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Hits aus 40 Jahren
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Herbert Grönemeyer eröffnet Schlosslichtspiele Karlsruhe vor 20.000 Fans – so lief das Konzert

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Vor spektakulärer Kulisse und 20.000 begeisterten Fans hat der Altmeister der deutschen Musikgeschichte seine größten Hits gespielt. Dabei hat Grönemeyer klare politische Ansagen gemacht.


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Es war ein furioser Auftakt für die Schlosslichtspiele in Karlsruhe: Am Freitagabend hat Herbert Grönemeyer vor der einzigartigen Schlosskulisse ein Konzert gegeben. Mehr als zwei Stunden lang spielte der Altmeister seine Hits, erzählte Anekdoten und machte klare politische Ansagen – wie erst kürzlich beim CSD in Berlin. Schließlich feiern die Schlosslichtspiele 75 Jahre Grundgesetz: Wer würde da besser zur Ouvertüre passen als ein seit Jahren politisch und sozial engagierter Musiker wie Grönemeyer? Vor allem aber ist der 68-Jährige ein großartiger Bühnenkünstler, der seit 40 Jahren musikalische Erfolge feiert.

Die größten seiner Hits spielt er in Karlsruhe, nachdem er mit 20 Minuten Verspätung auf die Bühne tanzt und hüpft. „Als Ingenieur wird man nicht alt“, ruft Grönemeyer und fordert das Publikum zu mehr kreativer Lebensfreude auf. Die Energie springt augenblicklich über. Im Schlosspark jubeln rund 20.000 Menschen, wobei nur im vorderen Bereich tatsächlich der Blick zu Bühne frei ist. Auf dem Rasen im Schlosspark breiten trotzdem viele ihre Decken aus, um das Konzert auf Leinwänden zu verfolgen. Es herrscht Festivalstimmung mitten in der Stadt.

Herbert Grönemeyer hat vor 20.000 Fans vor dem Schloss in Karlsruhe gespielt. 
Foto: Ochs
Herbert Grönemeyer hat vor 20.000 Fans vor dem Schloss in Karlsruhe gespielt. Foto: Ochs  Foto: Ochs, Tanja

Herbert Grönemeyer in Karlsruhe: Er ist einfach da

Grönemeyer ist eine Instanz der deutschen Musikgeschichte, seine Bühnenpräsenz nach wie vor beeindruckend, die Stimme unverkennbar rau, undeutlich und kraftvoll. Während er Balladen wie „Halt mich“ oder „Flugzeuge im Bauch“ am Piano selbst begleitet, rennt er bei den mehrheitlich rockigen Stücken  unablässig über die ganze Bühne, passt den Text gelegentlich auf Karlsruhe an und bietet neue Versionen. Immer wieder geht er auf dem Steg vor der Bühne bis nach vorne zum Publikum. Lebensfreude und Begeisterung strahlt er aus, dafür braucht er weder Feuerwerk noch Kostümwechsel. Er ist einfach da.

Die Karlsruher werden schnell davon mitgerissen. „Los jetzt“, brüllt der Meister und die Masse singt und klatscht und tanzt. Es ist ein großes Fest an diesem Abend, ein ganz besonderes dazu, denn begleitend zu den 24 Liedern werden Bilder an die 170 Meter lange Schlossfassade projiziert. Mal bunt und abstrakt, mal symbolisch. Die Band ist zu sehen, Grönemeyer selbst, aber auch Fotos, die Geschichten erzählen. Spektakulär sind die Bilder aus alten Bergarbeiter-Glanzzeiten aus Bochum, „eine Kleinstadt so schön wie Karslruhe“, die während der Hymne an Grönemeyers Heimat auf der Fassade zu sehen sind.

1984 feierte Grönemeyer nach vier erfolglosen Alben damit seinen musikalischen Durchbruch. Das Album „4630 Bochum“ landete - wie alle seine Nachfolger bis 2018 - auf Platz eins der deutschen Albumcharts. 

Die Kulisse in Karlsruhe ist einzigartig, die 170 Meter lange Schlossfassade wurde während des Konzerts zur Projektionsfläche. Foto: Ochs
Die Kulisse in Karlsruhe ist einzigartig, die 170 Meter lange Schlossfassade wurde während des Konzerts zur Projektionsfläche. Foto: Ochs  Foto: Ochs, Tanja

Von „Zeit, dass sich was dreht“ bis „Alkohol“ – Grönemeyer singt seine größten Songs

Der Abend beginnt allerdings mit „Das ist los“, das erst im März 2023 auf dem gleichnamigen Album erschien.  Es folgen Songs aus den vergangenen Jahrzehnten, von „Sekundenglück“ bis „Alkohol“, die zuweilen in beeindruckende Gitarren- oder Saxophonsolo münden. Der Bruchsaler Marcus Zimmermann, der das Vorprogramm mit eigenen Hits gespielt hat, steht ebenfalls mit Grönemeyer auf der Bühne und hat bei „Doppelherz“ seinen Front-Stage-Auftritt. Später bei der ausdauernden Zugabe, bei dem das Publikum „Land unter“ lauter als die Band singt und den Fußballsong „Zeit, dass sich was dreht“ feiert, hat man das Gefühl, Grönemeyer möchte genauso ungern nach Hause gehen wie die Fans vor der Bühne.

Gerührt dankt er ihnen für den fantastischen Abend. Und nutzt die Gelegenheit, alle dazu aufzurufen, die Demokratie zu schützen. Eine solche Situation habe er noch nie erlebt. „Wir wollen den braunen Geist hier nicht“, ruft der Musiker. Er schmettert „Angstfrei“, während die Artikel des Grundgesetzes auf der Schlossfassade erscheinen.

Grönemeyer in Karlsruhe: Anekdoten über schönen Beine

Aber Grönemeyer ist nicht nur mit einem klaren Statement gegen rechts nach Karlsruhe gekommen, er ist auch in Plauderlaune und erzählt humorvoll und kokett die eine oder andere Anekdote, scherzt über sein „unverschämt gutes Aussehen“ und seine wunderschönen langen Beine, über seine sehr protestantisch Erziehung. Erzählt, dass kein fremder Mann in seiner Küche saß, als er „Was soll das“ schrieb. Dass „Schattnmblk“ bei der Plattenfirma durchfiel, weil niemand den Titel verstand - bis er das Lied „Flugzeuge im Bauch“ nannte.

Und dass er Musik für alle Zwecke bietet, schließlich könne man sie spielen, wenn Gäste kommen, aber auch wenn Gäste wieder gehen sollen. Gehen will an diesem Abend keiner, am Samstag folgt das zweite Konzert. Wieder ausverkauft. Zur Sicherheit gibt Grönemeyer am Freitag noch eine extra Zugabe, „damit wir morgen wieder spielen dürfen“.

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