Rammstein rocken Commerzbank-Arena in Frankfurt
Die Berliner Band inszeniert am Samstagabend eine Rockoper in der ausverkauften Commerzbank-Arena. Mit dabei haben Rammstein eine ausgefeilte Bühnenshow und die bandtypischen Provokationen.

Nein, mit einem normalen Rockkonzert hat ein Auftritt von Rammstein nur noch wenig zu tun. Zu durchgetaktet ist die hochtechnisierte Bühnenshow inzwischen, zu inszeniert noch jedes kleinste Showdetail. Und so gleicht auch das Konzert der Berliner Rockband in der ausverkauften Frankfurter Commerzbank-Arena am Samstagabend mehr einer bis ins letzte Detail geplanten Rockoper.
Mit einer lauten Explosion auf den ersten Schlagzeugschlag startet die sechsköpfige Band mit dem noch gemächlich-getragenen „Was ich liebe“, nachdem sie in Nebelschwaden und zu Georg Friedrich Händels „Feuerwerksmusik“ die Bühne betreten hat. Danach spielen sich Rammstein durch eine Setlist ihrer sieben Studioalben – immer mit der bandtypischen Mischung aus Hardrock mit brachialen Riffs und Anleihen aus Metal und Industrial.
Der muskulöse Frontmann Till Lindemann steht mal einem Soldaten gleich, sorgsam die Hände hinter dem Rücken verschränkt, am Mikrofon, mal ist er Meister großer Gesten und fegt grimassenschneidend über die Bühne. Fast schon stoisch wirken dagegen die beiden Gitarristen Paul Landers und Richard Kruspe, Keyboarder Flake wedelt dazu ganz in Gold gekleidet hyperaktiv mit den Armen.
Frontmann Till Lindemann steht mal einem Soldaten gleich am Mikrofon, mal fegt er grimassenschneidend über die Bühne
Videoleinwände sind auf der großflächigen, im Industrielook gestalteten Bühne nicht notwendig. Die Musik steht bei Live-Auftritten von Rammstein aber auch nicht im Vordergrund, sondern die ausgefeilte Bühnenchoreographie.
Provokationen? Gibt es bei den Shows inklusive und sind pure Willkür. Beim Song „Puppe“ wird ein überdimensional großer Kinderwagen mit einem Flammenwerfer in Brand gesetzt, bei „Pussy“ setzt sich Lindemann auf eine riesige, phallusartige Kanone und spritzt Schaum ins Publikum, bei „Mein Teil“, dem Lied über den Kriminalfall des „Kannibalen von Rotenburg“ , wird Keyboarder Flake in einen riesigen dampfenden Kochtopf gesteckt.

Dazu kommen jede Menge Pyro- und Feuertechnik und eine extravagante Lichtshow. Die Fans sind von Anfang an dabei, feiern textsicher die 21 Songs, recken immer wieder die geballten Fäuste in die Luft. Auch bei „Heirate Mich“, „Rammstein“ und „Du riechst so gut“ - drei Songs von Rammsteins ungestümem und unbequemem Debütalbum „Herzeleid“ aus dem Jahr 1995.
Extravagante Lichtshow
Vor dem Song „Ausländer“ gibt es einen unkommentierten Beitrag zur Flüchtlingsthematik: Die Band wird vom Publikum in Schlauchbooten auf Händen Richtung Bühne getragen, Sänger Till Lindemann empfängt mit einem großen „Willkommen“-Schild. Der Song „Deutschland“, der im Vorfeld schon für Kontroversen gesorgt hatte, da die Band im Musikvideo in Kleidung von KZ-Häftlingen aufgetreten war, wird von einem elektronischen DJ-Set eingeleitet.
Ansagen gibt es von der Band keine, was jedoch nicht weiter stört, da dies wohl am mystisch-düsteren Image der Band kratzen würde. Dafür verbeugen sich die Musiker brav vor der ausverkauften Arena, um mit einer Chor-Version von „Engel“ auf einer Bühne mitten im Publikum auf die Zielgerade einzubiegen. Nach mehr als zwei Stunden endet, natürlich mit viel Getöse, und dem Song „Ich will“ ein beeindruckendes Konzert – das letzte in Deutschland in diesem Jahr. 2020 kommt die Band auch nach Stuttgart. Sie spielt am 2. und 3. Juni gleich zwei Konzerte in der Mercedes-Benz-Arena. Beide Auftritte waren nach wenigen Minuten ausverkauft.