Musik
Hinzugefügt. Zur Merkliste Lesezeichen setzen

Release-Event des neuen Albums von Depeche Mode am Samstag im LKA in Stuttgart

   | 
Lesezeit  6 Min
Erfolgreich kopiert!

Das Longhorn in Stuttgart-Wangen wird am Samstag (15.4.) der Pilgerort für alle Fans der britischen Band Depeche Mode. Der Veranstalter rechnet mit vielen Besuchern. Ab 1 Uhr soll es Geschenke für die Gäste geben.

Bei der Party "Black Celebration" im LKA in Stuttgart feiern gut 500 Menschen die Band Depeche Mode.
Bei der Party "Black Celebration" im LKA in Stuttgart feiern gut 500 Menschen die Band Depeche Mode.  Foto: SharpPix

Es könnte am Samstag eine der größeren Depeche-Mode-Partys im Longhorn (LKA) in Stuttgart-Wangen werden. 600 Fans, so berichtet Veranstalter Michael Lustig, haben bereits bei Facebook zugesagt. Lustig rechnet mit 800 Gästen. Diese Party ist eine ganz besondere. Es ist die offizielle Release-Feier des neuen Albums Memento Mori. Es soll um 21.30 Uhr komplett durchgespielt werden. "Ich freue mich wie immer, wenn die Party im Longhorn stattfindet", sagt Lustig. Ab 1 Uhr werde ein Fan-Stand im Club eröffnet, bei dem 100 Poster und andere Utensilien verschenkt werden sollen.  

Natürlich strecken sie die Arme nach oben, bewegen sie von links nach rechts, als „Never let me down again“ durch die Boxen dröhnt. Immer im Takt. Das ist ein Ritual bei diesem Song der britischen Band Depeche Mode. Das machen bei Live-Konzerten alle. Auf der ganzen Welt. An jenem Samstagabend ist die Band gar nicht da. Willkommen bei der Depeche-Mode-Party „Black Celebration“ im Longhorn in Stuttgart-Wangen.

Es ist ein Phänomen dieser Band, dass deren Anhänger regelmäßig zu solchen Partys pilgern. Durchschnittsalter: 50 Jahre. Über die Hälfte schwarz gekleidet. Ein Überbleibsel aus den 1980er-Jahren, als Depeche Mode durchaus Anklang in der Gothic-Szene fand. Das Longhorn ist gemeinhin als LKA bekannt. Das KA steht für Kultur Austausch. Nirvana waren schon dort. Rammstein, Eminem oder The XX.

An diesem Abend wird Depeche Mode gespielt. Nicht live. Eine Party. „More Than A Party“, um es mit den Worten eines Stücks der Band zu sagen. In dieser Nacht wird keiner der Bandmitglieder auf der Bühne auftreten. Es wird sich auch keiner unter die Gäste mischen. Und vermutlich ist es nicht die einzige Party an diesem Abend weltweit. Irgendwo feien und tanzen Menschen zu dieser Musik. Ins Longhorn sind an diesem Abend gut 500 Menschen gekommen. 

Eine Seelenverwandtschaft der Fans

Wie kommt es, dass Depeche-Mode-Fans seit Jahren und auf der ganzen Welt Partys besuchen? Michael Lustig könnte es wissen. Er veranstaltet seit 1994 Depeche-Mode-Partys und legt als DJ auf. „Es ist eine Seelenverwandtschaft der Fans. Sie haben sich schon immer gleich gefühlt“, sagt der 56-jährige Stuttgarter. Diese Seelenverwandtschaft – Lustig kann sie nachvollziehen. 1983, seit er zum ersten Mal ein Lied der Briten hörte. „Da war’s um mich geschehen.“ 

Martin Gore (links) und Dave Gahan sind Depeche Mode.
Martin Gore (links) und Dave Gahan sind Depeche Mode.  Foto: Anton Corbijn/Sony Music

Was folgte, war eine Verschmelzung mit Band, Musik und Fans. Der Stuttgarter erzählt, wie er zum ersten Mal den Sänger Dave Gahan (60) traf und sich beide gegenüberstanden. „Oh, wie ein Spiegelbild“, soll Gahan gesagt haben. Nach einem Auftritt bei Peter-Illmanns-Treff in Rottweil soll das gewesen sein. Lustig, der sich im Pass den Künstlernamen „DJ Dave“ hat eintragen lassen, und seine Freunde folgten der Band. Und landeten im Keller eines Hotels, wo sie mit den damals noch vier Mitgliedern Dave Gahan, Martin Gore, Andrew Fletcher und Alan Wilder gefeiert hätten.

