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Eine Frau mit klaren Vorstellungen

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Jasmin Wagner ist die Adelheid im neuen "Götz von Berlichingen". Premiere heute Abend.

Von unserer Redakteurin Claudia Ihlefeld
Sie setzt ihre Mittel ein, um etwas zu erreichen. Jasmin Wagner ist in diesem Sommer die Adelheid beim Traditionsstück der Burgfestspiele Jagsthausen, Marco Albrecht schlüpft in die Rolle des Weislingen im "Götz von Berlichingen."
Foto: Burgfestspiele
Sie setzt ihre Mittel ein, um etwas zu erreichen. Jasmin Wagner ist in diesem Sommer die Adelheid beim Traditionsstück der Burgfestspiele Jagsthausen, Marco Albrecht schlüpft in die Rolle des Weislingen im "Götz von Berlichingen." Foto: Burgfestspiele

Sie gilt im Ensemble der Burgfestspiele als die Kommunikativste in diesem Sommer. Jasmin Wagner, Moderatorin, Schauspielerin, Sängerin − und in den 90er Jahren als Blümchen das Gesicht des deutschen Pop. Heute Abend steht sie als Adelheid im Traditionsstück "Götz von Berlichingen" auf der Bühne, mit dem Jagsthausen in die Saison startet. Und dann ist sie noch in drei weiteren Produktionen zu sehen, in "Robin Hood", in "Anatevka" und "Ronja Räubertochter".

Ein straffes Programm, weshalb Frühaufsteherin Jasmin Wagner − 7 Uhr morgens − wenn möglich einen Mittagsschlaf hält und den Gesprächstermin an diesem Nachmittag vor der Premiere fast verschlafen hätte, dann aber munter erzählt: von der Euphorie im "Götz"-Ensemble, Goethes Sturm-und-Drang-Klassiker neue Seiten abzugewinnen, und warum sie seit zehn Jahren vor allem Theater spielt und Blümchen der Vergangenheit angehört.

Blümchen Jasmin Wagner, 1980 in Hamburg geboren, Vater Deutscher, Mutter Koreanerin, stand schon als Kindermodel für Versandhauskataloge vor der Kamera, erhielt Musikunterricht, lernte Klavier und Querflöte. Unter dem Künstlernamen Blümchen ist sie in den 90ern das Label für deutschen Pop mit Songs wie "Herz an Herz" und "Kleiner Satellit (Piep Piep)", verkauft Millionen Platten, erhält den Echo und mehr Preise.

Blümchen moderiert im Radio und im Fernsehen − und startet dann als Jasmin Wagner an einer Schauspielschule in Kalifornien ihr zweites Künstlerleben. Sängerin, Moderatorin, Schauspielerin: In welcher Rolle fühlt sie sich am wohlsten? "Jeder Bereich ist anders, aber doch verwandt", sagt Wagner.

Das Hauptaugenmerk legt sie seit zehn Jahren auf die Schauspielerei. "Weil ich da alles kombinieren kann." Mit Axel Schneider, dem Intendanten der Burgfestspiele, der neben dem Altonaer Theater und den Hamburger Kammerspielen noch zwei weitere Hamburger Bühnen künstlerisch leitet, hat die Hanseatin viel zusammengearbeitet. Und nun Jagsthausen. Für den Sommer hat sie einen Wohnung gefunden, neben der Arbeit mit den "großartigen Kollegen" findet sie Zeit, die "schöne Umgebung" zu erkunden. Heute Abend aber ist sie Adelheid, eine Frau, die nicht nur intrigant ist, sondern in einer von Männern dominierten Welt ihre Mittel einsetzt: um etwas zu erreichen. Goethe hat der Rolle wenig charmante Attribute auf den Leib geschrieben. Doch kein Mensch ist nur gut oder böse, so das Credo dieser "Götz"-Inszenierung von Regisseur Peter Dehler. Die kommt zwar wieder im historischen Gewand daher, will aber andere Interpretationsansätze bieten.

Götz, verkörpert von Walter Plathe, ist ein Haudegen mit ausgeprägtem Gerechtigkeitssinn. Der Weislingen von Marco Albrecht ein Verführer, aber auch Zerrissener, der Bischof von Bamberg ein großer Intrigant, ihr Geliebter Franz, ein ihr höriger Junge: In diesem Spannungsfeld behauptet sich Adelheid.

Männliche Sicht "Die Frau hat Ziele, die will sie erreichen, dazu gehört ein Wille", sagt Wagner, die in einer Zeit lebt, in der vieles für Frauen möglich ist − "auch wenn nicht alles erreicht ist". Die Frauen bei Goethe folgen festen Stereotypen: Heilige oder Hure, die Treue, Gute, oder die, die ihren Sex einsetzt. Eine männliche Sicht, die nach wie vor Anhänger findet.

Und wenn heute noch jemand sie mit Blümchen in Verbindung bringt? Dann mag Jasmin Wagner das einerseits nachvollziehen, "unter diesem Namen habe ich viele Jahre erfolgreich Musik gemacht." Doch im Alltag ist sie längst für alle "Frau Wagner". "Eine erwachsene Frau kann nicht mehr Blümchen sein mit 35 Jahren."

Premiere und Dokumentation

"Götz von Berlichingen", von Johann Wolfgang von Goethe´. Premiere: heute, 20.?30 Uhr

Regie: Peter Dehler Bühne: Stephan Bruckmeier, Kostüme: Volker Deutschmann. Mit Walter Plathe, Verena Wolfien, Hannelore Droege, Jasmin Wagner, Marco Albrecht.


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