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Stuttgart
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Wie eh und je ein Hurrikan

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Die Scorpions spielten am Montagabend vor 10.000 Zuschauern in der Stuttgarter Hanns-Martin-Schleyer-Halle.

Von Andreas Gugau

 

Das allseits bekannte „Wind of Change“ hängt ihnen immer nach. Und das Pfeifen kommt auch noch vom Band - zumindest bevor’s richtig losgeht. Dabei sind die Scorpions nach wie vor eine echte Rockband. Eine Rockband, die auch für ihre Balladen berühmt ist, keine Frage. Und „Wind of Change“ ist der am lautesten bejubelte Song am Montagabend in der Stuttgarter Hanns-Martin-Schleyer-Halle. Aber das ist eben nur ein Teil des Erfolgs. Der andere Teil ist echter, handgemachter, lauter Rock and Roll.

Vor rund 10.000 Zuschauern lassen es Deutschlands erfolgreichste Rockband nochmal so richtig krachen - und das drei Jahre nach der großen Abschiedstournee. Stuttgart ist das erste Deutschland-Konzert der Hannoveraner Band, nach ausverkauften Konzerten in den USA, Asien und Osteuropa.

Gut 90 Minuten lang gibt es eine Tour durch 50 Jahre Musikgeschichte. So richtig loslassen können sie offenbar noch immer nicht, wiewohl jetzt zunächst einmal nichts mehr geplant sei, wie Bandgründer und Gitarrist Rudolf Schenker im Vorfeld gegenüber der Heilbronner Stimme gesagt hat. Dabei stellt sich ohnehin die Frage, was ein Rudolf Schenker machen will, wenn er nicht mehr auf der Bühne steht.

Von Müdigkeit ist in Stuttgart jedenfalls nichts zu sehen. Nach wie vor erklimmt der Gitarrist mit seiner typischen Flying-V-Gitarre mühelos die Podeste an den Rändern der Bühne, springt immer mal wieder und - deutlich zu hören wenn man nahe genug vor der Bühne steht - singt und schreit lauthals mit. Dabei ist der Gesangsteil bei Klaus Meine ja nach wie vor in guten Händen. 

Der bekommt die eine oder andere Pause. „Coast to Coast“ war schon immer ein Song, bei dem der Sänger sich erholen könnte, Matthias Jabs’ Instrumentalstück „Delicate Dance“ kommt kurz vor der Hälfte des Konzerts, zum Ende hin mit „In the Line of Fire“ und dem im Vergleich zu früheren Konzerten auf ein erträgliches Maß gekürztes Schlagzeugsolo von James Kottak gibt es nochmals einige Minuten zum Verschnaufen. Ansonsten aber ist Klaus Meines Stimme wie bekannt präzise, scharf und unverwechselbar und eben auch kein bisschen altersmüde.

Vielleicht, man weiß es ja nicht so genau, war das die letzte Arenen-Tournee der Scorpions. Und da tun sie gut daran, nochmals durch die eigenen Musikgeschichte zu gehen. Immerhin haben sie mit 18 Studioalben und rund 100 Millionen verkauften Tonträgern ja auch einiges im Repertoire. Ein nettes Medley aus Stücken der 1970er-Jahre zum Beispiel. „Top of the Bill“ und „Steamrock Fever“ dürfte die Band schon 1977 gespielt haben, als sie im Paulussaal in Neckarsulm auftraten.

Aber - erstaunlich genug - auch nach fünf Jahrzehnten ist der Band noch etwas Neues eingefallen und so kommt „We built this House“ vom jüngsten Album beispielsweise ausgesprochen gut an, genauso wie der kleine Knaller „Rock ’n‘ Roll-Band“, der zwar erstmals beim MTV-Unplugged-Projekt auftauchte und dann ebenfalls auf dem letzten Studioalbum vertreten war. Der Song stammt aber schon aus den 1980er-Jahren wie man weiß, seit die Scorpions ihre alten Platten mit Bonusmaterial wie Demoaufnahmen neu veröffentlicht haben.

Zum Ende des Konzerts bringt die Band in Stuttgart nochmals ihr Best of, spielt „Blackout“ und „Big City Nights“, als Zugabe das epische „Still loving you“ und natürlich darf auch „Rock you like a Hurricane“ nicht fehlen. Dazu gibt’s Konfettiregen, Applaus vom und fürs Publikum. Dass nach 50 Jahren Schluss ein soll? Schwer vorstellbar. 

 

Hintergrund

Die Scorpions wurden 1965 von Rudolf Schenker bei Hannover gegründet, der das einzig verbliebene Gründungsmitglied ist. Bereits 1969 stieß Sänger Klaus Meine dazu, Matthias Jabs kam 1979 zur Band. Den Bass spielt seit 2003 Pawel Maciwoda, Schlagzeuger James Kottak ist seit 1996 dabei. 

Website: www.the-scorpions.com

 

 

 

 

 

 

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