Ein Leben mit dem Schöpfer
Der Kabarettist Kalla Wefel hat ordentlich im Kulturkeller gepoltert. Seine derbe Ablehnung von Frömmigkeit kam beim Publikum gut an.

"Neulich hat jemand zu mir gesagt: Kein Leben ohne Schöpfer. Und es stimmt!" Kalla Wefel kramt eine Schöpfkelle aus Plastik hervor und hält sie triumphierend dem Publikum hin. "Das ist der billigste Witz, den ich je gemacht habe", gesteht er sich dann gleich ein. Aber sei doch dieser hier wenigstens ein Schöpfer, den man gebrauchen könne.
Im Heilbronner Kulturkeller hat Kabarettist Kalla Wefel nun mit seinem Programm "Motzen ist mein Yoga" gegen Religion, Homöopathie und Volkstümelei gewettert.
Zu Beginn las der Osnabrücker aus seinem Anti-Katechismus mit dem sperrigen Titel "Gott hat mich geliked, weil ich ihn zu spät blockiert habe." Das Büchlein ist kürzlich in der 4. Auflage erschienen. Die Texte bestehen aus Briefwechseln und Abhandlungen, angeregt von Erlebnissen "mit Christen, Islamisten und anderen Arschlöchern."
Beim Publikum kommt Kalla Wefels derbe Ablehnung von Frömmigkeit gut an. Der Kabarettist, Jahrgang 1951, ist für seine Religionskritik bekannt. Schade nur, dass sich seine Religionskritik nicht mit den Inhalten von Religionen auseinandersetzt, sondern lediglich deren schiere Existenz schmäht − ohne darauf einzugehen, warum ihn alles Religiöse nun so sehr ärgert.
Weltreligionen
So beraubt er sich selbst der pointierten Argumentation. In den gängigen Schriften der Weltreligionen und im Verhalten prominenter Vertreter letzterer ließe sich von einem versierten Kabarettisten einiges finden, das sich einer strengeren − und auch lustigeren − Kritik zu unterziehen als würdig erweist.
Das haben andere Kabarettisten vorgemacht. Es bedarf keines großen intellektuellen Aufwands, Religionsvertreter anhand ihrer eigenen Ideologie vorzuführen. Der studierte Philosoph Wefel hingegen begnügt sich damit, alle Gläubigen pauschal als Idioten abzukanzeln. Das ist kurz witzig, trägt aber nicht über mehrere Gags.
In ähnlichem Geist kommt seine Auseinandersetzung mit Bachblüten daher. Den Abend hindurch nimmt er immer wieder Schlucke aus kleinen Fläschchen mit Bachblütenprodukten, die Namen wie "Hoffnung", "Abend" oder "Mobbing" tragen. Zur Erklärung: Es handelt sich hier um Blütenauszüge, die "zur seelischen Selbsthilfe durch Selbsterkenntnis und Selbstentfaltung" des Patienten führen sollen (Institut für Bachblütentherapie). So weit, so ulkig.
Doch auch mit diesem Thema setzt sich Wefel auseinander, ohne sich wirklich damit auseinanderzusetzen. Er nimmt nur immer wieder einen Schluck aus der Bachblüten-Pulle und liest deren Namen vor: Das ist der Gag.
Volkstümelei
Gelungen ist Wefels Kritik an der Forderung nach einer Deutschquote im Radio, die mit dem Erstarken der AfD wieder laut wird. In Pfälzer Dialekt hält er eine Büttenrede. Darin fordert er einen 40-prozentigen Anteil deutscher Texte im öffentlich-rechtlichen Rundfunk − genauso wie prominente Unterzeichner (Konstantin Wecker oder Fanta 4) einer Forderung des Deutschen Rock- und Popmusikerverbands − und führt somit Volkstümelei und Zensurwillen vor.