Ewig ist manchmal zu lang
Heilbronn - Schlagersängerin Helene Fischer bezauberte ihre Fans in der Harmonie

Heilbronn - Muss man nicht ein wenig Angst um sie haben? Da steht sie verloren auf der großen Bühne der ausverkauften Harmonie. Klein ist diese Helene Fischer und sehr blond, eine zerbrechlich wirkende Kindfrau, eine Schlagersängerin, die sich einen ganzen langen Konzertabend an schrecklich herzerweichenden Themen abarbeiten muss: Liebe, Hoffnung, Sehnsucht. Und den Schattenseiten von Liebe, Hoffnung, Sehnsucht.
Hoffnungsträgerin
Das kann einen wirklich mitnehmen. So viel zerstörtes Liebesglück. Ganz traurig wird sie in solchen Momenten. „Ich bin doch erst 24“, sagt sie dann. Ja, ja, die liebe Authentizität. Denn authentisch, das möchte die Schlagersängerin schon sein. Aber ist sie nicht schlecht beraten, wenn sie wie ein alter Hase von der Glut singt, die noch in der Asche lodert?
Vor vier Jahren wurde sie entdeckt, heute gilt Helene Fischer, geboren 1984 im sibirischen Krasnojarsk und 1988 mit der Familie nach Rheinhessen übersiedelt, als die Hoffnungsträgerin in der am Boden liegenden Schlagerszene. Sie soll Brücken schlagen zwischen Volksmusik - immerhin stand sie bei Florian Silbereisen zuerst vor der Kamera - Schlager und Musical. Und aus der Ecke des Musicals kommt Helene Fischer eben auch her. In jenen knapp bemessenen Momenten ihrer Show „Zaubermond“ ist sie richtig gut, die Absolventin der Stage Musical School Frankfurt, dann nämlich, wenn sie Intermezzi aus dem „Phantom der Oper“ oder „Grease“ singen darf. Helene Fischer verfügt über die perfekte, glatte und ein klein wenig uncharismatisch-anpassungsfähige Stimme, wie sie im Musical unabdingbar ist. Doch sie hat größere Ambitionen.
Nicht ohne Showtreppe
Zusammen mit ihrer sechsköpfigen Band unter der musikalischen Leitung von Johann Daansener steht ihr Sinn nach nichts weniger als der großen Abendunterhaltung im Stil der 60er Jahre. Ohne Showtreppe geht da gar nichts - und auch nicht ohne kleine, sinnfreie Unterhaltungsblöcke in der ein Magier seine schlichten Tricks vorführen darf. Munter geht sie auf ihr textsicheres Publikum zu. Ob es wohl Freiwillige gibt? Und ob.
Dann kommt Kurt. Kurt, der sich als Superfan outet, lässt sich auf ein Folterinstrument spannen und schwebt davon: So viel Mut muss belohnt werden. Kurt wird zum König der Herzen ernannt, darf auf einem Thron Platz nehmen und wird ein ganzes Musikstück lang von seiner Helene besungen. Wer wollte da nicht gerührt sein?