Die andere Seite der maroden Medaille

Güglingen - "Warum war Jesus nicht rechtsschutzversichert?" Oder: "Tyrannosaurus Recht", schon die Titel seiner Bücher und Kabarett-Programme machen Lust auf Werner Koczwara. TV-Stars wie Gottschalk, Hallervorden und Harald Schmidt reißen sich um den in Schwäbisch Gmünd geborenen Autor, der von sich behauptet, nur vier Tage Germanistik studiert zu haben.

Mehr als 75 Millionen Deutsche können kein Schwäbisch, wissen nicht, wie man Muggadreck und Bonbonpapierle richtig ausspricht. Grund genug, das Mundartprogramm "Der wüstenrote Neandertaler, oder wie aus Affen Bausparer wurden" auf die Bühne zu bringen.

Sechs Richtige

Krachend voll ist das Ratshöfle. 150 Besucher ergeben sich dem Pointen-Turbo des Schnellredners, der beim Kulturflirt mit Jeans und Hawaihemd nicht nur gute Laune verbreitet, sondern ein Paradestück seines Humors liefert.

Warum ist es so leicht, 43 Falsche, statt lumpige sechs Richtige zu tippen? Ob er von tragischen Fällen wie dem Bankkunden erzählt, der mit Lottogewinn seine Schulden bezahlen wollte und vom Filialleiter erschossen wird, von bankeigenen Friedhöfen und Trauerbeauftragten, von Selbstmord als Art der Kirchensteuerflucht oder von Hunden, die im All-inclusiv-Urlaub auf einer griechischen Insel zum Frühstück zwischen drei Briefträgern wählen dürfen: schwarzhumorig und subversiv, diesem Bruder von Indiana Jones ist keine Kuh zu heilig, um nicht geschlachtet zu werden.

Die Zahl der Alten

Zu wenige Kinder, das ist zu wenig nachwachsende Tilgung: Das sei die eine Seite der maroden Medaille, die andere die Zahl der Alten. Mortalitätsbeschleuniger braucht das Land.

In der Rolle des trinkfreudigen Dr. Thaddäus Schwaben-Seckl (Seckl, arabisch: der, wo einmal in der Woche vor seinem Zelt kehren tut) unternimmt Koczwara aberwitzige Selbstversuche: "Zwei Bommerlunder, zwei Bier, zwei Jägermeister, egal in welcher Reihenfolge, danach ist dir jedes TV-Programm recht."