Vielleicht muss man sich der Frage nach dem Fankult von wissenschaftlicher Seite nähern. Professor Udo Dahmen ist Künstlerischer Direktor und Geschäftsführer der Popakademie Mannheim. „Depeche Mode stand für eine Generation von jungen Leuten“, sagt der 71-Jährige. Musik, Mode und die Art und Weise, wie sie neue Songs präsentierten, sei beim Publikum angekommen. „People are People“, in dem die Band Alltagsgeräusche integrierte, falle durch eine große Zeitlosigkeit auf. Dies sei ein eigenständiger Sound. Darin liege eine große Faszination. „Das waren junge Musiker für eine junge Generation.“

 


Mehr zum Thema

Foto: Warner
Stimme+
Musik
Lesezeichen setzen

Das Geheimnis der Pyramide: 50 Jahre Pink Floyds "The Dark Side Of The Moon"


Spiel mit den Geschlechtern

Darunter fiel damals auch Jochen Stöckle. Er ist Radiomoderator bei SWR1 und bekennender Anhänger. Das Umfeld damals sei spannend gewesen. Das Spiel mit den Geschlechtern, Elton John, Freddy Mercury outen sich als homosexuell. „Die gesamte Gesellschaft damals war straight.“ Dann schminken sich Männer, auch die Mitglieder von Depeche Mode. „Man wollte anders, besonders sein.“ Die Treue der Fans, erklärt der 51-Jährige, sei wahnsinnig selten. „Und dass sich das über so viele Jahre hält.“ Es gehe um ein Zusammengehörigkeitsgefühl. Die Menschen möchten die Musik zusammen erleben.

Das Gefühl kennt Ulrik Neumann aus Obersulm-Willsbach. Regelmäßig legt er als DJ auf. Depeche Mode sind fester Bestandteil seines Repertoires. "Ich habe alle Platten und würde mich auf jeden Fall als Fan bezeichnen", sagt der 58-Jährige. "Es ist eingängige Popmusik und hat einen neuen Wiedererkennungswert. Sie sind konsequent geblieben."

Für Marcel Anger (50) aus Obersulm-Eschenau ist die Band ein treuer Begleiter. Das aktuelle Album habe er sich für heute bestellt. Am Samstag möchte er es sich in aller Ruhe anhören. „Die Melodien gehen total rein und haben Power, die gut ankommt.“ 1986, mit seinem ersten Taschengeld, habe er sich zwei Platten gekauft. Eine davon von Depeche Mode. Letztere habe er mehrere Tage von vorne nach hinten und von hinten nach vorne gehört. „Ich dachte, Wahnsinn, was ist das für eine Musik?“

VIP-Karten hinterlegt

An die wilde Verfolgungsjagd in Rottweil kann sich auch Bruno Zambounis erinnern. Mit zwei Mädels seien sie damals unterwegs gewesen. Eine davon sei Mitglied im Depeche-Mode-Fanclub. Von ihr kam der Hinweis, dass sie nach dem Auftritt bei Peter Illmann sofort raus aus auf den Parkplatz rennen müssen, damit sie die Band zum Hotel verfolgen können. „Die Band ist verteilt in zwei Mercedes-Limousinen eingestiegen“, erinnert sich der 57-Jährige. Kurz danach sei es auf die Autobahn gegangen. „Die haben vollstoff gegeben. Die Autos sind immer kleiner geworden.“ Die Fans seien aber drangeblieben. Am Hotel angekommen habe sich der Manager in den Weg gestellt. Doch die Band habe ihnen erlaubt, mitzukommen. „Drei Monate später waren sie für ein Konzert in Stuttgart. Martin Gore hat uns VIP-Karten plus Backstage versprochen“, sagt der Nürtinger. Als sie an die Kasse kommen, sei alles hinterlegt gewesen. Gore habe sein Versprechen eingehalten.

Nach einer wilden Verfolgungsjagd verbringen sechs Fans von Depeche Mode einen Abend mit den Musikern an einer Hotelbar. Das Foto ist aus dem Jahr 1986.
Nach einer wilden Verfolgungsjagd verbringen sechs Fans von Depeche Mode einen Abend mit den Musikern an einer Hotelbar. Das Foto ist aus dem Jahr 1986.  Foto: privat

Joachim Reiband versackte damals mit an der Hotelbar. Der 59-Jährige sei ein Fan der ersten Stunde. Knapp 200 Mal habe er die Band bereits live gesehen. „Früher habe ich jeden Schnipsel aus Zeitungen oder Zeitschriften ausgeschnitten und in ein Buch geklebt.“ Depeche Mode habe er mehrmals persönlich getroffen. Er arbeitet am Flughafen in Stuttgart und sei oft hautnah mit ihnen in Berührung gekommen. „Früher flogen sie noch im Linienflugzeug, heute im Privatjet.“ An sein erstes Konzert kann er sich gut erinnern. „Das war in der Stuttgarter Diskothek Oz. Der Eintritt kostete damals 16 Mark.“

Geteilte Erinnerungen

Viele Fans von damals haben der Band bis heute die Treue gehalten. Der Berliner Jolly von Hayde, der als DJ Jolly bekannt ist, legt zusammen mit DJ Dave bei den Partys in Stuttgart auf. Es seien geteilte Erinnerungen mit Gleichgesinnten und ein kollektives Familientreffen bei den Veranstaltungen. „Ich kenne einige, die inzwischen sogar mit den eigenen Kindern zu den Partys kommen und feiern."

