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Erneut werden die Burgfestspiele Jagsthausen abgesagt: Hoffnung auf kleine, pandemietaugliche Formate als Ersatz

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Verschoben auf Sommer 2022 mit dem Spielplan von 2020: Geschäftsführung und künstlerische Leiterin sehen keine andere Wahl angesichts der unberechenbaren Corona-Entwicklung.

Auch in diesem Sommer wird es leer bleiben im Burghof.
Foto: Burgfestspiele
Auch in diesem Sommer wird es leer bleiben im Burghof. Foto: Burgfestspiele  Foto: Burgfestspiele

Die Entscheidung ist der Geschäftsführung und der künstlerischen Leitung schwer gefallen. Zum zweiten Mal werden die Burgfestspiele Jagsthausen abgesagt beziehungsweise auf nächstes Jahr verschoben. "Wir haben lange gekämpft, die Burgfestspiele zu halten mit verschiedenen Konzepten und Szenarien. Aber es ist einfach nicht zu stemmen", ist Eva Hosemann "unendlich traurig".

"Hoffentlich verdursten wir nicht"

Die künstlerische Leiterin spricht beim Telefonat mit unserer Redaktion von einer Durststrecke für Kunstschaffende und Publikum und für alles, was noch daran hängt bis hin zur Gastronomie. "Hoffentlich verdursten wir nicht." "Stark steigende Infektionszahlen, unzureichende Impfkapazitäten oder Testungen" nennt die Pressemitteilung der Burgfestspiele als Gründe, warum sich die Hoffnung auf "kulturelle Teilhabe" nicht erfüllen wird.

Über kleine, pandemietaugliche Formate wird nachgedacht: einen Spaziergang mit dem Ensemble durch Jagsthausen wie vergangenen Sommer oder digitale Lesungen. Noch ist nichts spruchreif, als Zeitpunkt denkt Eva Hosemann "eher an August".

Für die Burgfestspiele ist die Lage schwieriger als für ein stehendes Haus. Zudem gibt es keine feste Infrastruktur, die andere Formate erlaubte wie Streaming oder Hörspiele. Umso wichtiger, "dass uns das Land Baden-Württemberg nicht fallen lässt".

Der laufende Betrieb ist gesichert

Die Burgfestspiele werden aus dem Corona-Nothilfefonds der Landesregierung für Kunst- und Kultureinrichtungen gefördert. 622.000 Euro wären geflossen, hätten die Festspiele stattgefunden. Das wird nun weniger, wie viel, können die Burgfestspiele noch nicht beziffern, das hängt auch von den Personalkosten und von der Höhe der Gutscheinerstattungen ab. Der laufende Betrieb ist gesichert. 2020 konnten die Burgfestspiele ihre Schauspieler in Kurzarbeit schicken. Das geht diesmal nicht, auch, weil keine Verträge unterschrieben sind.

15.000 Gutscheine für nicht genutzte Eintrittskarten aus 2020 entsprechen "Mikrokrediten" von gut 300.000 Euro, wie Hosemann es formuliert. Die Gutscheine behalten ihre Gültigkeit, können für die Spielzeit 2022 eingesetzt, rückerstattet oder gespendet werden.

Der Backstagebereich ist schlicht zu eng

Was sonst den Charme der Burgfestpiele ausmacht, ist jetzt ihre Achillesferse. Der Zugang zur Tribüne ist ein Nadelöhr, anders als die Freilichtspiele Schwäbisch Hall, wo es zur Großen Treppe vier Zugangsstraßen gibt und eine variable Sitzstruktur. Eva Hosemann hat sich gründlich mit möglichen Abläufen beschäftigt, wie man Auftritte und Abgänge der Schauspieler pandemiegerecht regeln könnte.

Der Backstagebereich - Garderoben, Maske, Technik - ist schlicht zu eng. "Ganz zu schweigen von den Publikumsströmen." So sehen die arbeitsrechtlichen Vorgaben zum Schutz von Mitarbeitern und Publikum etwa vor, dass, wenn Wind weht, die Schauspieler sich um- und von der Zuschauertribüne abwenden. "Das könnte man vielleicht in eine Komödie integrieren. Aber ernsthaft: Das ist kein Arbeiten."

Rückabwicklung

Covid19-Gutscheine aus dem Jahr 2020 gelten für die Spielzeit 2022, der Vorverkauf beginnt im Oktober. Zwischen 12. April und 15. Mai kann eine Rückerstattung beantragt werden. Ticketing-Partner Reservix erstattet automatisch auf das verwendete Zahlungsmittel. Wer an anderen Stellen den Gutschein erworben hat, wendet sich dorthin.

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