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Ausbau im Deutschhof Heilbronn
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Ein kleiner Vorgeschmack auf die Kunst, die kommt

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Für einen Tag und einen exklusiven Kreis öffnet das neue Studio Vogelmann im Deutschhof Heilbronn – ab Februar sollen die neuen Ausstellungsräume der Städtischen Museen dann für alle fertig sein.

Blick ins neue Studio Vogelmann im Dachgeschoss im Deutschhof. Wo einst die Archäologie untergebracht war, schlagen die Städtischen Museen Heilbronn ab Ende Februar 2025 den Bogen von der Kunst um 1800 bis zur Gegenwart.
Blick ins neue Studio Vogelmann im Dachgeschoss im Deutschhof. Wo einst die Archäologie untergebracht war, schlagen die Städtischen Museen Heilbronn ab Ende Februar 2025 den Bogen von der Kunst um 1800 bis zur Gegenwart.  Foto: Ralf Seidel

Dass international renommierte Künstler wie Thomas Schütte, dem das New Yorker MoMA derzeit eine Ausstellung widmet, Biennale-Preisträger wie Gregor Schneider und Franz Erhard Walther oder eine Bildhauerin und Grenzgängerin wie Ayşe Erkmen nach Heilbronn kommen, ist keine Selbstverständlichkeit. Sie alle sind Träger des Ernst-Franz-Vogelmann-Preises der gleichnamigen Stiftung für zeitgenössische Plastik.

Keine Frage: Ohne privates Engagement wäre die Kultur arm dran. Aber auch die Stadt Heilbronn setzt immer wieder Zeichen, was ihr das Thema bedeutet. So wurde in zwei Etappen in den vergangenen Monaten das Museum im Deutschhof saniert, erstmals seit seiner Eröffnung 1991. Im Dachgeschoss, wo viele Jahre die Archäologie untergebracht war, ist ein Studio für die Kunst entstanden. Die künftige Dauerausstellung dort wird voraussichtlich erst ab 18. Februar 2025 komplett eingerichtet und für alle Kunstfreunde zugänglich sein.

Unterm Dach des historischen Deutschhofs

Als Referenz an Ruth Reinwald, langjährige Stiftungsvorsitzende, Partnerin von Ernst Franz Vogelmann und Mäzenin, tragen die neuen Ausstellungsräume unterm Dach des historischen Deutschhofs nicht nur den Namen Studio Vogelmann. Auch wurde kurz vor ihrem 100. Geburtstag gestern in kleiner Runde der Presse das Studio schon einmal vorgestellt. Im Juli war Reinwald im Alter von 99 Jahren gestorben.

Für diesen Samstag nun haben die Städtischen Museen und die Stiftung einen erlauchten Kreis eingeladen zur Einweihung der noch nicht kompletten Ausstellungsetage. Planung und Bauleitung verantwortet das Gebäudemanagement der Stadt Heilbronn, die Kosten von einer Million Euro tragen die Stadt mit 600 000 Euro und die Stiftung mit 400 000 Euro.

Auf den ersten Blick sieht alles fertig aus

Die Sanierung im Dachgeschoss mit Oberlichtfenstern wirkt vielversprechend für die Inszenierung von rund 100 Arbeiten: eine Art Best of aus der Sammlung der Städtischen Museen, etwa 80 Bilder und Skulpturen, sowie 20 Arbeiten, die aus Geldern der Vogelmann-Stiftung angekauft wurden wie auch die Multiples aus dem Beuys-Konvolut, das mit Stiftungsgeldern einst erworben wurde. Es sieht auf den ersten Blick fertig aus, einiges an Technik „muss noch“, sagen die Verantwortlichen. Ausgewählte Arbeiten wird es an diesem einen, im Wortsinn exklusiven Tag der Öffnung am Samstag zu sehen geben: ein Tableau von Hal Busse, eine Wandarbeit von Ingeborg Schäffler-Wolf, zwei regionale Künstlerinnen mit internationaler Strahlkraft, Büsten von Auguste Rodin, Henri Matisse und Julio González, eine impressionistische Landschaft von Hans Purrmann, eine kubistisch-expressive von Martel Schwichtenberg. Und schließlich Plastiken von Ayşe Erkmen, Thomas Schütte und Beispiele der Beuys-Multiples im „eigentlichen Studio Vogelmann“, wie Museumschef Marc Gundel den hinteren Raum nennt. Gespannt darf man sein auf das Kinderzimmer von Gregor Schneider, jüngst erworben aus dem Etat der Städtischen Museen.

Seit 2007 loben die Ernst-Franz-Vogelmann-Stiftung und die Städtischen Museen alle drei Jahre den Vogelmann-Preis für zeitgenössische Skulptur aus. Arbeiten der Preisträger sind ab Ende Februar im neu gegründeten Studio im Deutschhof zu sehen, das Gros der präsentierten Werke allerdings kommt aus der Sammlung der Städtischen Museen. Eine Million Euro kostet der Ausbau im Dachgeschoss, 600 000 Euro übernimmt die Stadt, die Stiftung 400 000, die dem gesamten Studio ihren Namen geben darf. 

Schneiders Arbeitsschwerpunkt sind gebaute Räume, für sein „Totes Haus u r“ wurde der renommierte Künstler 2001 mit dem Goldenen Löwen der Biennale in Venedig ausgezeichnet. Vergangenen Sommer bespielte Schneider die gesamte Kunsthalle an der Allee, eine Schau, die allerdings mehr überregionales denn regionales Interesse geweckt hat.

"Kultur ist das Gegenteil von Dekadenz"

Die Konzeption der künftigen Dauerpräsentation? Bilder und Skulpturen von 1800 bis zur Gegenwart zeigen Entwicklungen auf und Positionen regionaler wie internationaler Künstlerinnen und Künstler. Die intime Kabinett-Atmosphäre unterm Dach kommt den überwiegend kleinen Formaten der Sammlung der Städtischen Museen zupass. Aber wie gesagt, das gemeine Publikum muss sich noch bis Ende Februar gedulden.

An der Ernsthaftigkeit der Stadt Heilbronn, in Kultur zu investieren, will Oberbürgermeister Harry Mergel bei dieser ersten Vorstellung keinen Zweifel aufkommen lassen. „Kultur ist das Gegenteil von Dekadenz, und die gilt es zu verhindern.“

Wie wichtig es Ernst Franz Vogelmann (1915-2003), dem Unternehmer und Kaufmann, war, Kunst in seiner Heimatstadt zu fördern, auch um Menschen von außerhalb anzuziehen, daran erinnert Stiftungsvorsitzende Barbara Flosdorf-Winkel. Während Hausherr Marc Gundel die Dimension von Kunst und Kultur lapidar auf den Punkt bringt: „Sie reflektieren ihre Zeit.“             

Multiples aus der Beuys-Sammlung und ein Porträt des Meisters.
Multiples aus der Beuys-Sammlung und ein Porträt des Meisters.  Foto: Ralf Seidel
Die Kosten für den Glaskopf von Thomas Schütte aus Muranoglas hatten sich die Städtischen Museen und die Ernst-Franz-Vogelmann-Stiftung 2014 geteilt.
Die Kosten für den Glaskopf von Thomas Schütte aus Muranoglas hatten sich die Städtischen Museen und die Ernst-Franz-Vogelmann-Stiftung 2014 geteilt.  Foto: Ralf Seidel
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