Die Fantastischen Vier live in Bad Mergentheim: Reden ist Silber, bleiben ist Gold
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Die Show ist nicht spektakulär, die Stimmung dennoch bestens, wenn die Fantastischen Vier im Schlosshof auftreten. Neben neuen Songs aus „Long Player“ performen die Stuttgarter Hip-Hopper viele Klassiker.
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So richtig können oder wollen sie sich nicht darauf einigen, wann genau sie denn nun alle zusammengefunden haben. Liegt es wirklich schon 42 Jahre zurück, wie einer der Fantas am Sonntag beim Auftritt in Bad Mergentheim behauptet? Kurz wird auf der Bühne herumgerechnet, ohne übereinstimmendes Ergebnis. Ein wenig Inszenierung wird wohl auch mit im Spiel sein. Denn den offiziellen Geburtstag haben sie natürlich parat: 7. Juli 1989. An jenem Tag traten Michael Bernd Schmidt, Thomas Dürr, Michael Beck und Andreas Rieke erstmals unter dem Namen Die Fantastischen Vier in einem ehemaligen Kindergarten in Stuttgart-Wangen auf.
So oder so sind die Mittfünfziger damit lange im Geschäft. Echte „Long Player“ eben, wie der bewusst doppeldeutige Titel ihres elften Studioalbums heißt – und die aktuelle Tour, mit der die Hip-Hopper zum Abschluss des fünftägigen Open-Airs „Live im Schloss“ mit insgesamt 15 .000 Besuchern Station machen, nachdem dort zuvor die US-Rocker Lynyrd Skynyrd, Singer-Songwriterin Lea und die Dino-Metal-Band Heavysaurus vorbeigeschaut haben.
Selbst die „Endzeitstimmung“ klingt bei den Fantastischen Vier vergnügt
Dass einige im Publikum die Pioniere des Deutschraps bereits ein Weilchen begleiten und andere schon länger, wissen und witzeln die Herren. Nach 2015 und 2022 ist es das dritte Mal, dass sie in Bad Mergentheim auftreten. Wie eine riesige Familienfeier wirkt es, wenn die Fans im Schlosshof die Fantas feiern. Deren Show ist nicht spektakulär, ein bisschen Live-Video-Action auf überdimensionierten Leinwänden, dazu eine gute Band, die Musik ein Mix aus Hip-Hop, Pop, Soul, Funk und einigen experimentelleren Sounds, das war’s auch schon. Wie die schwarzgekleideten Vier mit neuen Songs und alten Klassikern bei drei Generationen für gute Laune sorgen, ist dafür umso effektiver. Wenn die Gruppe beispielsweise die „Endzeitstimmung“ thematisiert, klingt sogar das vergnügt mit viel „Na na na“.
Sind „Long Player“ im Musikbusiness und zum dritten Mal in Bad Mergentheim: Smudo, Thomas D., Michi Beck und And.Ypsilon (von links).
Foto: Feil, Christoph
Von politischen Botschaften befreite Partymusik, statt gesellschaftskritischer Hip-Hop: Darin lag bereits 1992 das Erfolgsrezept von Smudo, Thomas D., Michi Beck und And.Ypsilon, als sie mit „Die Da!?!“ ihren Durchbruch erlebten, wie Musikkritiker Jens Balzer in „No Limit“, seiner Popkulturgeschichte jenes Jahrzehnts, erinnert. Performen die Fantas an diesem Abend den gerappten Witz über zwei Freunde, die sich unwissentlich in dieselbe Frau verguckt haben, ist das ein Moment, der von vielen festgehalten werden will: Reihenweise werden Smartphones in die Höhe gereckt.
Textsicherheit beweisen die Besucher sowieso bei Hits wie „Sie ist weg“, „MfG“ oder „Zusammen“, dem offiziellen WM-Song der ARD 2018. „Troy so troy“ singt die Menge einfach selbst weiter bei jener Nummer über die unverbrüchliche Beziehung zwischen Fans und Band, bis diese ironisch abwinkt: „Wenn wir nicht so Zeitdruck hätten...“
Alben: Das Neueste, das Erfolgreichste, das Beste
Sechs Jahre mussten Fans auf ein neues Studioalbum der Fantastischen Vier warten: „Long Player“, die Nummer elf, ist im Oktober erschienen. Als erfolgreichstes Album der Gruppe gilt deren zweites Album „Vier gewinnt“ von 1992. „Lauschgift“, die vierte, 1995 veröffentlichte Scheibe werten Kritiker als bestes Album der Hip-Hopper.
Nahestehende Menschen verloren: Bei „Inferno“ wird Thomas D. emotional
Politisch wird’s dann doch ein bisschen, als die Hip-Hopper dazu aufrufen, die Aktion „Pfand gegen Nazis“ zu unterstützen. Auch setzen Fantas und Band mit gut sichtbaren Aufdrucken auf T-Shirts Statements: „The Power for the People“ ist da zu lesen und „Tschüss Hass. Moin Liebe“.
Kein Geheimnis machen die vier Legenden daraus, dass sie mittlerweile Ko-Texter hinzuziehen, um ihrer Kreativität auf die Sprünge zu helfen. Nicht so bei „Inferno“, einem emotionalen Song, den Thomas D. solo performt und der verhandelt, wie begrenzt unser aller Zeit ist. Dass er mittlerweile auf mehr Beerdigungen als auf Hochzeiten sei, Menschen verloren habe, die ihm nahestanden, erzählt der gelernte Friseur bei seiner Anmoderation.
Die Fantastischen Vier drehen 90 Minuten lang auf
Ansonsten drehen Thomas D. und Michi Beck 90 Minuten und vier Zugaben lang gehörig auf, die beiden hüpfen munter über die Bühne, wedeln mit Schals. Kollege Smudo beweist dafür am Mikrofon, wie schnell er ist – etwa bei der rasant-ausgelassenen Nummer „Smudo in Zukunft“ –, während And.Ypsilon als Klangtüftler im Hintergrund die Geräte bedient und umso mehr bejubelt wird, wenn er mal ein Solo hat.
Wie lange man die vier unterschiedlichen Charaktere in dieser Konstellation auf der Bühne noch erleben wird? Die Antwort, wenn man so will, geben sie selbst auf ihrem neuen Album und an diesem Abend mit dem Track „Aufhören“: „Reden ist Silber, bleiben ist Gold, Fortsetzung folgt.“
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