Der Pate" bis zum rhythmisch raffinierten Hau-drauf-Rap reicht das Selbstgemachte. Und beim Eingemachten − vom mehrstimmigen "Ave Maria" bis zu "Gangsters Paradise" − fängt der Spaß, falsche Fährten zu legen erst an.

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