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„Das lassen wir uns nicht entgehen“

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Neuenstein - Satt wummert der Bass, der Gitarrist fetzt fette Riffs ins Rund, Sänger Klaus Gründler röhrt „American Idiot“ ins Mikro. Samstagabend kurz vor neun im Bistro Inside. Es ist Lokalnacht in Neuenstein. Wo sonst abends die Gehwege - falls überhaupt vorhanden - hochgeklappt werden, gehören Innenstadt und Kneipen in dieser Nacht den Fuß- und Partygängern

Von Bettina Henke



Neuenstein - Finanzkrise, drohende Rezession, steigende Beiträge... von Negativschlagzeilen will am Samstagabend in Neuenstein wahrlich niemand etwas wissen. Ausgelassenes Feiern, Mitsingen, -wippen und Abtanzen ist angesagt. Der TSV hat zur dritten Lokalnacht eingeladen. Zwischen Haller Straße und Sportplatz wird die Innenstadt zur Partymeile. 13 Bands laden in elf Locations zu einem heißen Musikmix aus Rock, Blues, Soul, Schlager, Jazz, Swing, Folk, Rap und Hip-Hop ein. 1200 Karten hatte der TSV verkauft. Doch sicherlich sind es noch wesentlich mehr Menschen, die sich zum nächtlichen Bummel aufgemacht haben.

Darunter sind auch Conny und Günther Strobel, Silvia, Carmen und Ralf Scheufler, Rose Häußler und Jörg Agunte. Die Gruppe aus Öhringern und Zweiflingern ist das dritte Mal bei der Lokalnacht dabei. „Super-Musik, kurze Wege von Kneipe zu Kneipe, das lassen wir uns nicht entgehen.“ Ihre erste Station führt sie um 20 Uhr ins Bistro Inside zu Dragon Fire. Noch stärken sich die fünf Jungs der Coverband bei Weizenbier und Würstchen, doch dann lassen sie es so richtig krachen. Schnell gelingt es ihnen, mit fetzigem Rock die Partygänger in ihren Bann zu ziehen.

Hellmuth und Christa Pawlenka sind da schon weitergezogen. Das Rentnerpaar aus Neuenstein ist das erste Mal bei der Lokalnacht. „Dafür habe ich heute morgen sogar noch das Klassentreffen unseres Abijahrgangs 1954 abgesagt“, berichtet der 76-Jährige. Denn das kennzeichnet die Lokalnacht. Von jungen Leuten über die große Gruppe der Ü30 bis zum Senior – alle wollen eine heiße Musiknacht genießen.

Rockoldies

Dichtes Gedränge herrscht um 21 Uhr im Löwen. Let’s spend the night together“, röhrt Werner Zorn ins Mikrofon. 41 Jahre gibt es nun schon The Others. Und sie haben mit Beat, Rock und Soul der 60er und 70er Jahre nicht an Anziehungskraft eingebüßt.

Nebenan in der „Sonne“ geht es entspannter zu. „Zu uns kommt das etwas gesetztere Alter“, verrät Jürgen Freiberger vom TSV, der die Einlasskontrolle übernommen hat. Bei gepflegtem Jazz und Swing der Ewood-Brothers lässt es sich sogar noch angenehm speisen.

Ganz anders im Bistro Ambiente. Während das Länderspiel Deutschland-Russland seinem Ende zugeht, heizt Mac-T mit Party-Hits die Stimmung an. Einen Blick auf die Band zu erhaschen ist in der Menge fast nicht möglich. Das würden auch Sabine und Bernd Rothenbücher gern. „Kaum losreißen“ konnten sie sich von den Others, nun wollen sie aber noch schauen, was in den anderen Kneipen abgeht.

Und das ist viel. „Marmor, Stein und Eisen“ lässt Gitarrist Wolfgang Heieck im Ratscafé brechen und die Menschen singen ausgelassen mit. Nebenan im Ratsstüble versprüht die Gruppe Aisleng Folk-Feeling. Sie hat ebenso wie die Nachwuchsband The Hoovers im Falken-Kebap Lokalnacht-Premiere. Vor allem Jugendliche zieht es zu ihrem lauten Heavy Metal-Sound. „Das ist der Härtefall“, lacht eine Kneipenbummlerin mittleren Alters und ein anderer schmunzelt: „Da braucht man ja anschließend ein Hörgerät.“

Das braucht man nicht bei Angie. Die Ex-Neuensteinerin, die im Rössle aufspielt, zählt mit ihren Schlagern und Oldies als Geheimtipp. Die Leute singen, klatschen und schunkeln mit. „Angie ist für uns das Highlight“, verrät der Pfedelbacher Martin Petraschka, der mit seinen Freunden durch die Kneipen zieht.

Schwofen

Kein Geheimtipp sind Sad Max and the Gangsters of Love. Kein Durchkommen ist im Charisma, wenn sie ihrer Spiellust frönen. „Ich brauche ab und zu die Rolling Stones und hier kriege ich sie“, verrät die Neuensteinerin Ute Boettinger. Schwofen? Fehlanzeige. Dazu besteht bei fetzigem Rock’n Soul von Beatmens Walk im Sportheim und bei Soul, Funk und Groove der Alley-Cats im Feuerwehrmagazin bis 1 Uhr genügend Gelegenheit. Zuvor hatten dort die Rapper und Hip-Hopper von Awanee Entertainment t und Fal’n X eingeheizt.

Aller guten Dinge sind drei? TSV-Pressewart Rainer Gaukel glaubt das nicht. „Die Lokalnacht ist zum Selbstläufer geworden.“ Besucher und Bands haben gleichermaßen viel Spaß. Also auf ein Neues.

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