Depeche Mode hätten damals etwas völlig Neuartiges geschaffen, erklärt Hayde. Jedes Bandmitglied habe seinen Anteil daran gehabt. „Depeche Mode sind heute für viele der Soundtrack des eigenen Lebens.“ Deren Songs zu hören, sei wie das Blättern in einem Tagebuch. Jeder habe seine ganz eigene Erinnerungen über die Songs, die in 40 Jahren entstanden sind. „Es sind Zeitsprünge im eigenen Leben mit Höhen und Tiefen. Und diese ganz individuellen Erinnerungen treffen bei den Partys auf ein Kollektiv. Das ist nicht nicht mal ein Widerspruch, sondern eine Fusion.“

11. Dezember 1984, Böblingen. Noch während der Zugabe versprüht jemand Tränengas. Alle 6000 Besucher verlassen die Halle. Die Schleimhäute gereizt, der Hals rau. Es ist das erste Konzert von Depeche Mode, bei dem Claudia Jung aus Stuttgart dabei ist. „Die Musik fasziniert mich“, sagt die 56-Jährige heute. Doch es seien nicht nur die Melodien. Die Stuttgarterin befasse sich auch mit den Texten. „Finde ich sehr interessant.“ Die Musik nehme sie mit. Wenn es ihr schlecht gehe, höre sie Depeche Mode. „Das hat was Aufbauendes.“ Tassen, Gläser, Vinyl-Schallplatten und Zeitschriften hat sie gesammelt. 

Carola Schlenke hört Depeche Mode seit sie 14 Jahre alt ist. Sie verbinde verschiedene Songs mit Erlebnissen und Erinnerungen aus ihrer Vergangenheit. "Ich finde es faszinierend, dass Depeche Mode mich immer berührt hat. Das hat keine andere Gruppe oder Künstler je geschafft“, sagt die 53-Jährige. Die Gesangsstimme von Dave Gahan sei außergewöhnlich, die von Martin Gore „einfach der Wahnsinn.“ Auf Partys treffen sich Gleichgesinnte, egal in welcher Stadt. Es sei wie ein Treffen einer riesigen Familie. „Und man kann Stunden durchtanzen."  

Johnny Cash covert Song

Es dürfte sich für Depeche Mode wahrscheinlich wie ein Ritterschlag im Musikgeschäft angefühlt haben: Johnny Cash, der vor 20 Jahren verstorbene Country-Star aus den USA, coverte ein Jahr vor seinem Tod einen Song der Band. Die Legende singt ein Stück der Band, die zu Beginn ihrer Karriere als smarte Pop-Bürschchen verschrien waren? Das Stück, das Cash auf seinem letzten zu Lebzeiten veröffentlichten Album coverte, heißt „Personal Jesus“. Es geht um einen, der sich als den persönlichen Jesus anbietet. Jemand, der den direkten Draht zu Gott zu haben scheint. Ist natürlich nicht so. Depeche Mode waren nie religiös. Ihre Fans verehren sie. Und zelebrieren die Songs. Auch dieses Mal wieder.

 


15. Album von Depeche Mode erscheint am 24. März

 Foto: Sony Music

Mit Sehnsucht erwarten Fans weltweit das neue Album Memento Mori der britischen Band Depeche Mode, das heute erscheint. Der Begriff stammt aus dem antiken Rom und bedeutet sinngemäß: "Sei Dir Deiner Sterblichkeit bewusst." Dave Gahan, Martin Gore (61), Andrew Fletcher († 60) und Vince Clarke (62) gründen Depeche Mode 1980 in der englischen Provinzstadt Basildon, 40 Kilometer von London entfernt. Der Name entstammt einem französischen Modemagazin. Clarke verlässt die Band und wird durch Aland Wilder (63) ersetzt.

Nach dessen Weggang und dem Tod Fletchers vergangenes Jahr ist die Band zu einem Duo geschrumpft. Depeche Mode haben weltweit mehr als 100 Millionen Tonträger verkauft. Weltweit finden regelmäßig Partys statt, auf denen Songs der Band gespielt und Videos von Konzerten gezeigt werden. Die nächste Party findet am 15. April im LKA in Stuttgart statt. Einlass ist auf 21 Uhr vorverlegt, Ende ist um 3 Uhr. Der Eintritt beträgt acht Euro.

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
Nach oben  Nach oben