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Der Balkan ruft: Vladimir Karparov Quartett im Cave 61

  
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Vladimir Karparov Quartett im Cave 61

Von Michaela Adick

Heilbronn - Da arbeitet man sich tapfer an den rasantesten Läufen ab, zaubert die wunderbarsten ungeraden Metren aus dem Balkanraum in den Jazzclub Cave 61: Und dann stiehlt einem der eigene Schlagzeuger die Show. Vladimir Karparov, ein Meister am Sopran- und Tenorsax, nimmt es mit Humor, er weiß was er an seinem Schlagzeuger hat.

Ganzkörpereinsatz Der jungenhafte Mann aus Sofia (1977) lässt die ungeraden Metren ungerade sein, bescheiden stellt er sich an den Rand der Bühne, um zu beobachten, was sein hochgeschätzter Kollege Dimitris Christides - offensichtlich ein vehementer Vertreter des Ganzkörpereinsatzes - wieder mit seinen Stöckchen anstellt. Balkaneskes im weitesten Sinne steht auf dem Programm des multinationalen Vladimir Karparov Quartetts, das das Publikum von der ersten Sekunde an zu faszinieren weiß.

Eigenkompositionen Dabei entwickelt das Quartett mit Kelvin Sholar am Klavier und Kontrabassist Horst Nonnenmacher, das fast ausschließlich Eigenkompositionen präsentiert, einen überraschend schlanken Sound. Da ist nichts Überschwängliches, nichts Liebliches: Die Arabesken sind nur zu erahnen, die Gypsy-Anmutungen bleiben dezent. Als Spurenelemente tauchen sie auf, als kleine Aufreger, als ein Unterton unter vielen in einem extravaganten Modern-Jazz-Gig, der, alle Polyrhythmik hin oder her, nie in Gefahr gerät vor lauter Volksmusikanleihen zu einem Euro-Pudding zu gerinnen.

Doch nach zwei langen, süchtigmachenden Sets, in denen selbst Paul Desmonds Gassenhauer „Take Five“ als bulgarische Volkslied aufersteht, ist Schluss. Lange klingt der „Thracian Dance“ nach.

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